[Rezension] Jogginghosen-Henry von Hannes Finkbeiner

[Rezension] Jogginghosen-Henry von Hannes Finkbeiner

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x Autor: Hannes Finkbeiner
x Originaltitel: Jogginghosen-Henry
x Genre: Roman
x Erscheinungsdatum: 11. April 2016
x bei Heyne
x 352 Seiten
x ISBN: 3453418689
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x Erste Sätze: Ich werfe die Kellertür ins Schloss, schmettere sie regelrecht zu, in der Hoffnung, dass der jämmerliche Knall durch die Decke dringt und das künstliche Kniegelenk meines Vaters zum Scheppern bringt. Er steht wahrscheinlich noch am selben Platz wie eben, im Wohnzimmer, erstarrt neben dem Ohrensessel, die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt, die Brille in der Hand, ewige Ölreste unter seinen Fingernägeln.

Klappentext:

Jogginghosen-Henry und der ewige Krach des Lebens

„Im Rückspiegel wurde das Ortsschild von Bad Harzburg kleiner. Die Provinz war nur noch ein trüber Fleck, der sich in unseren Abgasen auflöste. Wir waren mutig, wir waren wild, wir waren unsterblich, wir waren Metal-Fans, zu allen Schandtaten bereit, und nichts konnte uns aufhalten. Dann kam der Stau.“

Rezension:

Ein Buch, das als Kombi aus Heavy Metal und feinem Sprachgefühl beworben wird, und dazu noch direkt im Klappentext einen Lacher mitbringt? – Ich konnte gar nicht anders, als „Jogginghosen-Henry“ von Hannes Finkbeiner zu lesen. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Dass es der Autor versteht, mit Worten umzugehen, zeigt sich von Anfang an – einerseits fliegt man nahezu durch den Text, er liest sich quasi von selbst, und andererseits feierte ich die genialen, witzigen Vergleiche. Durch die komplette Geschichte zieht sich ein Humor, der mir absolut liegt – trocken, etwas schwarz und einfach typisch für die Metalszene.

Die Beschreibungen der Szenen erinnerten mich an eigene Festivalerfahrungen im Kreise etwas rauer, völlig verrückter und großteils liebenswürdiger Personen. Daran hat sich Finkbeiner auch mit seinen Charakteren gehalten, die zwar sehr verschieden sind, aber durch eine große Leidenschaft – die Musik – miteinander verbunden sind.

Von der Geschichte an sich wurde ich völlig überrascht, und das immer wieder. Es fängt schon damit an, dass sich die Story über mehrere Jahre zieht und immer wieder das fiktive Festival, das Hardbeat Open-Air, als Ausgangspunkt findet. Hier begegnet Henry jedes Jahr wieder seiner Traumfrau, die immer mit anderen seltsamen Persönlichkeiten anreist. Ich habe hier vor allem Henrys Ausdauer bewundert, jedes Jahr erneut darauf hinzufiebern, das Mädchen zu sehen.

Immer mit von der Partie sind  Henrys Freunde – der etwas arrogante Felix und Gabriel, der von allen Grabriel genannt wird, weil er im Beerdigungsinstitut seines Vaters arbeitet und wegen seiner Vorliebe für Gothic regelmäßig Spott erntet – den er aber einfach an seiner Schminke abperlen lässt.

Am meisten faszinierte mich aber, dass es trotz des Humors auch einige sehr ernste Aspekte in Form von z. B. Schicksalsschlägen gibt, was die Geschichte noch authentischer zeichnet. Abgerundet wird das Ganze noch mit Karten aus der Vogelperspektive vom Festivalgelände, welche sich am Anfang und am Ende des Buches befinden.

Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass es auch nur einen Metalhead gibt, der dieses Buch nicht toll finden wird.

Fazit:

Ein Buch, das für mich alles hat, was ein Lieblingsbuch braucht: sprachliche Klasse, authentische Charaktere und Sznenarien, genialer Humor und überraschende Wendungen.

Bewertung:

5 SterneÜber den Autor (lt. Klappentext):

Hannes Finkbeiner, geboren 1977 in Freudenstadt im Nordschwarzwald, absolvierte eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete mehrere Jahre als Bankett- und Restaurantleiter. In Hannover studierte er Jounalistik, wo er mittlerweile auch als Dozent tätig ist. Neben seiner Haupttätigkeit als freier Autor und Journalist – er schrieb u. a. für die FAZ, Spiegel Online oder die Stuttgarter Zeitung – arbeitet er als Hoteltester.


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