Klappentext:
Vielleicht hätten Lucy Houston und Mickey Chandler sich nie verlieben dürfen. Und erst recht nicht heiraten. Denn beide haben ein schweres Schicksal zu tragen. Doch die Liebe geht ihre eigenen Wege, und so führen Lucy und Mickey eine ungewöhnliche, aber glückliche Ehe. Als ihr Leben eine dramatische Wendung nimmt, wird die Kraft ihrer Gefühle einer harten Prüfung unterzogen.
Das Buch hatte ich vor einiger Zeit bei Vorablesen entdeckt und mir gefiel der Titel des Buches auf Anhieb. Klingt schon nach Tragödie, oder? Der Klappentext bestätigte dann noch meine Vermutung, dass ich mit Tanz auf Glas ein Buch in der Hand hielt, das meine Tränendrüse auf äußerste strapazieren sollte.
Du nimmst ein Buch zur Hand und weißt einfach, das hier wird nicht gut enden. Gar nicht gut. Du liest es trotzdem und wunderst dich eigentlich nicht, warum du am Ende heulend das Buch zur Seite legst und dich fragst, warum du das gerade gelesen hast und warum zum Teufel die Welt so ungerecht ist.
So erging es mir, als ich Mickey und Lucys Geschichte las. Wir lernen Lucy schon als kleines Mädchen kennen, die sich mit viel Fantasie gleich in mein Herz geschlossen hatte, aber dessen Leben von ihrer ersten Tragödie überschattet wurde. Und weitere sollten über die Jahre folgen, die der Leser in Form von Rückblenden miterleben darf. Trotz der ganzen Rückschläge ist aus Lucy eine optimistische, charakterstarke Frau geworden, die auch mit ihren 33 Jahren weiterhin mein Herz eroberte. Ein Grund sind ihre beiden Schwestern Lilly und Priscilla, ein anderer Grund ist Mickey. Ihr Mann seit 11 Jahren. Selten habe ich von so einer komplizierten und gleichzeitig schönen Liebe gelesen. Denn beide tragen jeweils eine schweren Last auf ihren Schultern. In Lucys Familie wird ein Krebs-Gen an Frauen vererbt, dass wie Damokles Schwert über Lucy und ihre Schwestern schwebt. Ihre Mutter ist schon daran gestorben und auch sie hatte den Krebs mit 27 bekämpft. Mickey hingegen ist schwer Bipolar, manisch-depressiv. Trotz allen Widerständen von Mickey und anderen Hindernissen, lieben sich die beide auch heute noch. Während ihrer Ehe haben sie sich aber eines geschworen: keine Kinder.
Natürlich kommt es so, wie es kommen musste. Und keiner weiß was zu tun ist. Beide haben ihre Vorgeschichte und stimmen überein, dass kein Kind in solche Familie hineingeboren werden sollte.
Ka Hancock hat mit Tanz auf Glas ein wirklich tolles Debüt geschrieben. Mit viel Feingefühl geht sie mit den Themen Krebs, Depression und Manie um. Gerade weil sie aus dem Bereich der Psychiatrie kommt, spiegelt sich ihr Wissen in den Charakteren wider. Vor allem in Mickey. Im jeden Kapitel erfährt der Leser etwas aus Mickeys Therapie-Tagebuch. Seine innersten Gedanken, wie er die Depression und Manie erlebt, wie sehr er Lucy liebt, und was er über das Baby denkt. Er war für mich der interessanteste Charakter. Ich fand es ebenfalls fruchtbar interessant und erschreckend zugleich, wie wenig man selbst sein kann und inwiefern sich das auf andere Aspekte des Lebens beeinflusst, wenn man unter dieser Krankheit leidet. Und gleichzeitig fand ich es auch sehr mutig von Lucy, sich nicht davon abschrecken zu lassen und ihn trotzdem so zu lieben wie er ist.
Sicher, an der einen oder anderen Stelle wurde es leicht dramatisch und etwas kitschig, aber irgendwie hat Ka Hancock immer noch die Kurve bekommen. Das liegt auch an ihren guten und flüssigen Schreibstil, der mir sehr gefallen hat. Über das Ende kann ich nur sagen, dass ich es für das Buch angemessen halte. Alles andere wäre völlig unlogisch gewesen. Auch wenn ich mir insgeheim weniger Schicksalsschläge gewünscht hätte. Das hätte mir einige Taschentücher erspart.
Toller Roman über eine Liebe, die jedes Hindernis überwindet. Bis es eben nicht mehr geht. Gut herausgearbeitete Figuren, die dank des Hintergrundwissens der Autorin einiges an Tiefe gewinnen. Wer sich gerne an den kalten Herbsttagen mit einen Tee gemütlich machen möchte und Lust auf etwas schwerere Kost hat, dem sei Tanz auf Glas zu empfehlen.
Das Cover ist perfekt. Obwohl Menschen zu sehen sind, vermittelt es den richtigen Eindruck von Mickey und Lucys Liebe zueinander.