Schon wieder ist es passiert: Ich habe ein Buch des Autorenduos Förster & Kreuz gelesen. Beim letzten Mal ist es “Nur Tote bleiben liegen” gewesen. Das hatte ich dann zufällig und positiv in einem Blogartikel erwähnt - und schon wurde ich nun angesprochen, ob ich nicht auch das neueste Buch rezensieren möchte.
Da der Verlag - diesmal nicht Campus, sondern Pantheon - mir sogar eine eBook-Version zur Verfügung stellte, habe ich gern einmal reingeschaut und schreibe als Gegenleistung darüber. Aber keine Sorge, ich fühle mich nicht gekauft. Weitere Zuwendungen gab es nicht. Und da es mir an Lesestoff nicht mangelt, habe ich auch das Gratisbuch nicht als Lohn empfunden.
Also, dieses Mal nun “Macht, was ihr liebt!”.
Lohnt es sich, das Buch zu lesen?
Ich sage es mal so: Wenn man von den Autoren noch nichts gelesen hat und/oder Ermunterung für einen Aufbruch in Lebens- bzw. Arbeitsveränderungen sucht, dann sind die 9,99€ für die eBook-Ausgabe gut angelegt.
Dafür bekommen Sie 66 1/2 sehr überschaubare “Muntermachgeschichten” für Zwischendurch geliefert. Die lassen sich beim Pendeln mit Bus und Bahn locker zwischendurch lesen. Oder morgens als “Energizer” für den Tag. Lassen Sie das Radio aus, vermeiden Sie den Blick in die Tageszeitung. Was Sie dort hören oder lesen ist frustrierend; ein guter Start in den Tag sieht anders aus.
Motivierend ist hingegen, was Förster & Kreuz in Kurzform über Menschen zusammengetragen haben, die “einfach” tun, was sie lieben.
Das ist nicht tiefschürfend, aber vielfach einfach wahr. Ich jedenfalls konnte nicht anders als immer wieder innerlich zu nicken. Meine eBook-Seiten sahen deshalb alsbald so aus:
Kaum eine Seite vergeht ohne einen Satz, der der Hervorhebung lohnt.
Es ist also nicht falsch, wenn ich sagen, das Buch hat mir gefallen. Ich kann es empfehlen.
Einerseits.
Denn andererseits… Es ist doch auf die Dauer etwas seicht, finde ich. So viel gute Laune, so viele kleine Motivationshappen… und sonst eben recht wenig. Es berichten zwei Paradiesvögel vor allem über andere Paradiesvögel. Da bleibt mir das Praktische, das Umsetzbare ab und an auf der Strecke.
Iris Apfel und Alexandre Farto sind zweifellos beeindruckende und inspirierende Persönlichkeiten. Nur hebt die Häufung solcher Persönlichkeiten zwischen zwei Buchdeckeln irgendwann ab. Da wären mir doch ein paar mehr Geschichten von Menschen wie du und ich noch lieber. Wo ist Ines Bäuerlein (38), Zahnarzthelferin in Unna, die glücklich ist, weil sie macht, was sie liebt? Wo ist Gunnar Schenk (52), Steuerberater in Radebeul, der glücklich ist, weil er macht, was er liebt?
Es ist nicht zu verkennen: Zwei Menschen mit Haus in Frankreich, die sich auch einen Business Class Flug nach Tokio leisten können, schreiben, weil sie das lieben. In jeder Geschichte, die eigene Anekdoten enthält, wird deutlich: Hier sind zwei authentisch. Das ist wunderbar. Weniger wäre für das Thema auch schlecht.
Leider macht es diese Authentizität ca. 97% der Bevölkerung nicht leichter, der Aufforderung zu folgen. Denn angesichts der Einkommensverteilung in Deutschland sind es wohl 97%, die nicht über diese Mittel verfügen. Wer arbeitslos oder alleinerziehend mit zwei Kindern ist, wer als Paketzustellerin oder Verkäufer bei H&M arbeitet, dessen Mittel sind so viel begrenzter.
Etwas mehr Handreichung oder “Volksnähe” würden das Buch meiner Meinung nach also noch besser machen.
So viel zu andererseits.
Meine bottom line: Es war nett zu lesen. Aber es ist wohl mein letztes Förster & Kreuz Buch gewesen. Stil und Botschaft wiederholen sich. Das eine oder andere Buch der beiden Autoren lohnt der ermunternden und horizonterweiternden Lektüre. Quasi als Gegengift zum sonstigen Miesepeterjournalismus. Sie zeigen “Es geht auch anders!” Das ist gut.
Nur wenn ich dann bereit bin, es auch anders zu versuchen… dann braucht es wohl andere Lehrer und Lektüre.