[Rezension] Make it count: Dreisam (Ally Taylor)

Ally Taylor: Make it count: Dreisam[Rezension] Make it count: Dreisam (Ally Taylor)Wer Ally Taylor (Anne Freytag) kennt, weiß, dass ihr großes Talent darin liegt, die feinsten Aufhänger für ein exquisites Kopfkino zu verfassen. Dem Leser den Eindruck zu vermitteln, er wäre leibhaftig mit von der Partie, gelingt ihr (auch dieses Mal) spielerisch. Eine Gabe, die ich überaus bewundere! Danke fürs Daran-teilhaben-Lassen! 
Mit Dreisam veröffentlicht sie nun ein Werk, das ihr beim Schreiben heftiges Kopfzerbrechen bereitet hat, wie sie selbst sagt. Doch das Einzige, wofür sie wohl mit der fertigen Fassung sorgen wird, ist Herzzerbrechen. Eine Metamorphose, die gelungen ist und wünschenswerter, immerhin handelt es sich hier um junges Drama, nicht sein könnte. 

Cover: ad.


~ Rezension ~


Dreisam ... und doch einsam, weil die Zweisamkeit wehtut.

Als Jake die vermeintlich ertrinkende Julie aus dem Pool zieht, trifft ihn der Blitz. Auch Julie spürt sofort diese Magie, die zwischen ihnen knistert. Es ist Liebe auf den ersten Blick! Doch Julie muss möglichst schnell und energisch genügend Abstand zwischen sich und Jake bringen. Denn dieser Sommer soll schließlich der von ihr und ihrem besten Freund Kyle werden. Er ist derjenige, der Julie besser kennt als jeder andere Mensch. Er ist ihr Fels in der Brandung. Diesen Sommer ist sie ihm schuldig. Alles könnte passen. Doch jetzt scheint dieser Fels sie zu erdrücken. Julie möchte sich offenbaren, hat aber nicht den Mut dazu. Stattdessen schluckt sie ihre Zweifel hinunter. Einzig Jakes Nähe gibt ihr Halt. Bis Julie mit einer schmerzhaften Wahrheit konfrontiert wird, die alles verändert und das Sommeridyll in einen Albtraum verwandelt. 

Ally Taylors Make it count: Dreisam erzählt auf einnehmende Weise die Geschichte einer Hals-über-Kopf-bis-über-beide-Ohren-Liebe, die sich viel zu schnell mit einer emotionalen  und moralischen Zerreißprobe konfrontiert sieht.

Jake, Julie, Kyle: Das Trio, das im beschaulichen Oceanside sein Herz verlieren soll. Drei Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Drei Protagonisten, die — unter den sich aufbäumenden Emotionen  weder ohneeinander noch miteinander können.

Ally Taylor kreiert eine heikle Dreisamkeit, welche die Grenzen zwischen Gewissen und Gefühl, Richtig und Falsch, Freundschaft und Liebe verschwimmen lässt. Sie schickt ihre Hauptfiguren auf eine unberechenbare Suche nach Wahrhaftigkeit und Glück. Eine Herausforderung, bei der Versteckspiel und Offenbarung nur einen Wimpernschlag voneinander entfernt liegen.

Das Kribbeln im Bauch — Fluch und Segen in einem.

Bereits der Titel des Romans lässt den Leser schlussfolgern, dass die emotionale Strömung in der Bucht von Oceanside für gehörige Turbulenzen sorgen wird. Doch die konkrete Umsetzung, mit der Ally Taylor aufwartet, weiß den Fan junger, brisanter Liebesgeschichten binnen kurzer Momente für sich zu gewinnen. Die Gratwanderung zwischen hüllenloser Hingabe und moralischer Vereinbarkeit sorgt dafür, dass das Buch zu einem Pageturner wird. Das Damoklesschwert namens "in flagranti" schwebt über allem.

Trotzdem der Fokus der Handlung deutlich auf die gleichsam brisante wie rasante Zuspitzung der Liebesgeschichte(n) liegt und nur sehr wenige weitere Schwerpunkte tangiert, gelingt es der Autorin, eine Tiefenwirkung zu wahren. Besonders der Leitgedanke "Ich will doch wollen" nimmt für mich in dieser Hinsicht eine Tragkraft ein, die vielsagend und bedeutungsvoll ist. Außerdem werden Aspekte wie Selbstwahrnehmung und Selbstfindung zu unmittelbaren Säulen des Romans, die in die Profile der Protagonisten eingearbeitet werden.


Die Bildhaftigkeit und der Detailreichtum, mit denen den einzelnen Szenen und Gedanken ein Anstrich an Plastizität gegeben wird, stechen als Stärke der Autorin abermals heraus. Äußerst beeindruckend ist es, mit welcher Leichtigkeit Ally Taylor mithilfe von Worten Akzente setzt.
Die Sprache und Ausdrucksweise des Romans ist, der vornehmlichen Zielgruppe entsprechend, unverblümt und authentisch ausgestaltet. Insbesondere Jakes herbe, direkt artikulierte Denk- und Ausdrucksweise fallen durch die Wortwahl und den angeschlagenen Ton auf. Passt zweifelsohne zum Charakter, machte ihn allerdings für mich zum Teil weniger umgänglich.

Insgesamt ein Roman, dessen Dynamik und Überraschungsmoment auf Anhieb nicht nur Funken zum Glimmen, sondern Flammen zum Auflodern bringen. Mit Präzision wird die Amplitude zwischen Loyalität und Leidenschaft ausgeschöpft. Ein Buch, dem es gelingt, den Leser zwischen die Seiten zu ziehen und dort festzuhalten.

FZIT: Intensiv. Zwiegespalten. Telegen.



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