| Heyne fliegt | Hardcover | 592 Seiten | €16,99 | Amazon |
Dreimal haben die neunzehnjährige Kelsey und ihre beiden Tigerprinzen Ren und Kishan sich bereits in lebensgefährliche Abenteuer gestürzt, um die Aufgaben zu lösen, die ihnen die Göttin Durga gestellt hat. Denn nur wenn Kelsey alle magischen Schätze Durgas zusammenträgt, kann die Göttin den Fluch, der auf Ren und Kishan liegt, aufheben. Ihre letzte Prüfung soll Kelsey in den Golf von Bengalen führen, um dort das letzte und wertvollste Kleinod zu bergen. Die Reise dorthin ist gefährlich, und noch bevor sie ihr Ziel erreicht, wird Kelsey von dem dunklen Magier Lokesh entführt. Gelingt es ihr nicht, Lokeshs Klauen zu entkommen, sind all ihre bisherigen Abenteuer vergebens und die Tigerprinzen für immer in ihrem grausamen Schicksal gefangen. Die größte Prüfung aber ist Kelseys eigenes Herz – noch immer weiß sie nicht, ob Ren oder Kishan für sie bestimmt ist. Nur eines ist klar: Wenn sie sich entscheidet, dann ist es eine Liebe für die Ewigkeit …
Man kann Bücher lieben, obwohl man ihre Fehler sieht. Das ist eine Tatsache, die ich schon seit dem ersten Band der Tigerreihe verinnerlicht habe - hege ich doch eine kleine Hassliebe zu der Geschichte um Kelsey, Ren und Kishan. Auf der einen Seite steht die Atmosphärische, die indischen Legenden und Göttergeschichten, die Magie und diese gemütliche Wohlfühlstimmung, die die Bücher immer wieder bei mir auslösen können, während sich auf der anderen Seite die Dreiecksgeschichte, Kelsey und der unüberwindbare Kitsch tummeln. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ändert sich nichts. Wenn überhaupt möglich, wird die Geschichte sogar noch kitschiger und hat mich manchmal wirklich in den Wahnsinn getrieben, aber genauso wenig haben sich die schönen Seiten der Geschichte geändert und man kann das Buch ebenso wie die Vorgänger in einem Rutsch durchlesen und irgendwann nicht mehr zu lesen aufhören. Ganz gleich bei wievielen Sätzen man denkt "Das hätte ich anders geschrieben!" oder "Ach, wie kitschig" - letztendlich liest man weiter. Und liebt ein bisschen weiter.
Trotzdem - von allen bisher erschienenen Bänden ist "Schwur des Tigers" in meinen Augen der schlechteste. Das liegt nicht daran, dass es kitschiger wird oder das Ende ein wenig zu klischeehaft ist, sondern lediglich an der Tatsache, dass die Luft für mich ein bisschen raus ist. Das Prinzip ist klar, der Lauf der Geschichte vorherbestimmt und auch wenn einige kleine Überraschungen und sogar auch Tränen dabei waren, hat es ein bisschen gedauert bis ich wieder in die Welt Indiens eintauchen konnte. Womöglich liegt es auch daran, dass einige Wendungen - meine liebsten Details der Geschichte betreffend - mich wehmütig und traurig zurückgelassen haben, aber letztendlich habe ich einfach gemerkt, dass ich weit mehr von den ersten Bänden begeistert war.
Auch charaktertechnisch ändert sich nicht allzu viel. Kelsey ist gleichbleibend nervig perfekt, eine Tatsache, die aber bereits vorher bekannt war und mich daher nicht so sehr gestört hat. Ren und Kishan sind ebenfalls zwei völlig perfekt geratene Männer, aber auch das war klar und gehört nun einmal zu der Geschichte. Neben den gewohnten Protagonisten lernt man aber auch einmal mehr einige neue und womöglich auch bereits bekannte Figuren besser kennen, was mir tatsächlich ziemlich gut gefallen hat. Gerade von der Göttin Durga bekommt man plötzlich ein ganz anderes Bild und kann sich besser mit ihr identifizieren. Doch nicht nur Menschen bzw. Götter, sondern auch völlig neue Geschöpfe gibt es in "Schwur des Tigers" zu beobachten und auch hier liegt einer der Pluspunkte der Geschichte - Houck bringt trotz ähnlichem Handlungsablauf immer neue Details mit in die Geschichte, sodass es immer wieder etwas zu entdecken gibt.
Der Höhepunkt und die Auflösung der Geschichte sind gelungen. Sie haben mich nicht unbedingt überrascht, aber ich habe bis zum Ende mitgefiebert, ein wenig mitgeweint und mitgelitten. Es gab die ein oder andere Szene, die einem das Herz schwer macht, aber am Ende ist alles, wie es sein soll. Ein wenig zu viel des Guten ist in meinen Augen jedoch der ganze Trubel um Verlobungen, Hochzeit und Kinder - ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass solche Sachen im Laufe des Buches eine Rolle spielen. Vielleicht bin ich in der Hinsicht und im Hinblick auf das Alter ein wenig zu modern eingestellt, aber irgendwie stört mich so etwas in Jugendbüchern meist etwas - so auch hier. Trotzdem ist "Schwur des Tigers" ein würdiger Abschluss, wenn in meinen Augen auch etwas schwächer als seine Vorgänger.
Mit "Schwur des Tigers" geht eine Hassliebe zu Ende - obwohl auch das noch nicht völlig klar ist, denn man munkelt, dass noch ein fünfter Band erscheinen wird. Colleen Houck schafft es auch in diesem Band mich völlig zu ent- und begeistern, denn obwohl ich viele Dinge der Bücher nicht unbedingt mag, so kann ich am Ende doch nie zu lesen aufhören und verliere mich immer wieder in dieser phantastischen Welt. Mit einem simplen, aber eingängigen Schreibstil, perfekten Figuren und einer Atmosphäre, die einfach nur die Tigerreihe hat, war auch dieser Kurztrip nach Indien einmal mehr einfach nur schön. Mit viel Kitsch und vielen Makeln hier und da und mit dem Blick darauf, dass die Luft ein wenig raus ist, war "Schwur des Tigers" in meinen Augen bisher jedoch der schwächste Band. Für Fans der Reihe definitiv ein Muss!