Rezension: Sir Arthur Conan Doyle – Der Hund der Baskervilles (Kein & Aber 2014)

Klassiker im Taschenformat: Kein & Aber präsentiert Gisbert Haefs’ Neuübersetzung des dritten von vier Sherlock-Holmes-Romanen. Ursprünglich in den Jahren 1901/02 als Serie im “The Strand Magazine” erschienen, hat sich die Geschichte um einen schrecklichen Familienfluch in den nebligen Weiten des britischen Moors längst im Kanon der Kriminalliteratur etabliert. Mit Recht.

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Titel: Der Hund der Baskervilles
Original: The Hound of the Baskervilles
Autor: Sir Arthur Conan Doyle
Übersetzung: Gisbert Haefs
Verlag: Kein & Aber
ISBN: 978-3-0369-5917-7
Umfang: 208 Seiten, Taschenbuch

Dr. James Mortimer besucht Holmes und seinen Freund Watson, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, in London. Mortimer ist Landarzt in Dartmoor, der Hügellandschaft im südwestlichen England, wo der grösste Teil des Romans spielt. Sir Charles Baskerville, der alte herzschwache Nachkomme einer einst mächtigen Dynastie, ist an einem Herzinfarkt gestorben. Das Problem: Mortimer weiss von einem alten Familienfluch, der alle Mitglieder der Dynastie grausige Tode sterben lässt, “jäh, blutig und mysteriös” – mittendrin: eine “grosse schwarze Bestie” von einem Höllenhund, der angeblich im Moor sein Unwesen treibt. In der Nähe der Leiche von Sir Charles hat Mortimer die Fussspuren eines riesigen Hundes entdeckt und sich, unwissend, ob er als Mann der Wissenschaft dem familiären Aberglauben Gehör schenken soll, an Holmes gewendet. Seine Frage: was soll er mit dem Erben, Henry Baskerville, tun, der bald anreist und den verfluchten Landsitz übernehmen soll?

Holmes schickt Watson mit Henry ins Moor, wo dieser – in Kenntnis der gruseligen Geschichte, mit Watson als Bewacher – sein schweres Erbe antritt.

Watson, der “geborene Mann der Tat”, wie Holmes sagt, unternimmt Nachforschungen, spricht mit den allesamt dubios erscheinenden Gestalten der unmittelbaren Nachbarschaft und berichtet Holmes in Briefen davon, die einen Teil der Erzählung ausmachen. Zu schluchzenden Bediensteten, furchteinflössendem Hundegebell, skurrilen Hobby-Insektenforschern und schleichendem Nebel, gesellt sich zu allem Unheil auch noch eine kleine Liebesverstrickung Henrys und ein entlaufener Massenmörder, der sich im Moor versteckt. Die Sache wird zunehmend verzwickt – Watson setzt das Puzzle zusammen, vermag aber das Bild nicht zu erkennen. Auftritt Holmes. Mit gestählter Deduktionskraft enträtselt er den Fall und legt seine Netze um einen kaltblütigen Mörder.

Arthur Conan Doyle gelingt es in diesem Holmes-Roman hervorragend, das Übersinnliche eines jahrhundertealten Fluchs mit dem ungeschminkten Realismus eines Erbstreites zu verflechten. Diabolisches Höllenfeuer und das Leuchten eines Phosphorpräparats liegen manchmal näher beieinander, als man annehmen möchte.

Über die Figur Sherlock Holmes braucht eigentlich nichts mehr gesagt zu werden. Vielleicht dies: auch wenn seine Lösung des Rätsels nicht unangefochten blieb, wie etwa Pierre Bayards pedantisches, aber bisweilen doch kluges Buch “Sherlock Holmes Was Wrong: Reopening the Case of the Hounds of the Baskervilles” (2008) zeigt, so ist die Art seiner Beweisführung doch einzigartig und bei erstmaligem Lesen der Geschichten höchst verblüffend.

Mit Recht wird dieser Roman zu den unverwüstlichen Wegmarken der Kriminalliteratur gezählt. Er behandelt das Verbrechen auf geschickte Weise als eine intellektuelle Spielerei, ohne ihm dabei seinen Schrecken ganz zu rauben. Denn auch wenn das schlussendlich vor allem ein vergnüglicher Ritt durch die messerscharfen Gedankenketten des S.H. ist, so lässt einen die Kaltherzigkeit und Brutalität des Mörders doch erschaudern.


Eine Anmerkung zur Neuübersetzung:

Die Sprache wirkt bisweilen etwas gestelzt, was Übersetzer Gisbert Haefs in einer Anmerkung so erklärt: ”Weiterhin habe ich im Interesse der Gesamtwirkung des Buchs darauf verzichtet, die als Gespräche zwischen überaus gebildeten Viktorianern lesbaren hohen Dialoge herabzumindern, und nur dort, wo es mir unabdingbar schien, vorsichtig Anpassungen des Tempus an deutsche Gepflogenheiten (Perfekt statt Imperfekt vorgenommen.” – Insgesamt sicherlich eine kluge Entscheidung, die, wenn man sich daran gewöhnt hat, dem Gefühl des Originaltextes nahe steht.



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