[Rezension] Gabrielle Zevin – “Die Widerspenstigkeit des Glücks”

Die_Widerspenstigkeit_desGlücks_Gabrielle_ZevinAuf Gabrielle Zevins Roman wurde ich bereits bei den Vorschauen aufmerksam und neugierig, da “Die Widerspenstigkeit des Glücks” eine tolle Geschichte versprach. Zugleich war das Buch schon länger im Original (“The Storified Life of A.J. Fikry”) auf der Wunschliste – nur wurde mir tatsächlich erst beim Aufschlagen der deutschen Übersetzung, als ich den Originaltitel sah, bewusst, dass beide Bücher identisch sind. Ein absolutes Wunschbuch also.

A.J. Fikry lebt auf einer kleinen Insel, die hauptsächlich von den Touristen im Sommer lebt. Mit seiner kleinen Buchhandlung kommt er deswegen gerade noch so über die Runden, da auch die Bewohner von Alice recht wenig lesen – zu seinem Leidwesen. Früher kamen sie noch recht gern, als seine Frau Nic die Buchhandlung führte. Doch Nic ist tot und A.J. unglücklich, da er sich am liebsten alleine mit seinen Büchern, Tiefkühlkost und Wein in seiner kleinen Wohnung über der Buchhandlung zurückzieht. Bis eines Tages ein kleines Mädchen auf einmal in seiner Buchhandlung sitzt – mit ihr ein Zettel mit der Bitte, sich ihr anzunehmen. Und damit wird seine kleine Welt auf den Kopf gestellt.

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Auf den ersten Blick ist A.J. sicherlich nicht der sympathischste aller Charaktere. Er ist teilweise sehr verbittert und benimmt sich auch gegenüber der Verlagsvertreterin Amelia, die ihn gleich am Anfang der Geschichte zum ersten Mal besucht, sehr unfreundlich und alles andere als liebenswert. Doch eines hat er an sich, was wahrscheinlich jedem anderen Leser genauso gut gefallen wird wie mir selbst: seine Liebe zu Büchern. Er liest gewiss nicht alles, hasst alles Neue, den technologischen Fortschritt oder Krimis und Frauenromane, genauso wie den Kontakt mit Autoren. Aber die Buchhandlung ist sein Zuhause. Und das merkt man. Als er sich dem bei ihm ausgesetzten Waisenkind annimmt – der zweijährigen Maya – kommt seine gutmütige Ader zum Vorschein, mit welcher A.J. gleich viel sympathischer erscheint. Ab diesem Zeitpunkt wuchs mir der Buchhändler nach und nach immer mehr ans Herz, bis ich ihn am Ende tatsächlich gar nicht mehr verlassen wollte.

Etwas ganz Besonderes sind die von A.J. geschriebenen Buchempfehlungen an Maya, die jedes neue Kapitel einleiten. Sie verraten nicht nur etwas über das jeweilige Buch, sondern zugleich etwas über die Handlung – da oftmals Zeitsprünge vorhanden sind -, wie auch über die Gefühle von A.J. für seine Adoptivtochter.

“Guten Morgen, Zeitschriften! Guten Morgen , Lesezeichen! Guten Morgen Bücher! Guten Morgen, Laden!” – S.99-100

Die Geschichte um A.J., Maya und Amelia wird allerdings nicht ausschließlich aus der Sicht von A.J. selbst beschrieben, auch wenn das zum größten Teil der Fall ist. Ab und zu wechselt die Erzählperspektive zu anderen, nebensächlichen Charakteren, aber auch zu der von Amelia und Maya. Und gerade die Beschreibungen von Maya sind einfach allerliebst. Hier kommt nämlich ihre große Buchliebe besonders zum Ausdruck, das Aufwachsen in einer Buchhandlung hinterlässt schließlich bleibende Spuren. Mit nur drei Jahren kann sie zwar noch nicht lesen und trotzdem liebt sie die Bücher bereits. Wie genau die dreijährige Maya diese Bücher wahr nimmt, wird genauestens beschrieben und es ist eine meiner gesamten Lieblingsszenen im Buch. Desweiteren wird beschrieben, wie Maya, sobald ein Kind mit seinen Eltern die Buchhandlung betritt, diesem ein Bilderbuch bringt und dieses Kind daraufhin seine Eltern dazu zwingt, es ihm zu kaufen. Weiterhin ist man Zeuge, wie Maya die verschiedensten Bücher kennen lernt und schließlich selbst schreibt und davon träumt, Schriftstellerin zu werden. Kurzum: hier findet Buchliebe vom Allerfeinsten. Ein Buchhändler, der insbesondere die alten Bücher liebt, eine Verlagsvertreterin, welche die neuen, aktuellen Bücher liebt und weiterempfiehlt, sowie ein Kind, welches von klein auf mit der Liebe zu Büchern aufwächst.

“Die Widerspenstigkeit des Glücks” erzählt die liebenswerte Geschichte einer kleinen Familie, die vor allem eines fest verbindet: Bücher und deren unterschiedliche Liebe zu ihnen. Wer selbst gerne liest, wird sich mit diesem Roman und A.J. Fikry höchstwahrscheinlich sehr wohl fühlen. 

5ballerinas



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