Mit “Der Schneeleopard” ist nun nach zwei Jahren Wartezeit der 11. Band der Rizzoli-&-Isles-Reihe von meiner persönlichen Lieblings-Thriller-Autorin Tess Gerritsen erschienen.
In Botswana, tief im Buschwald, ohne Funkkontakt und inmitten hungriger Raubtiere, ist eine Gruppe Urlauber auf Safari, die sie das Leben kosten kann.
In Boston ist scheinbar auch ein Raubtier unterwegs. Zumindest ermitteln Jane Rizzoli und Maura Isles in einem Fall, in dem das Opfer brutal hingerichtet wurde. Er, der selbst verschiedenste Tiere geschossen, ausgeweidet und präpariert hat, wurde selbst aufgehängt und ausgeweidet, wie die vielen Tiere, deren Schädel er in seiner Wohnung an den Wänden hängen hat. Bald wird klar, dass dies kein Einzelfall ist – seit Jahren finden sich in verschiedenen Staaten diverse solcher Fälle.
Für mich sind die Thriller von Tess Gerritsen der Maßstab, was gute Thriller angeht. Seit Jahren verschlinge ich ihre Bücher und warte voller Spannung auf eine neue Geschichte der taffen Polizistin Jane Rizzoli und der unnahbaren Maura Isles. Seitdem ich das Cover von “Der Schneeleopard” in den Verlagsvorschauen entdeckt hatte, fieberte ich der Veröffentlichung entgegen. Zugegebenermaßen habe ich viele Lieblingsautoren – aber Gerritsen gehört für mich direkt an die Spitze dieser langen Liste.
Insofern sind meine Erwartungen immer sehr hoch, was einen neuen Rizzoli-&-Isles-Thriller angeht, so ist es eigentlich nicht ganz so verwunderlich, dass diese diesmal ausnahmsweise nicht vollends erfüllt wurden. Dabei ist die Handlung hinter “Der Schneeleopard” sehr brutal, sehr blutig und wie gewohnt auch sehr detailliert. Raubtiere sind hier das entscheidende Stichwort. Wir lernen viel über die Jagd, das Ausweiden und Präparieren von Tieren – auch von seltenen oder gar vom Aussterben bedrohten Tierarten. Insofern ist dies sicherlich kein Buch, welches ich Vegetariern empfehlen würde. Doch wer keine blutigen Details wissen möchte, der ist bei Gerritsen sowieso grundlegend eher falsch. Am besten haben mir dabei besonders die zwei parallel laufenden Handlungsstränge gefallen – in Botswana und in Boston. Erst nach und nach wird klar, was es gerade mit den Erlebnissen in Botswana auf sich hat.
Neben einer blutrünstigen und gewohnt detaillierten, vielseitigen Handlung nimmt die Geschichte aber auch sehr viel Bezug auf zu diversen Geschehnissen in den vorherigen zehn Büchern. Sowohl Jane als auch Maura haben eine lange Vorgeschichte und auf vieles wird angespielt, viel Offenes aus dem Vorgänger “Abendruh” wird wieder aufgegriffen. Das hat mir an sich zwar sehr gut gefallen, jedoch blieb am Ende der Eindruck, dass sich eigentlich nicht viel Neues getan hat – zumindest geschieht in Janes oder Mauras Leben nicht allzu viel und große Veränderungen sind auch nicht zu erwarten. Hier hätte ich mir eventuell doch etwas Mehr Geschehen gewünscht, zumal meiner Meinung nach auch genügend Potenzial für etwaige Geschehnisse vorhanden gewesen wäre.
Was mich diesmal leider ein wenig enttäuscht hat, war der Spannungsfaktor. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass ich, wenn ich einmal angefangen habe, nicht aufhören kann mit Lesen, bis die letzte Seite gelesen ist und der Mörder gefangen. Bis dahin mache ich kein Auge zu und verlasse auch selten meinen Leseplatz. Zwar habe ich auch dieses Mal die rund 400 Seiten innerhalb kürzester Zeit gelesen, allerdings fehlte mir dabei ein wenig dieser “Ich-kann-nicht-aufhören”-Effekt. Die Handlung war an sich natürlich spannend, allerdings nicht ganz so mitreißend und atemraubend wie ich es üblicherweise von den Thrillern der Autorin gewohnt bin. An den Geschichten der Autorin schätze ich sonst auch die vielen Wendungen und Überraschungen. Bisher konnte sie mich mit diesen fast immer überraschen, bei “Der Schneeleopard” waren sie fast nicht vorhanden.
“Der Schneeleopard” ist ein spannender und sicherlich lesenswerter Thriller für all diejenigen, die es gerne blutig mögen. Für eingefleischte Gerritsen-Fans geschieht allerdings nicht viel Neues und obwohl ich den elften Rizzoli-&-Isles-Thriller zwar immer noch sehr mochte, ist er leider doch definitiv nicht der beste Gerritsen. Trotzdem beginnt nun für mich wieder das lange Warten auf Band Zwölf.