[Rezension] Gelöscht

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Bewertung

[Rezension] Gelöscht

Inhalt

London, 2054. Neun Monate, nachdem Kylas Gedächtnis gelöscht wurde, wacht sie in einem Londoner Krankenhaus auf. Sie wurde geslatet. Erinnerungen an ihre früheres Leben hat sie keine. Das einzige, was sie sicher weiß, ist, dass sie eine Straftat begangen hat und ihr die Regierung durch das Löschen ihres Gedächtnisses eine zweite Chance gegeben hat.
Heute soll sie ihrer neuen Familie vorgestellt werden. Kyla wird fortan mit neuen Eltern und einer Schwester, Amy, zusammenleben. Schon bald, nachdem sie von den Dreien aus dem Krankenhaus abgeholt wurde und versucht, sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben, wird Kyla immer deutlicher, dass sich in ihrem Umfeld etwas Merkwürdiges abspielt. Nicht nur, dass Kylas Mitschüler immer wieder spurlos verschwinden, Kyla hat auch Träume, die sie gleichermaßen ängstigen und verwirren. Kyla ist sich sicher; es sind keine normalen Träume, sondern Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit, die eigentlich aus ihrem Gedächtnis gestrichen wurden.

Meinung

Bereits im ersten Kapitel bekommt man einen Einblick in die Welt, die Teri Terry geschaffen hat. Anfangs wird allerdings nicht mit Begriffen, die extra für die Geschichte kreiert wurden, gegeizt, sodass man zunächst nicht so recht weiß, worum es sich bei diesen Wörtern überhaupt handelt. Erst im Laufe der Handlung erfährt der Leser nach und nach, was zum Beispiel Levos sind oder was das Happy Juice bei Kyla bewirken kann. Auch bleibt relativ lange unklar, warum Jugendliche wie Kyla überhaupt geslatet werden.

Das allumfassende Thema in ‘Gelöscht’ ist das Slaten und die damit einhergehenden Konsequenzen und Veränderungen.
Weil Kylas Gedächtnis gelöscht wurde, muss sie alles von Grund auf neu erlernen. Obwohl sie rein vom Körper her schon 16 Jahre alt ist, ist sie nach dem Löschen ihres Gedächtnisses auf dem Stand eines Säuglings. Angefangen vom Laufen, bis hin zum Allgemeinwissen hat Kyla in den ersten neun Monaten nach Erwachen in der Klinik nichts anderes gemacht, als zu lernen. Der Leser erlebt nur eine Hand voll von ersten Malen, mit denen Kyla nach dem Slaten konfrontiert wird. Trotzdem habe ich diese Momente als besonders intensiv empfunden. Man bekommt die Gelegenheit, durch Kylas Augen zu sehen. Alles, was für Kyla neu ist, wird von der Autorin mit großer Detailverliebtheit erzählt.

Alle anderen Dinge umschreibt Teri Terry allerdings recht emotionslos, sodass ich bis zum Ende der Geschichte nur selten mit der Protagonistin mitfühlen konnte. Als Leser steckt man zwar stets tief in der Gedanken- und Gefühlswelt von Kyla, lernt ihre Ängste und Hoffnungen sehr ausführlich kennen, doch fehlte mir gerade in puncto Schreibstil die Verbindung zu Kylas Emotionen.

Kylas neue Familie ist von Anfang an sehr interessant, da die drei Familienmitglieder alle sehr unterschiedlich sind. Amy, Kylas neue ältere Schwester, ist ebenfalls geslatet worden und macht stets einen sehr sympathischen Eindruck. David, Kylas neuer Vater, scheint sehr warmherzig zu sein und ist sichtlich darum bemüht, es Kyla nicht noch schwerer zu machen. Kylas neue Mutter hingegen ist sehr mysteriös. Sie wird von Kyla als rund und spitz bezeichnet; orpulenter Körper, spitze Stimme. Es macht den Anschein als habe Kylas Mutter nur wenig Einfühlungsvermögen und als wolle sie Kyla nicht als neues Mitglied in der Familie willkommen heißen.

Die Geschichte lebt von den Entwicklungen der Figuren. Denn auch, wenn während des Lesens stets die Frage nach dem Grund von Kylas Gedächtnislöschung im Hinterkopf bleibt, so passiert bis kurz vor Schluss des Buchs kaum Spannendes. Man wird zwar immer wieder mit Kylas Träumen konfrontiert, fragt sich, was sie zu bedeuten haben und man merkt auch schon nach wenigen Kapiteln, dass sich in Kylas Umfeld etwas äußerst Mysteriöses abspielt. Doch geht es im Auftakt der Trilogie viel mehr darum zu erfahren, was geslatete Menschen von normalen Menschen unterscheidet und sie sie von ihren Mitmenschen behandelt werden. Für mich hatte es den Eindruck, als würde Kyla mit einem Objekt gleichgesetzt werden, das kein Recht auf Gefühle und Entscheidungsfreiheit hat. So wird Kyla beispielsweise von der Empfangsdame des Krankenhauses als ‘Problem’ bezeichnet, das in der Sachverarbeitung weiter thematisiert werden muss.

Blick in die Zukunft

‘Gelöscht’ ist der Auftakt einer Trilogie. Band 2 erscheint im Frühjahr 2014 unter dem Titel ‘Zersplitert’ auf Deutsch. Der dritte und letzte Teil erscheint im Englischen im März 2014 unter dem Namen ‘Shattered‘. Ein deutscher Erscheinungstermin ist noch nicht bekannt.

Anfang des Jahres gab Teri Terry auf ihrem Blog bekannt, dass die Filmrechte an ‘Gelöscht’ von Prescience erworben wurden. Laut Filmstudio sollen die Dreharbeiten 2014 beginnen.

Fazit

‘Gelöscht’ war bei weitem nicht so spannend und wendungsreich, wie ich es erwartet habe. In meinen Augen ist ‘Gelöscht’ ein typischer Trilogieauftakt, der den Leser zunächst mit den Figuren und ihren Absichten vertraut macht und in die fiktive Welt einführt. Das gelingt Teri Terry äußerst gut. Denn in Kylas Umgebung, in der geslatete Menschen immer öfters auf der Straße zu finden sind, gibt es einiges zu entdecken und für den Leser zu lernen. Leider bleibt dabei der Fortschritt der vielversprechenden Handlung etwas auf der Strecke. Das Element, dass mich vom Buch überzeugen konnte, war die Entwicklung der einzelnen Figuren. In diesem Punkt gab es für mich einige Überraschungen.

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