Rezension | “Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken” von Sabaa Tahir

Rezension | “Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken” von Sabaa Tahir Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken

Autorin: Sabaa Tahir

Übersetzung: Barbara Imgrund

Seiten: 507 (Hardcover)

Verlag: ONE/ Lübbe

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3-8466-0009-2

Sabaa Tahir war Redakteurin bei der Washington Post. Berichte über den Nahen Osten beschäftigten sie und führten schließlich dazu, dass sie ihren ersten Roman schrieb. Sie wollte eine Geschichte erzählen, die die Gewalt in unserer Welt abbildet. Sie wollte aber auch Figuren erschaffen, die in dieser Welt Hoffnung finden. Die nach Freiheit suchen und sich für die Liebe entscheiden, egal gegen welche Widerstände. Aus diesem Impuls heraus entstand ihr erster Roman, Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken.

Mehr Informationen zur Autorin und ihren Projekten findet man auf ihrer Website www.sabaatahir.com

ELIAS & LAIA spielt in einer Fantasiewelt, in welcher das Volk seit mehr als 500 Jahren durch eine Kampf-Elite - die Masken - unterdrückt und gequält wird.
Sabaa Tahir erzählt die Geschichte von Laia, deren Großeltern vor ihren Augen brutal ermordet und der Bruder in ein Gefängnis der Herrschenden verschleppt wird. Vollkommen verzweifelt schließt sie sich dem Widerstand an und beschließt sich als Sklavin im Hause der Kommandantin einzuschleichen. Sie führt die Elite der Masken an. Darunter ist auch Elias, ihr Sohn und Anwärter auf die silberne Maske. Elias wurde fast sein ganzes Leben dazu ausgebildet, ein würdiger und stolzer Elite-Kämpfer von Schwarzkliff zu sein. Kämpfen und Töten bestimmen sein Alltag. Doch kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung, beherrscht ihn nur noch der Gedanke endlich zu entkommen und frei zu sein. Ihrer beider Drang den Ketten zu entkommen, führt Laia und Elias immer wieder zusammen.

Über Sabaa Tahir's Debüt ELIAS & LAIA - DIE HERRSCHAFT DER MASKEN (OT: "An Ember in the Ashes") spricht in der deutschen und englischsprachigen Bloggerlandschaft fast schon jeder. Natürlich kam ich am allerwenigsten an dieser Geschichte vorbei. Die Erwartungshaltung hielt ich vorsichtshalber gedämpft und zierte mich eine Weile, das Buch zu beginnen.

Mit prägnantem Wortschatz und ihrem figurativen Schreibstil, hat mich Sabaa Tahir aber binnen kurzer Zeit - und zu meiner großen Überraschung - absolut überzeugen können.

Aus wechselnden Perspektiven lernt der Leser Laia und Elias kennen. Ihre Herkunft mag sich vollkommen unterscheiden, aber beide sehnen sich nach Freiheit und dem Ende von Tyrannei und Schmerz.

Sabaa Tahir hat durch das Verschmelzen verschiedener Kulturen, wie dem alten Rom aber auch traditionellen Einflüssen aus nahöstlichen Ländern, eine ganz eigene und sehr facettenreiche Welt geschaffen. Durch die Kampfausrüstung und dem Auftreten der Masken fließt in die Geschichte eine alt-römische Note ein. Durch die Kleidung des Volkes, den vielen Gewürzen und Märkten, bekommt das Setting wiederum nahöstliche Einflüsse. So vermischt sich ein mittelalterliches Europa mit dem exotischen Fernen sehr harmonisch. Das Ergebnis ist eine visuelle und originelle Fantasielandschaft.

Generell gefiel mir Sabaa Tahirs Formung der Figuren. Jeder Charakter, ob nun gut oder böse, hat seine eigene Geschichte die mal mehr und auch mal weniger hervorgebracht wird. Tahir kratzt mitunter bei allen Figuren etwas mehr an der Oberfläche wie mir lieb gewesen wäre, lässt aber so noch Spielraum.

Erstaunt hat mich die Form der Brutalität. Ausgefochtene Kämpfe und Foltereien werden nicht oberflächlich von Tahir abgehandelt, sondern ausgeschmückt. Auch die Einwirkung der Kommandantin und ihre Art, Gewaltanwendungen regelrecht zu zelebrieren, bringt sehr viel mehr Härte in den Plot.

Ich war geradezu erleichtert, dass mich auch keine kitschige Romanze erwartete. Zu emotional empfand ich es nicht und es war sicher auch nicht das Ziel von Tahir, eine Liebesgeschichte in den Fokus zu setzen. Der Autorin war es wichtig, eine Geschichte über Unterdrückung und Gewalt zu erzählen.

Für mich ist mitunter die komplexe Handlung das stärkste Element in diesem Buch. Viele Wendungen waren meines Erachtens vollkommen unvorhersehbar. Sabaa Tahir versteht es sehr gut, wie man traditionelle Herkünfte, politische Intrigen und Verrat mit übernatürlichen Kräften effektvoll verschmelzen lässt.

Nach Mehrteiler lechze ich nicht gerade, doch im Falle von ELIAS & LAIA hoffe ich sehr, dass der US-Verlag sich sehr bald für eine Fortsetzung entscheiden kann. Es steckt noch so einiges in den Figuren, man will sie länger begleiten. Und ich bin mir absolut sicher, dass die Autorin auch aus einem Sequel - genau wie im Debüt - im vollen Maße schöpfen würde. Die Filmrechte sind bekanntlich schon verkauft. Wird das Filmprojekt wirklich umgesetzt, so bin ich eine der Ersten im Kinosaal, denn das Setting schreit nach einer effektvollen Leinwand.

Obgleich sich so einige am Cover reiben, sei es wegen des Gesichts/der Augen oder des Buchtitels, für mich passt es erstaunlich gut zum tatsächlichen Plot. Das Cover zeigt die Augen Elias' und seine noch unvollendete (Gesichts)Maske, was ein tragender Aspekt der Handlung ist.
Ein Kontra gibt es jedoch noch zu vermerken; die super schönen Landkarten, welche in der engl. Originalausgabe sind, sucht man in der deutschen Übersetzung vergebens. Das hat meiner Begeisterung einen Dämpfer verpasst, denn solche Extras empfinde ich als wichtig.

Das Debüt ELIAS & LAIA - DIE HERRSCHAFT DER MASKEN von Sabaa Tahir hat, nach anfänglicher Skepsis, kräftig bei mir punkten können. Die Autorin besitzt einen ausgeprägten Wortschatz, ein Gespür für fantasievolles Worldbuilding und ein wunderbares Händchen für facettenreiche Charaktere. Sie weiß den Leser mit bildgewaltigen Umschreibungen und spannungsgeladenen Kampfszenen, in faszinierende und fremde Welten zu entführen. Tahir ist eine sehr talentierte Geschichtenerzählerin, von der wir hoffentlich noch viel zu lesen bekommen. Der bisher stärkste Titel des ONE-Imprints.


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