Rezension: Saeculum von Ursula Poznanski

Rezension: Saeculum von Ursula Poznanski
Autor: Ursula Poznanski 
Titel: SaeculumTeil einer Reihe? NeinBroschierte Ausgabe: 496 SeitenVerlag: Loewe VerlagISBN-10: 3785570287 ISBN-13: 978-3785570289Preis: 14,95€Originaltitel: -Genre: Jugendthriller; ThrillerThemen: Mittelalterrollenspiel; Geheimnisse; Verrat; FluchKaufen? Rezension: Saeculum von Ursula Poznanski
«Wie vorhin schon fiel ihm plötzlich das Atmen schwer. Klaustrophobie. Es war, als würde die ganze Welt auf diesem Keller lasten, mit jeder Minute schwerer auf die Mauern drücken und sie alle früher oder später unter sich begraben. Was sie für einen Zufluchtsort gehalten hatten, war in Wirklichkeit eine Falle. Kein Zufall, hämmerte es in seinem Bewusstsein. Niemals. Etwas hat uns angelockt, eingesperrt, warum auch immer, hält uns gefangen. Der Fluch.»[von S. 314 aus Saeculum von Ursula Poznanski]
Erster Satz:
"Oh mein Gott, so viel Blut!"
Inhalt:
Als Bastian einwilligt seine neue Freundin Sandra auf ein Abenteuer der ganz besonderen Art zu begleiten, weiß er nicht, worauf er sich einlässt. Die Mittelalterrollenspiele, auch Conventions genannt, sind nämlich alles andere als eine lustige, entspannende Reise in die Vergangenheit - Fünf Tage ohne moderne Geräte, fünf Tage unter freiem Himmel schlafen und sich in das 14. Jahrhundert zurückversetzen lassen. Als dann direkt zu Beginn des Trips, Sandra sehr schnell das Interesse an ihm verliert und einer aus dem Team spurlos verschwindet, geht der Albtraum los. Immer wieder findet die Gruppe alte, verwitterte Botschaften, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen und bedrohlich klingen. Steckt hinter der grausamen Bedrohung ein Mensch aus Fleisch und Blut oder schlägt der Fluch, der über dem Wald liegen soll und Rache fordert, zu?

Schreibstil:

Ursula Poznanskis Schreibstil ist Mittel zum Zweck. Sie schreibt nicht unbedingt verschnörkelt oder blumig, sondern erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Bastian und Iris in der dritten Person Singular, was teilweise etwas distanziert wirkt. Sie hat einen - meiner Meinung nach - typisch deutschen Schreibstil, den ich nicht unbedingt schön finde, der aber dennoch seine Wirkung hat. Einen schweren Schreibstil hat die Geschichte jedoch auch nicht nötig, denn sie kommt ohne viel Poesie aus und unterhält den Leser auf beste Art und Weise.

Meinung:

Schwarz und Weiß - So sieht das Buch aus, wenn man es in den Händen hält und über die Verzierungen streicht. Was sich jedoch hinter den Buchdeckeln verbirgt ist sicherlich keine Schwarz/Weiß-Geschichte, denn die Grenzen verwischen in diesem Buch, sodass Wahrheit und Lüge, Realität und Fiktion kaum noch zu unterscheiden ist. Der Leser wird immer wieder verwirrt und auf Irrwege geleitet, sodass man den Knoten, der sich immer mehr verengt, nicht mehr zu lösen weiß, denn immer, wenn man zu wissen glaubt, wer die Fäden in der Hand hält, offenbaren sich neue Fakten, neue Geheimnisse werden ans Licht gebracht und bald lässt man sich einfach nur treiben und die Ungeduld auf die Auflösung wird immer größer.
Zugebenen: Ich war ziemlich skeptisch, was "Saeculum" angeht, denn ich hatte die Befürchtung, dass mir die Idee mit dem Rollenspiel einfach zu abgedreht sein würde, doch da wurde ich schnell bekehrt, denn obwohl man das Ganze anfangs womöglich etwas "freaky" findet, so lebt man sich doch relativ schnell in die Thematik ein und ist fasziniert von der völlig neuen Welt, die sich einem öffnet. Einmal angefangen konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, denn trotz des eher simplen Schreibstils, wird hier eine ganz besondere Spannung geschaffen, der man sich kaum entziehen kann und die die Seiten nur so dahin fliegen lässt. Außerdem dreht sich die Geschichte auch eher am Rande um das Mittelalter, denn neben den gruseligen Ereignissen, die sich auf dem Abenteuer abspielen, bleibt kein Gedanke mehr an das Rollenspiel übrig.
Das Buch lebt durch die vielschichtigen und dreidimensionalen Charakter und in dem Fall kann man wirklich behaupten, dass die Charaktere einen Großteil der Geschichte ausmachen. Die Gruppe, die man auf das mittelalterliche Rollenspielabenteuer begleitet, ist bunt durcheinander gewürfelt und zeigt unterschiedliche Wesen und Eigenschaften in jedem Charakter auf, sodass wirklich jeder für sich steht und man für jeden Einzelnen eine Anti- oder Sympathie empfinden kann. So gab es einige Figuren, die mir von Anfang bis Ende absolut unsympathisch waren und andere, die ich wirklich schnell als lieb und ungefährlich eingestuft habe. Besonders auffällig sind auch die Entwicklungen, die beinahe jeder der Figuren durch macht und die immer mit der jeweiligen Situation zusammenhängt. So erfährt man, wie die Charakter sich in Extremsituationen verhalten und ist mehr als einmal schockiert, was in einem Menschen stecken kann. Außer Bastian und Iris traut man auch kaum jemanden wirklich über den Weg, denn jeder scheint ein Geheimnis zu beherbergen, welches womöglich mit den unheimlichen Geschehnissen zu tun hat.
Besonders geprägt wird das Buch durch eben diese Geheimnisstreuerei, die die Spannung immer mehr aufbaut. In dem Buch muss man wirklich mitdenken, allein, weil man wissen will, was aus welchen Gründen passiert - auf die Lösung wird man aber vermutlich trotzdem nicht kommen, denn obwohl am Ende alles ziemlich logisch erscheint und die Fäden zusammengefügt werden, sodass alles plötzlich einen Sinn macht, ist es doch eher schwierig zu erahnen. Dennoch ändert das nichts an der gruseligen Stimmung, die sich durch das gesamte Buch zieht und die mich mehr als einmal, als ich das Buch nachts oder abends gelesen habe, hat aufschauen lassen, da ich mich irgendwie beobachtet fühlte und das leiseste Knacken plötzlich als Bedrohung wahrnahm. Genau einen solchen Effekt hatte ich mir von dem Buch erhofft!
Was mich außerdem sehr fasziniert hat, ist das Verwischen der Grenzen. Man weiß nie genau, ob gewisse Dinge nun wirklich passieren und einen logischen Hintergrund haben oder magisch sind und nicht zu erklären. Obwohl das Ganze am Ende aufgeklärt wird, fand ich dieses ständige Hin und Her sehr interessant und hatte viel Spaß beim grübeln. Auch die Abgründe des Menschen werden hier sehr glaubwürdig und schockierend dargestellt - oft konnte ich kaum glauben, wie manche Charakter reagiert haben und habe regelrechte Aggressionen von dem Verhalten bekommen, doch alles in allem war es sehr plausibel, auch wenn man es möglicherweise nicht immer nachvollziehen kann.
Fazit:
Schwarz und Weiß, Realität und Fiktion, Wahrheit und Lüge - all die Grenzen verwischen in diesem Buch und bald weiß man nicht mehr, wem man trauen kann und vermutet hinter jeder Figur böse Absichten. Ursula Poznanski hat hier eine wirklich gut durchdachte, spannende und absolut gruselige Geschichte erschaffen, die man nicht mehr aus der Hand legen kann und die einem etwas länger im Gedächtnis bleibt. Mit sehr gut gezeichneten Charaktern, einer faszinierenden Umgebung und einer originellen Idee wird man gut unterhalten und auf ein Abenteuer geschickt, dass man so sicherlich noch nicht erlebt hat.
Rezension: Saeculum von Ursula Poznanski
Zum Autor 
Rezension: Saeculum von Ursula PoznanskiUrsula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren und begann nach einem abwechslungsreichen Schul- und Studienleben als Redakteurin bei einem medizinischen Fachverlag, für den sie immer noch tätig ist. Seit 2003 veröffentlicht sie sehr erfolgreich Kinderbücher, für die sie u.a. mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien ausgezeichnet und für den Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Bei Loewe legte sie im Frühjahr 2010 mit „Erebos” einen packenden Jugend-Thriller vor, der sich mit den Manipulationsmöglichkeiten virtueller Welten auseinandersetzt und gekonnt die reale mit der Welt des Online-Computerspiels verwebt. Ursula Poznanski lebt mir ihrer Familie in Wien. [Lovelybooks]
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