[Rezension] Rob Thurman, Nachtgeister

[Rezension] Rob Thurman, NachtgeisterAus dem Amerikanischen von Barbara RöhlOriginaltitel: Nightlife416 SeitenKartoniert€ 9,95 [D], € 10,30 [A], sFr 17,90ISBN: 9783492267342Piper
Inhalt (lt. Rückentext):Die Brüder Cal und Niko sind nicht nur äußerst attraktiv, sondern auch übersinnlich begabt. In New York City haben sie alle Hände voll zu tun. Denn hier leben verführerische Vampirinnen an der Upper East Side und Trolle unter der Brooklyn Bridge. Cal, halb Mensch, halb magisches Geschöpf, ist stets auf der Flucht vor seinem dämonischen Vater. Als Cal in die Hände des Bösen fällt, ist seine einzige Rettung die schöne Hellseherin Georgie. Zusammen mit Niko begibt sie sich auf die Suche nach Cal...
Zum Buch:
Leider erfasst auch diese Inhaltsangabe des Verlages nicht ganz, um was es wirklich geht. Ja, die beiden sind offensichtlich attraktiv - aber nein, Niko ist ganz und gar nicht übersinnlich begabt. Das ist im Grunde auch Cal nicht, er ist nur eben halber Dämon (der Teil stimmt).
Laut Inhaltsangabe klingt es auch so, als würde Cal gleich in die Hände der Feinde fallen - ganz und gar nicht. Und überhaupt klingt das Ganze irreführend. Cal wurde zwar einmal entführt, in dem Zeitraum, auf den man sich hier konzentriert hat, wird Cal aber in diesem Sinne nicht entführt - und diese "Nichtentführung" kommt auch erst im letzten Drittel. Mehr kann ich dazu natürlich nicht sagen, ohne zu spoilern.
Und "die schöne Hellseherin Georgie" ist ein Teenager und hat einen ganz kurzen Auftritt am Anfang und wird dann sporadisch erzählt - mit der Rettung an Cal hat sie nur peripher etwas zu tun.
Schon seit Jahren laufen Niko und Cal vor ihren dämonischen Verfolgern davon. Genauer gesagt seit dem Tag, an dem sie Cal in ihr Reich gezerrt haben und ihn erst zwei Tage später wieder freigegeben haben. Cal kann sich nicht daran erinnern, was passiert ist, doch dass die Zeit dort anders läuft als in der menschlichen Welt wird beim Anblick Cals bald klar. Er ist um etwa drei Jahre gealtert.
Weder Cal noch sein Halbbruder Niko wissen genau, wie sie damit umgehen soll, doch Flucht scheint die logischte Alternative zu sein. So reisen sie durch das Land. Inzwischen sind sie in New York gestranded - doch es soll nicht lange dauern, bis die Probleme ihnen folgen.
Die Geschichte ist kurzweilig, spannend und vor allem: neu. Nicht vollkommen neu, doch mit einigen weniger ausgelasteten Elementen. Zu Beginn mag man sich sehr an die TV-Serie "Supernatural" erinnert fühlen (nicht zuletzt, weil schon am Cover damit geprahlt wird), allerdings ist Nachtgeister kein Abzugbild der Serie.
Protagonist ist der emotional unreife Cal, der halb Mensch und halb Dämon ist. Er erzählt die Geschichte aus seiner Perspektive (Ich-Erzähler) und hat eine lockere, unkonventionelle Art. Er versteckt seine Schwäche nicht und ist definitiv ein Anti-Held. Schon zu Beginn macht Cal den Leser darauf aufmerksam, dass sein Bruder Niko der Klügere und Reifere von beiden ist und sich praktisch um alles kümmert.
Gerade deswegen ist es interessant, dass die Autorin nicht Niko zum Protagonisten gemacht hat. Denn er wäre der typische coole Action-Held, der jeder Aufgabe gewachsen ist. Im Grunde ist er das Gegenteil von Cal, wenn auch dieser sich gut mit Waffen und Kampfsport auskennt - nur ist er dabei nicht so ambitioniert wie sein Halbbruder.
Cals Perspektive sorgt für eine ganz eigene Leseatmosphäre. Seine sehr offene Art und seine emotionale Unreife sind untypisch. Er mag sich selbt - beziehungsweise seine Herkunft - nicht besondern und lässt sich das nie vergessen. Zumeist nimmt er die Dinge auf die leichte Schulter und geht am liebsten den Weg des geringsten Widerstandes. Dabei ist ihm allerdings bewusst wie viel Niko für ihn tut und aufgegeben hat.
Wie schon eingangs erwähnt, ist durch den Stil Kurzweile garantiert, es gibt keine merklichen Längen, die Spannung wird aufrechterhalten.
Selbstverständlich kommt die Autorin nicht an dem einen oder anderen Klischee vorbei, darauf kann man sich aber schon allein der Inhaltsangabe wegen einstellen. Die Brüder sind zweifelsohne cool und heiß - was immerhin nicht bis aufs Äußerste strapaziert werden, genau dafür sorgt Cal als Erzähler. Er bringt immer wieder eine wenig Auflockerung und Selbstironie in die action- und macholastige Geschichte.
Eine geniale und äußerst spannende Wendung gibt es im letzten Drittel des Buches, die für mich den Hauptreiz der Geschichte ausmacht. Dieser Teil (über den ich leider nichts schreiben kann, ohne der Geschichte vorzugreifen) ist so gut ausgearbeitet und so nahtlos eingefügt, dass er von echtem erzählerischen Talent spricht.
[Rezension] Rob Thurman, NachtgeisterIch hoffe auf ähnliche Genialität im Nachfolger, Mondgeister, der im Januar 2011 erscheinen wird.
Ein spannender und mitreißender Auftakt der Serie um die Brüder Niko und Cal.
[Rezension] Rob Thurman, Nachtgeister
Zur Autorin:
Rob Thurman lebt in Indiana, dem Land der sanften Hügel und der vielen – oder besser: sehr vielen – Kühe. »Nachtgeister« war ihr erster Roman der Mysteryreihe um den jungen Halbdämon Cal Leandros, mit »Mondgeister« erfahren die Leser endlich mehr über die Abenteuer Cals und seines Bruders Niko. Weiteres zur Autorin: http://www.robthurman.net/
Mein Dank geht anPiper

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