[Rezension] Im Pyjama um halb vier (G. Engelmann & J. M. Leonhardt)

Gabriella Engelmann & Jakob M. Leonhardt: Im Pyjama um halb vier
[Rezension] Im Pyjama um halb vier (G. Engelmann & J. M. Leonhardt)Für wen von uns, die in der Welt der sozialen Netzwerke Fuß gefasst haben, spielt der Austausch von persönlichen Nachrichten mit Freunden keine Rolle? Eben! Und genau auf diesem die Massen begeisternden Phänomen baut diese vorrangig für junge Leser gemachte Lektüre auf. Doch sie geht darüber hinaus und webt einen wundervoll intensiven Faden wachsender Neugier, unerklärlicher Vertrautheit und bedeutsamer Schicksalshaftigkeit. Sympathisch und sehr publikumsnah kommen die Charaktere daher, wobei sie ihre Karten ausspielen, sich jedoch nicht immer in die Karten blicken lassen. Wenn das Klicken der Tastatur zu einem Knistern wird ...


~ Rezension ~

Im Unbekannten liegt das VertrauteLulu ist auf der Suche. Auf der Suche nach Ben. Denn nur Ben kann ihr sagen, ob sein bester Freund Marco vielleicht Interesse an ihr haben könnte. Via Facebook trifft Lulu nun auf Ben, der jedoch keinesfalls mit Marco befreundet ist. Doch das ist alles andere als wichtig, denn schnell kommen die beiden Teenager ins „Gespräch“ und freunden sich an. Eine unbeschreibliche Freundschaft entwickelt sich zu diesem Fremden dort im World Wide Web. Sowohl Lulu als auch Ben fühlen sich beflügelt, mit dem jeweils anderen wie selbstverständlich ihre größten Euphorien und ebenso die innersten Bedenken zu teilen. Doch dann beschleichen sowohl Lulu als auch Ben Zweifel. Ist es wirklich klug, eine derartige Vertrautheit entstehen zu lassen?Einen gelungenen und der heranwachsenden Generation an „Digital Natives“ wie auf den Leib geschneiderten Coup hat das Autorenduo Gabriella Engelmannund Jakob M. Leonhardtmit Im Pyjama um halb vierzu Papier gebracht.

Das Strickmuster dieses Jugendbuches ist schlicht, doch die Wirkung ist umso brillierender. Der rege Austausch an persönlichen Nachrichten über Facebook zwischen der quirligen Lulu aus Hamburg und dem schlagfertigen Münchner Ben ist der Garant für perfekt dosierte Unterhaltung.Die beiden Protagonisten wurden mit viel Herz und Seele und einem herrlich lockeren Zungenschlag bedacht, wobei Spontanität und Witz gleichermaßen die Erzählung bestimmen wie Enttäuschung und Herzklopfen.

Neben der Aufmachung der Geschichte mochte ich besonders deren Botschaft: Wahre, berührende Freundschaft kann uns überall begegnen und wird von einer aufziehenden Sturmfront am Horizont auch nicht (sofort) erschüttert! Wichtige Werte wie Aufrichtigkeit, Hingabe und Vertrauen sind unabdingbar – ob on- oder offline.Die allmählich aufbrausende Entwicklung der Handlung samt der emotionalen Zerrissenheit der zwei Charaktere, die durchaus einem Spiegelbild gleichaltriger Leser(innen) entsprechen, rückt das vermutet Unvermutete ins rechte Licht. Hinzu kommt die absolut zeitgemäße Sprachgewandtheit, welche sowohl die Drolligkeit der Gedanken als auch die Ernsthaftigkeit hinter den Anliegen zum Ausdruck bringt.Ein durchweg kurzweiliges, spritziges Jugendbuch im modernen Gewand voller kontrastreicher Gefühle, warmherziger Worte und dem deutlichen Appell, gesunden Menschenverstand walten zu lassen.

F★ZIT: Leichtfüßig. Pfiffig. Entschlossen.


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