[Rezension] Paris, du und ich (Adriana Popescu)

Adriana Popescu: Paris, du und ich[Rezension] Paris, du und ich (Adriana Popescu)
Wenn es jemand schafft, Ernest Hemingway, One Direction und Yoda nahezu in einem Atem- oder, besser gesagt, Schriftzug hervorragend unterhaltsam und dabei doch tatsächlich logisch aneinanderzureihen, dann wohl (einzig) Adriana Popescu. Aber nicht nur ihr Hang zu köstlichen Vergleichen und Anekdoten weisen ihr neustes Buch als echtes Muss aus. 

Was Paris, du und ich für mich zu einem sehr besonderen Popescu-Roman macht, ist die Tatsache, dass er in erster Linie natürlich für Leser im Teenageralter geschrieben ist, aber dennoch auch — oder vielleicht gerade — Leser jenseits der Abiprüfungen und des Gap Years anspricht. Das Gefühl, sofort etwas für die Erfüllung der eigenen Wünsche, Visionen und Träume tun zu wollen, ensteht beim Lesen wie von selbst. Einmal ganz zu schweigen von der herzallerliebsten Ausgestaltung der Buchseiten. Aber blättert am besten selbst durch den hübschen Roman...
Unter uns, ich glaube ja, Adriana Popescus Superkraft besteht darin, Lieblingsbücher zu schreiben. Ich könnte dankbarer nicht sein, die Reise von Emma und Vincent von Beginn an begleitet haben zu dürfen. Chapeau!!! 

Cover: cbj Verlag


~ Rezension ~
Wenn das Leben bunte Socken trägt

Die sechzehnjährige Emma ist bis über beide Ohren in ihren Alain, den französischen Austauschschüler, verknallt. Wie galant er ist. Wie klassisch schick er sich gibt. Und dann erst noch der süße Akzent. Als Alain zurück nach Paris muss, plant Emma bereits das herzerwärmende Wiedersehen. Gesagt, getan. In den Herbstferien macht sie sich auf nach Paris, die Stadt der Liebe und der großen Schriftsteller. Dass sie dort dann allerdings statt Wolke Sieben ein Tränenmeer erwartet, droht die Ferien in einem Fiasko münden zu lassen. Hätte das Schicksal Emma da nicht plötzlich Vincent, den Junge mit dem schiefen Lächeln und dem aufgeweckten Humor, dem ausgefallenen Modegeschmack und der Käsephobie an die Seite gestellt. Doch warum legt sich immer wieder dieser dunkle, nachdenkliche Schatten über Vincents Augen, wenn er glaubt, dass Emma es nicht sieht?  
Mit Paris, du und ich teilt Autorin Adriana Popescu den nun zweiten Jugendroman mit ihren Lesern. Und, das sei vorab verraten, dabei handelt es sich um ein Buch, in das man sich zu Recht, wie ich finde, mit jeder Seite ein bisschen mehr verliebt.

Das Protagonistenduo, Emma Teichner und Vincent Elfer, verleiht dem Roman eine Dynamik, die dem ohnehin schon spannenden Paris eine Liebenswürdigkeit der Extraklasse schenkt — vergleichbar mit der Schokoglasur auf dem Éclair. Emma als Büchernerd mit einem großen Traum und Liebeskummer im Gepäck und Vincent als charmanter Witzbold mit der Lizenz zum Reiseführer par excellence ergänzen sich großartig. Gemeinsam erobern sie nicht nur Paris, sondern sehr gewiss auch Leserherzen im Sturm. 

Hinzu gesellt sich die Figur des Concierge Jean-Luc, der eine unglaublich wichtige Botschafterrolle einnimmt. Genau jene Figur macht, wie ich glaube, dieses Jugendbuch zu einem Juwel, das eben nicht nur Teenager anspricht. Jean-Luc ist es, der Emma und Vincent und letztlich uns Leser dazu anhält, dem eigenen Herzschlag zu folgen.
Adriana Popescu gelingt es abermals auf ihre ganz eigene charakteristische Weise, Akzente und Ausrufezeichen zu setzen, die aus dem Leben gegriffen sind. Sie vereint wie keine Zweite flotten Witz, pfiffige Originalität und bezaubernde Leichtigkeit mit nachhallender Tiefsinnigkeit. 
Ihre Charaktere bieten ungemeines Identifikationspotential. Die Kulisse des imposanten Paris wird mit einer Vertrautheit unterlegt, die fasziniert. Der Handlungsbogen wird verziert mit allerlei süßen und auch energischen Applikationen, die bemerkenswert sind. Was wäre das Buch zudem ohne die Persönlichkeit Adriana Popescus, die unaufdringlich, aber markant die einzelnen Kapitel formvollendet? Antwort: Es wäre vermutlich wie ein Macaron ohne Cremefüllung.
Es sind vor allem die vielen kleinen, unverhofften und zum Teil auch holprig anmutenden Pinselstriche, die das Kunstwerk Leben zu dem Bild machen, in das wir gern eintauchen. Diese Botschaft versteht die Autorin konsequent zu übermitteln. Rasch wird das Rendezvous mit Paris zu einer emotionalen Revue samt klopfender Herzen, tropfnassem Haar und "unverliebenswerten" Helden.Die Geschichte von Emma und Vincent verdient einen Platz in jedem Bücherregal und Herzen. Denn es handelt sich dabei um einen wunderbaren Freund in Gestalt eines Romans. Dies hätten das Buch und seine Hauptfigur Vincent dann wohl gemeinsam: Sie gehören beide zu einer schützenswerten Art.
FZIT: Lebhaft. Inspirierend. Liebenswert. 

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