Da mir Musik, die nicht unbedingt den Anspruch haben muss, (hierzulande) mainstream zu sein, besonders zusagt, kam mir Singer/Songwriter Hunter Hayes mit seinem ersten groß produzierten Album sehr gelegen.
Viel spricht für ein Lied, das einen nach dem ersten Hören nicht mehr loslässt. Dann kommt eins zum anderen und schon hat einen der Strudel mitgerissen. Ziemlich genau so erging es mir mit der Musik von Hunter Hayes. Ein Zufall hier, ein Klick dort und schon wusste ich, dass seine Musik bei mir genau den Zahn der Zeit trifft.
Hunter Hayes ist wohl das, was wir landläufig als Vollblutmusiker mit Herz und Seele bezeichnen. Ebenjenes Gefühl der verschworenen Einheit zwischen Mensch und Metier materialisiert der in Louisiana geborene Sänger, dessen Liebe zur Musik bereits im Alter von zwei Jahren begann. Eine Hingabe, die ihn nicht immer zum beliebtesten Jungen in der Schule machte, die er aber bis heute als das definiert, was ihn zu dem macht, der er sein darf.
(Hatte ich erwähnt, dass ich Künstler mit Profil mag? Na, spätestens jetzt wisst ihr's.)
Eine Zugabe mit Charakter
Er singt von Sturmwarnungen. Er intoniert den Wunsch, derjenige zu sein, dem das Herz gebrochen wird. Er bestätigt die kleinen Unvollkommenheiten, die einen Menschen ausmachen. Er singt davon, dass den leichten Weg jeder gehen kann. Verrückt ist angesagt.
Auf seinem Album, das nicht ohne Grund den Untertitel (Encore), also Zugabe, trägt, gewährt Hunter Hayes Einblick in die verschiedenen emotionalen und divers interpretierten Seiten seiner Welt. Im Vergleich zur Erstveröffentlichung enthält dieses 2013 erschienene Album eine Reihe zusätzlicher Tracks, die weitere Kapitel eines musikalischen Tagebuchs öffnen.
Hunter Hayes trumpft mit seinem Album Hunter Hayes (Encore) mit dem auf, was er richtig gut kann: Musik machen. Doch nicht irgendwie, sondern mit Passion, Inhalt und enormer Instrumentalität. Jede einzelne Komponente für sich, wäre allein schon ein Geschenk. Doch hier stimmt das Gesamtpaket, das sich hören lassen kann.
Dem Genre der Countrymusik kann man gegenüberstehen, wie man möchte, solange man Musikern wie Hunter Hayes dabei eine faire Chance gibt. Denn er beweist, dass sich teils poetische, teils beschwingte Lagerfeueratmosphäre, raspelnde Rockklänge und tanzbare Popmusik keinesfalls ausschließen. Vielmehr ergänzen sie sich perfekt, wenn man das Händchen dafür hat.
Es gibt zwei Dinge, die mich an dem Album besonders beeindruckt haben.
Zum einen ist es die Tatsache, dass Hunter Hayes nicht nur die Lieder der gesamten Trackliste (mit-) geschrieben, sondern ebenso sämtliche 30+ Instrumente, die zu hören sind, selbst eingespielt hat. Hierbei kamen Akustik- und E-Gitarre ebenso zum Einsatz wie Schlagzeug, Mandoline und Banjo
— um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Damit ist es ihm definitiv gelungen, zu zeigen, was alles möglich ist, wenn man den Willen hat, seinen Traum zu leben.Zum anderen ist es eben das Talent, (persönliche) Geschichten zu erzählen, die dennoch eine Allgemeingültigkeit haben, dass sich eine Vielzahl der Hörer selbst an irgendeiner Stelle wiederfindet. Jene Intention wirkt dabei alles andere als künstlich gezwungen. Das ist wohl in erster Linie der Liebe des Künstlers zur Musik zuzuschreiben. Ihm gelingt es, Botschaft und Emotion derart miteinander zu vereinen, dass ein "Wie-du-und-ich-Gefühl" transportiert wird.
Jedes Lied nimmt auf eine ganz eigene Kurzreise mit. Ob ein drei Minuten andauernder Roadtrip entlang der Küste, bei dem man das Radio laut aufdrehen möchte, oder der Eindruck, einen Moment allein in einer Bar mit Piano zu versacken — das Stück (typisch amerikanisches) Lebensgefühl, das ankommt, macht dieses Album zu dem, was es ist. Und zwar zu einem Soundtrack des Lebens.Von griffigem Uptempo bis zur berührenden Ballade reicht das Repertoire, mit welchem Hunter Hayes aufwartet. Damit stellt er abermals und in jeder Hinsicht sein Fingerspitzengefühl fürs Treffen der richtigen Töne unter Beweis.
Alles in allem ein Musikalbum, das sowohl alltagstauglich als auch für besondere Augenblicke gemacht ist, von einem Sänger/Songwriter, dessen Herz und Können in jeder Strophe hörbar sind. Definitiv mehr als Countrymusik im herkömmlichen Sinne und zweifellos nicht mein letztes Album von Hunter Hayes.
F★ZIT: Griffig. Echt. Gekonnt.
P.S.:
Für diejenigen, die eine Hörprobe samt Storm Warning mögen