[Rezension] Jamuna von Jamuna Devi

232500868_f9ff0b1dfcx Autor: Jamuna Devi
x Titel: Jamuna
x Genre: Roman
x Erscheinungsdatum: 14. März 2011
x 154 Seiten
x Eichborn Verlag
x ISBN: 3821861584
x zur Leseprobe: *klick*
x Erste Sätze: Das Mädchen im Film tastet sich im Halbdunkel an einer Wand entlang als sei sie blind. oder als sähe die Kamera und damit wir viel mehr als das Mädchen. Der Mann, der mit mir in einem Raum ist, hat die Klimaanlage ausgeschaltet, er verträgt die Luft nicht, und hat die Fenster geöffnet, es ist sehr heiß draußen, über dreißig Grad, total Windstill, und hier im Zimmer wird es nicht viel kühler sein.

Klappentext:

Ich stöckele über den Kudamm. Hier kommt die neue Königin. Ich bin viel zu kostspielig für euch. Dinner-time. Private time. Ich steige in die U 1. Die fährt direkt zum Kottbusser Tor. Ich tue das alles für meine Familie. Ich bin eine wirkliche Prinzessin. Wie Lady Di. Nur schöner. Aber sie war auch Engländerin. Das muss man fairerweise dazusagen.

Rezension:

Wenn man den Klappentext von Jamuna Devis Buch “Jamuna” liest, kommt einen die Protagonistin wahnsinnig unsympathisch vor – doch innerhalb der Geschichte schließt man das Mädchen trotzdem ins Herz.

Das Ganze beginnt mit einer seltsamen Szene, in die der Leser ahnungslos hineingeworfen wird. Später im Verlauf des Buches, hat sich irgendwann eine Story darum aufgebaut, man bekommt diesen Ausschnitt noch einmal zu lesen und erfährt, was es damit auf sich hat.

Jamuna Devis Schreibstil ist auf jeden Fall nicht gewöhnlich. Sie drückt sich jugendlich und teils auch unverschämt aus – eine Art und Weise, die ich persönlich schon als leichtes “Ghetto-Deutsch” bezeichnen würde. Die Sätze sind kurz und prägnant… irgendwie hart, was noch besser wirkt, weil alles aus der Ich-Perspektive und in Gegenwartsform geschildert wird.

Die Handlung an sich ist leider sehr realistisch und kommt zumindest so ähnlich in Problemvierteln größerer Städte nicht selten vor. Eine Jugendliche mit Migrationshintergrund, keine Hobbys, Teenieprobleme und in der Familie läuft es auch nicht so, wie es sein sollte. Die Mutter viel unterwegs und der Vater hat Spielschulden – und genau um diese Schulden dreht sich die Geschichte.

Jamuna möchte die Schulden ihres Vaters zurückzahlen und weiß, sie braucht dringend einen Job, der möglichst schnell Geld abwirft – und zwar viel. Dabei gerät sie immer tiefer in ein Gewerbe, das sehr nah an der Prostitution liegt und man merkt, wie schnell und schleichend moralische Grenzen überschritten sind. Im Endeffekt alles nur um den Schein einer heilen Welt, die sie sich so sehr in ihrer Familie wünscht, aufrecht zu erhalten.

Nebenher bekommt der Leser mit, dass Jugendliche in einem solchen Umfeld häufig auf sich allein gestellt sind. Die Eltern wissen nicht, wie ihre Kinder den Tag verbringen und interessieren sich oft auch nicht dafür, Sozialarbeiter lassen ihren Job oft schleifen und in all dem Chaos hat sich der heranreifende Erwachsene dann auch noch mit Teenieproblemen wie z.B. unerwiderter Liebe herumzuschlagen.

Trotz allem ist Jamuna, das Mädchen mit der extrem rauen Schale, auch eine, in der ‘mehr’ steckt. Es ist schwer zu beschreiben, aber trotz dem asozialen Gehabe, konnte ich in ihr eine irgendwie warme Seite entdecken und habe sie damit ins Herz geschlossen.

Fazit:

Eine Jugendliche versucht mit zweifelhaften und gefährlichen Mitteln den Familienfrieden zu wahren. Leider sehr realitätsnah.

Bewertung:

4Über die Autorin:

Über Jamuna Devi ist nicht viel bekannt. Bei meiner Internetsuche fand ich nur heraus, dass der Name ein Pseudonym und die Autorin wohl Mitte 20 ist. Kontakt zu ihr hatten bei der Arbeit mit dem Buch nur Lektor und Agentin. Auch ist nicht bekannt, ob es sich um eine wahre Geschichte handelt.

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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Eichborn Verlag.


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