Hallo Leute,ich hatte vom BLOGGERPROTAL das Buch Königsschwur von Joe Abercrombie angefordert, da es vom Klappentext her interessant klang und ich immer mal ein Buch von Joe Abercrombie lesen wollte. Dankenswerterweise bekam ich das Buch auch zugeschickt und ich freute mich darauf, es zu lesen.
Ich mochte Yarvi. Selten werden Invalide (oder Krüppel, um es hart auszudrücken) zu Protagonisten. Es ist ja auch ein schwieriges Thema, da man sich mit dem Protagonisten identifizieren möchte und niemand identifiziert sich gerne mit jemandem, der versehrt ist. Der irgendwie entstellt ist. Aber genau das machte den Reiz bei Yarvi aus, denn ansonsten wäre er ziemlich unspektakulär gewesen. Durch seine angeborene Behinderung ist er etwas Besonderes, auch wenn er in seiner Welt eher immer wie ein Aussätziger behandelt wurde. Obwohl er ein Prinz ist. Diese Behinderung und die Ablehnung der anderen Menschen haben ihn sehr geprägt, so ist er ein stiller und in sich gekehrter junger Mann (Junge? Keine Ahnung, man erfährt leider nie genau, wie alt Yarvi ist), der keine Blicke auf sich ziehen und einfach nur als Gelehrter arbeiten möchte. Durch den Tod seines Vaters und seines älteren Bruders wird ihm all das genommen und aus einem unwilligen Prinzen wird ein unwilliger König. Im Verlauf der Handlung macht er eine enorme Entwicklung durch, die ich einerseits mochte und bewunderte, die mich andererseits aber auch manchmal etwas ärgerte. Aber dazu später mehr.
Die Welt, in der Königsschwur spielt, gefiel mir auch sehr gut. Hier ist nichts mit eitel Sonnenschein. Gettland und die umliegenden Länder sind karg und rauh, genau wie ihre Menschen. Es gibt barbarische Opferrituale und Sklavenhandel. Viele Kriege von vielen eitlen Königen werden geführt. Und wer als schwach gilt hat schon in der Welt verloren. Es ist also kein Wunder, dass Yarvi für diese Welt eigentlich nicht der richtige König ist. Man merkt schnell, dass das Weltbild skandinavisch angehaucht ist. Mehrmals fühlte ich mich an Wikinger erinnert, was ich wirklich mochte. Auch die Einstellung der meisten Charaktere war überzeugend und passend. So entpuppen sich einige Feinde noch als wichtigste Verbündete und sowieso spürt man, was es heißt, wahre Freunde an der Seite zu haben. Die Zeit, in der Yarvi als Rudersklave auf dem Schiff Südwind gearbeitet hat, hat mir auch sehr zugesagt, da man durch sie verstand, wie Yarvi härter werden konnte. Spaß hatte ich an der Schiffsführerin Schadikschirram, die immer wieder betonte, was für ein mitfühlender Mensch sie doch sein würde.
Auch wenn Joe Abercrombie hier eher für eine etwas jüngere Leserschaft schreibt, so gefiel mir sein Stil hier jedoch ziemlich gut. Er ist eine gelungene Mischung aus "harmloser" Jugendliteratur und der extra Portion Splatter mit Blut und Kraftausdrücken. Ich mag es nämlich nicht, wenn es extrem harmlos zugeht und alles nur vorsichtig umschrieben wird. Dabei darf es aber auch nicht zu blutig oder zu derbe zugehen, wenn man für Jugendliche schreibt und ich finde, dass Joe Abercrombie diesen Mix gut getroffen hat.
Kommen wir zu den Punkten, die mich bei dem Buch ein wenig gestört haben. Ich fand den Aspekt der Religion eigentlich sehr interessant und meistens auch gut umgesetzt, aber dass alles den Titel Vater oder Mutter hatte, fand ich mit der Zeit anstrengend. Vater Erde, Mutter Meer, Vater Friede, Mutter Krieg... Außerdem fiel es mir manchmal schwer, bei den ganzen Göttern durchzublicken. Vielleicht hätte Joe Abercrombie da nicht so viel reininvestieren sollen, denn meiner Meinung nach ist er etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Die Handlung war extrem vorhersehbar. Das ist, glaube ich, das größte Manko des Buches. Und das sage ich nicht als jemand, der schon viel Fantasy gelesen hat und dementsprechend den ein oder anderen typischen Fantasy-Kniff kennt. Yorvi wird verraten - ich wusste schon nach den ersten Seiten, wer den jungen König verraten würde. Und ich sollte Recht behalten. Ein geheimnisvoller Sklave auf dem Schiff Südwind, der von allen nur Nichts genannt wird, erweckt Yarvis Aufmerksamkeit - sofort ahnte ich, was es mit diesem Sklaven auf sich haben würde. Und ich sollte Recht behalten. Selten gab es Überraschungen für mich, ich ahnte schon immer im Vorraus, was passieren würde. Selbst bei nur kleinen Entscheidungen und Informationen, die man als Leser erhielt, war für mich irgendwie immer klar, worauf es im Verlauf der Handlung hinauslaufen würde. Nur das allerletzte Kapitel konnte mich nochmal überraschen. Aber nicht mit dem, was aufgedeckt wurde, das ahnte ich nämlich auch schon, sondern mit dem, wie Yarvi darauf reagierte. Damit hätte ich nicht gerechnet und das war wirklich überraschend. War für mich auf das ganze Buch betrachtet aber einfach zu wenig. Richtig packende, spannende Fantasy lebt von Überraschungsmomenten und die fehlten für mich eindeutig.
Yarvi und seine Gefährten sind mir im Verlauf der Handlung schon irgendwie ans Herz gewachsen, daher hatte ich das Gefühl, dass Joe Abercrombie mit dem Leben der Freunde Ene mene miste gespielt hat. Die Tode kamen mir willkürlich vor und auch wenn klar ist, dass so eine Geschichte nicht alle überleben können, fand ich die Tode unnötig und traurig. Zumindest hätte ich mir eher gewünscht, dass eine andere Figur abgetreten wäre, aber auch wie es mit dieser Person ausging war am Ende in Ordnung. Und Yarvi... Ich mochte ihn ja und auch seine Entwicklung fand ich irgendwie toll, aber gegen Schluss fand ich sie doch ein wenig inkonsequent. Einerseits wird er endlich härter und unnachgiebig, andererseits bleibt er der Schwächling und ist unfähig, sich selbst zu schützen, weswegen er seine Freunde in tödliche Gefahren bringt, weil sie ihn retten wollen. Natürlich wäre es unrealistisch gewesen, wenn er auf einmal ein Superheld gewesen wäre, der jeden Kampf gewinnt und nie wieder Hilfe braucht, aber bei zwei Szenen, da kam mir sein Verhalten so dumm und rückständig im Bezug auf seine Entwicklung vor, dass ich ihn gerne gepackt und einmal fest geschüttelt hätte. Es war unbefriedigend. Auch der Schluss war alles andere als das perfekte abgerundete Ende, was es auch nicht sein muss, aber auch das ließ mich leider ein wenig unbefriedigt zurück. Vor allem, da im zweiten Band nicht mehr Yarvi der Protagonist sein wird.
Informationen
Autor: JOE ABERCROMBIE
Titel: Königsschwur
OT: Half a King
Reihe: 01 von 03
Verlag: HEYNE, Klappbroschur
Seiten: 368
Preis: 14,99€
an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar
Hier lernte man, was man wirklich wert war, und Yarvi erfuhr, was er stets befürchtet hatte.
Er war so gut wie wertlos.
(Joe Abercrombie // Königsschwur (Heyne-Verlag) // S. 73)
Inhalt
Prinz Yarvi von Gettland hat nie damit gerechnet, ein König zu werden. Als zweiter in der Thronfolge und nur mit einer funktionstüchtigen Hand geboren, strebte er stets ein Leben als Gelehrter an. Doch kurz vor seiner Prüfung ereilt ihn die unglaubliche Nachricht: Sein Vater und sein Bruder wurden ermordet - Yarvi ist der neue König von Gettland. Unglücklich fügt er sich seiner neuen Rolle, doch nicht lange. Denn schon kurze Zeit später wird er verraten und entgeht knapp einem Mordanschlag, nur um als Sklave verkauft zu werden. Auf einem Schiff, angekettet an den Riemen, mit Peitschenschlägen, die ihm die Haut aufreißen, schwört er einen heiligen Eid: Rache an den Verrätern zu nehmen und seinen Thron zurückzuholen - auch wenn er nur ein halber Mann ist...Meine Meinung
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, denn ich habe sehr viel Gutes von Joe Abercrombie gehört, daher wollte ich unbedingt ein Buch von ihm lesen. Schon zuvor hatte ich gelesen, dass es sich bei Königsschwur eher um Jugendfantasy handeln und es sich vom Stil her doch etwas von seiner Erwachsenenfantasy unterscheiden würde, aber da ich gerne sowohl als auch lese, ging ich mit einer optimistischen Einstellung an das Buch heran. Alles in allem hat es mir auch gut gefallen. Doch es gab leider auch einige Dinge, die mich an dem Buch gestört haben, weswegen ich es nicht ganz so gut bewerten kann, wie ich es eigentlich gerne möchte. Aber fangen wir erst einmal mit den positiven Aspekten an.Ich mochte Yarvi. Selten werden Invalide (oder Krüppel, um es hart auszudrücken) zu Protagonisten. Es ist ja auch ein schwieriges Thema, da man sich mit dem Protagonisten identifizieren möchte und niemand identifiziert sich gerne mit jemandem, der versehrt ist. Der irgendwie entstellt ist. Aber genau das machte den Reiz bei Yarvi aus, denn ansonsten wäre er ziemlich unspektakulär gewesen. Durch seine angeborene Behinderung ist er etwas Besonderes, auch wenn er in seiner Welt eher immer wie ein Aussätziger behandelt wurde. Obwohl er ein Prinz ist. Diese Behinderung und die Ablehnung der anderen Menschen haben ihn sehr geprägt, so ist er ein stiller und in sich gekehrter junger Mann (Junge? Keine Ahnung, man erfährt leider nie genau, wie alt Yarvi ist), der keine Blicke auf sich ziehen und einfach nur als Gelehrter arbeiten möchte. Durch den Tod seines Vaters und seines älteren Bruders wird ihm all das genommen und aus einem unwilligen Prinzen wird ein unwilliger König. Im Verlauf der Handlung macht er eine enorme Entwicklung durch, die ich einerseits mochte und bewunderte, die mich andererseits aber auch manchmal etwas ärgerte. Aber dazu später mehr.
Die Welt, in der Königsschwur spielt, gefiel mir auch sehr gut. Hier ist nichts mit eitel Sonnenschein. Gettland und die umliegenden Länder sind karg und rauh, genau wie ihre Menschen. Es gibt barbarische Opferrituale und Sklavenhandel. Viele Kriege von vielen eitlen Königen werden geführt. Und wer als schwach gilt hat schon in der Welt verloren. Es ist also kein Wunder, dass Yarvi für diese Welt eigentlich nicht der richtige König ist. Man merkt schnell, dass das Weltbild skandinavisch angehaucht ist. Mehrmals fühlte ich mich an Wikinger erinnert, was ich wirklich mochte. Auch die Einstellung der meisten Charaktere war überzeugend und passend. So entpuppen sich einige Feinde noch als wichtigste Verbündete und sowieso spürt man, was es heißt, wahre Freunde an der Seite zu haben. Die Zeit, in der Yarvi als Rudersklave auf dem Schiff Südwind gearbeitet hat, hat mir auch sehr zugesagt, da man durch sie verstand, wie Yarvi härter werden konnte. Spaß hatte ich an der Schiffsführerin Schadikschirram, die immer wieder betonte, was für ein mitfühlender Mensch sie doch sein würde.
Auch wenn Joe Abercrombie hier eher für eine etwas jüngere Leserschaft schreibt, so gefiel mir sein Stil hier jedoch ziemlich gut. Er ist eine gelungene Mischung aus "harmloser" Jugendliteratur und der extra Portion Splatter mit Blut und Kraftausdrücken. Ich mag es nämlich nicht, wenn es extrem harmlos zugeht und alles nur vorsichtig umschrieben wird. Dabei darf es aber auch nicht zu blutig oder zu derbe zugehen, wenn man für Jugendliche schreibt und ich finde, dass Joe Abercrombie diesen Mix gut getroffen hat.
Kommen wir zu den Punkten, die mich bei dem Buch ein wenig gestört haben. Ich fand den Aspekt der Religion eigentlich sehr interessant und meistens auch gut umgesetzt, aber dass alles den Titel Vater oder Mutter hatte, fand ich mit der Zeit anstrengend. Vater Erde, Mutter Meer, Vater Friede, Mutter Krieg... Außerdem fiel es mir manchmal schwer, bei den ganzen Göttern durchzublicken. Vielleicht hätte Joe Abercrombie da nicht so viel reininvestieren sollen, denn meiner Meinung nach ist er etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Die Handlung war extrem vorhersehbar. Das ist, glaube ich, das größte Manko des Buches. Und das sage ich nicht als jemand, der schon viel Fantasy gelesen hat und dementsprechend den ein oder anderen typischen Fantasy-Kniff kennt. Yorvi wird verraten - ich wusste schon nach den ersten Seiten, wer den jungen König verraten würde. Und ich sollte Recht behalten. Ein geheimnisvoller Sklave auf dem Schiff Südwind, der von allen nur Nichts genannt wird, erweckt Yarvis Aufmerksamkeit - sofort ahnte ich, was es mit diesem Sklaven auf sich haben würde. Und ich sollte Recht behalten. Selten gab es Überraschungen für mich, ich ahnte schon immer im Vorraus, was passieren würde. Selbst bei nur kleinen Entscheidungen und Informationen, die man als Leser erhielt, war für mich irgendwie immer klar, worauf es im Verlauf der Handlung hinauslaufen würde. Nur das allerletzte Kapitel konnte mich nochmal überraschen. Aber nicht mit dem, was aufgedeckt wurde, das ahnte ich nämlich auch schon, sondern mit dem, wie Yarvi darauf reagierte. Damit hätte ich nicht gerechnet und das war wirklich überraschend. War für mich auf das ganze Buch betrachtet aber einfach zu wenig. Richtig packende, spannende Fantasy lebt von Überraschungsmomenten und die fehlten für mich eindeutig.
Yarvi und seine Gefährten sind mir im Verlauf der Handlung schon irgendwie ans Herz gewachsen, daher hatte ich das Gefühl, dass Joe Abercrombie mit dem Leben der Freunde Ene mene miste gespielt hat. Die Tode kamen mir willkürlich vor und auch wenn klar ist, dass so eine Geschichte nicht alle überleben können, fand ich die Tode unnötig und traurig. Zumindest hätte ich mir eher gewünscht, dass eine andere Figur abgetreten wäre, aber auch wie es mit dieser Person ausging war am Ende in Ordnung. Und Yarvi... Ich mochte ihn ja und auch seine Entwicklung fand ich irgendwie toll, aber gegen Schluss fand ich sie doch ein wenig inkonsequent. Einerseits wird er endlich härter und unnachgiebig, andererseits bleibt er der Schwächling und ist unfähig, sich selbst zu schützen, weswegen er seine Freunde in tödliche Gefahren bringt, weil sie ihn retten wollen. Natürlich wäre es unrealistisch gewesen, wenn er auf einmal ein Superheld gewesen wäre, der jeden Kampf gewinnt und nie wieder Hilfe braucht, aber bei zwei Szenen, da kam mir sein Verhalten so dumm und rückständig im Bezug auf seine Entwicklung vor, dass ich ihn gerne gepackt und einmal fest geschüttelt hätte. Es war unbefriedigend. Auch der Schluss war alles andere als das perfekte abgerundete Ende, was es auch nicht sein muss, aber auch das ließ mich leider ein wenig unbefriedigt zurück. Vor allem, da im zweiten Band nicht mehr Yarvi der Protagonist sein wird.
Fazit
Bei Königsschwur handelt es sich nicht um schlechte Fantasy und für Jugendliche oder Einsteiger ist das Buch sicherlich sehr geeignet, aber leider wies das Buch doch einige Mankos auf, die mein Lesevergnügen trübten. Doch Joe Abercrombie hat einen angenehmen Schreibstil und die Welt und die Figuren, die er erschaffen hat, haben mir gefallen. Den zweiten Band, Königsjäger, der im August 2015 erscheinen soll, werde ich auf jeden Fall lesen, auch wenn es eine andere Protagonistin geben wird, da er bei den Lesern besser ankam als der erste Band. Ich vergebe abschließendInformationen
Autor: JOE ABERCROMBIE
Titel: Königsschwur
OT: Half a King
Reihe: 01 von 03
Verlag: HEYNE, Klappbroschur
Seiten: 368
Preis: 14,99€
an den Heyne-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar