“Das Verstummen der Krähe” ist der Auftakt einer Krimi-Reihe von Sabine Kornbichler um die Protagonistin Kristina Mahlo.
Kristina Mahlo arbeitet als Nachlassverwalterin und bezeichnet sich deswegen selbst oft gerne als Anwältin der Toten. Ihre Aufgabe ist es, mögliche Erben von Verstorbenen zu finden, deren Testamente zu vollstrecken oder – im Fall, dass es keine Erben gibt – den gesamten Haushalt der Toten aufzulösen.
Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, dass jemand Kristina bereits vor seinem Tod als Nachlassverwalterin bestimmt. So ist es auch im Fall Theresa Lenhardt geschehen. Allerdings ist deren Testament eines der ungewöhnlicheren, zumal sie einige Bedingungen an diesen knüpft. Theresa ist davon überzeugt, dass einer der fünf möglichen Erben eines großen Vermögens der Mörder von Konstantin Lischka ist und nicht ihr Ehemann, der vor Jahren für den Mord verurteilt wurde. Kristina soll diesen Fall nun nochmals selbst untersuchen und entscheiden, ob sich ein Mörder unter den fünf alten Freunden befindet. Als Anreiz nennt Theresa ein Anzeichen dafür, dass es eine Verbindung zu Ben Mahlo geben könnte – Kristinas Bruder, der vor sechs Jahren spurlos verschwunden ist.
“Das Verstummen der Krähe” ist mein erstes Buch der Autorin und ich muss sagen, dass mich ihr Schreibstil von der ersten Seite an sehr positiv überrascht hat. Gerade bei Kriminalromanen geht es mir oft so, dass sie mir zu trocken und unpersönlich sind sowie sich meist zu sehr der Ermittlungsarbeit widmen. Hier ist aber eine sehr persönliche Note vorhanden, so dass man kaum das Gefühl hat, einen Krimi zu lesen – zumal es nicht, wie sonst üblich, eine Leiche und die damit verbundene Ermittlungs-/Polizeiarbeit gibt.
Als Nachlassverwalterin geht Kristina Mahlo ihren Fall in einem ganz anderen Blickwinkel und mit völlig verschiedenen Mitteln an, als es beispielsweise die Polizei bei einer Mordermittlung tun würde und deswegen fand ich es ausgesprochen interessant, eine Nachlassverwalterin als Protagonistin zu haben. Solch einen Krimi habe ich erst einmal gelesen und dieser hat mir bereits gut gefallen – insofern sollte ich vielleicht nur noch Krimis aus solchen Perspektiven lesen.
Auch die Handlung selbst konnte mich vollkommen überzeugen, da sie sich zwar gemächlich entwickelt, aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig wird. Vielmehr ist von der ersten bis zur letzten Seite eine grundsätzliche Spannung vorhanden und die Autorin versteht es meiner Meinung nach sehr gut, diese auch ohne viel Action rüber zu bringen. Mit Worten und diversen Verhaltensweisen bringt sie den Leser selbst dazu, nachzudenken und dem Rätsel nach dem Mörder nachzugehen. Dadurch, dass der Fall eventuell mit dem Verschwinden von Kristinas Bruder zusammenhängt, erzählt die Handlung auch viel über Kristinas Leben, ihrer Familie, ihrem Freundeskreis. Neben den leichten, aber interessanten Kriminalelementen erzählt dieser Roman auch von einer tragischen Familiengeschichte. Und dadurch ist dieser Roman tatsächlich nicht nur interessant und spannend, sondern auch sehr abwechslungsreich.
Sabine Kornbichler konnte mich mit ihrem Auftakt absolut überzeugen wie auch positiv überraschen – ganz klare Leseempfehlung für alle, die einen spannenden Krimi abseits gewöhnlicher Ermittlungsarbeiten lesen möchten.