|Rezension| "Einfach. Liebe." von Tammara Webber




Vor jenem Abend war mir Lucas noch nie aufgefallen.
Jacquelines Leben steht Kopf, als ihre dreijährige Beziehung mit Kennedy zerbricht, die ihr alles bedeutet hat. Nicht genug, dass sie ihre Uniwahl von ihm abhängig gemacht hat, auch ihre Freunde wenden sich von ihr ab, weil sie ohne ihn einfach niemand mehr ist. Als sie eines Nachts von einer Party nach Hause geht, lauert Buck ihr auf, ein schleimiger Typ, der sie beinahe vergewaltigt. Doch in letzter Sekunde wird sie von Lucas gerettet - Lucas, der ihr früher nie aufgefallen ist, der stille und attraktive Junge, der ständig zeichnet. Währenddessen kämpft Jacqueline darum, ihre Prüfungen zu bestehen, denn durch die Trennung hat sie einiges verpasst. Ihr Dozent Dr. Heller empfiehlt ihr den Tutor Landon, mit dem sie schließlich regen E-Mail-Kontakt hat und der ihr dabei hilft, ihr Studium wieder in den Griff zu bekommen. Den geheimnisvollen Blick aus Lucas' Augen kann sie jedoch nicht vergessen, denn irgendetwas scheint er zu verbergen...
Nie hat ein Titel so gestimmt, wie hier, denn "Einfach. Liebe." ist ein absoluter Easyread. Die Seiten fliegen nur so dahin und die Geschichte liest sich extrem flüssig und unterhaltsam. Besonders extravagant ist der Stil dabei nicht, die Geschichte ist eher handlungs- als stilorientiert, aber genau das erwartet man bei so einem Buch und es ist richtig so. Einfach geschrieben, einfach zu lesen, aber auch einfach wieder zu vergessen, denn weder Stil, noch Atmosphäre, noch Plot sind sonderlich innovativ. Die Geschichte liest sich vielmehr wie jedes andere Buch des Genres, aber das hat mich nur wenig gestört. Wer etwas Leichtes und Schönes für zwischendurch sucht, wird mit "Einfach. Liebe." jedenfalls sehr gut bedient sein.
Einfach Liebe? Einfach Lesen! Lockere Lektüren sind nebst lustiger Unterhaltung auch vor allen Dingen eins: ein schnelles Vergnügen und ein kleiner Puffer zwischen wulstigen Werken. Und da tanzt auch "Einfach. Liebe." nicht aus der Reihe - ganz im Gegenteil. Entgegen meiner Erwartungen auf Grund der englischsprachigen Rezensionen zum Buch, erfindet die Geschichte um Jacqueline und Lucas das Rad absolut nicht neu, orientiert sich an einem altbekannten Gerüst und schafft es dennoch, solide und nett erzählte Unterhaltung zu sein, die einen nicht permanent die Augen verdrehen lässt. Dafür weist das Buch aber auch einen ganzen Katalog an Parallelen zu anderen Büchern auf - klar, Bad Boys ähneln sich natürlich auf eine Weise alle. Zwischenzeitlich hatte ich aber doch das Gefühl eine wilde Mischung aus "Beautiful Disaster" (nur nicht ganz so "bad") und "Kirschroter Sommer" (nur nicht ganz so anstrengend!) zu lesen
Dabei versucht das Buch doch oft merklich nicht ganz so flach zu sein und zieht hunderte von schwierigen Thematiken an Land, die teilweise doch etwas zu viel für ein Buch des Genres sind und nimmt sich dabei auch nicht sehr viel Zeit für die Auseinandersetzung mit den Themen. Vergewaltigung, Vernachlässigung, Mord und so einiges mehr findet man in dem dafür ziemlich dünnen Buch und ist oftmals erstaunt, was da noch so alles kommen mag. Besonders gut platziert sind die Themen aber nicht, dafür wirken sie teils etwas zu konstruiert, gerade was das Zusammenspiel mit den Charakteren angeht. Lucas' Schicksal beispielsweise hatte keinen anderen Hintergrund als seinen so zurückhaltenden Charakter zu erklären und das merkt man auch. Sein Geheimnis bleibt relativ blass und gibt ihm nicht die Tiefe, die die Autorin für ihn haben wollte, was sehr schade ist, da man in Lucas oft gerne mehr als den toughen und tätowierten Beschützer gesehen hätte.
Jacqueline hingegen war mir da schon etwas zugänglicher, obwohl sie in meinen Augen oft doch ein wenig unverständlich handelt. Ihre Reaktionen fand ich jedoch alle sehr verständlich und es war beruhigend, dass sie nicht so weinerlich und hilflos ist, wie viele andere weibliche Protagonistinnen. Neben Erin, Jacquelines bester Freundin, sieht sie dann aber doch ziemlich blass aus. Ich hätte ja
gerne mal eine Erin (oder America wie in Beautiful Disaster) als weibliche Hauptfigur, denn Erin ist so erfrischend tough und witzig, dass ich mich besser mit ihr als mit der Protagonistin identifizieren konnte. Außerdem ist sie wirklich eine tolle beste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Ansonsten bedient sich das Buch charaktertechnisch gerne einiger Klischees - und das nicht nur was Lucas angeht, bei dem mir einige Begebenheiten schon von der ersten Seite an klar waren. Auch Exfreund Kennedy wirkt wie ein allzu bekannter Ex, wie man ihn schon aus unzähligen Büchern davor kannte.
Innovation und Originalität sucht man hier daher vergebens und natürlich könnte man jetzt sagen, dass das nicht so schlimm ist, weil man doch genau das erwartet, aber ich wünsche mir einfach doch ein paar mehr Unterschiede in dem Genre. Die Geschichte ist zwar spannend und macht einfach Spaß, aber vorhersehbar ist sie doch und das ist teils ein wenig schade und nimmt dem Buch den Schwung. Wer Bücher wie "Beautiful Disaster", "Kirschroter Sommer" und eventuell eine Mini-Prise "Rush of Love" gerne mag, wird auch um "Einfach. Liebe" nicht herumkommen, auch wenn man das alles schon einmal gelesen hat - Spaß macht es natürlich trotzdem und deswegen habe ich "Einfach. Liebe." auch sehr gerne - und unwahrscheinlich schnell gelesen.
Einfach. Liebe.? Einfach. Lesen.! Wer sich an dem Genre noch nicht satt gelesen hat, sollte einen genaueren Blick auf die Geschichte um Jacqueline und Lucas werfen, denn obwohl es hier nicht viel Neues zu entdecken gibt, besticht das Buch durch den flüssigen Erzählstil und mausert sich zu einer angenehmen und unterhaltenden Geschichte für zwischendurch. Die Figuren sind sympathisch, wenn auch ziemlich stereotypisch und das Buch setzt sich mit derart vielen Thematiken auseinander, dass man glauben könnte, es würde gleich aus allen Nähten platzen. Viel Thema für so wenig Buch und das merkt man der Geschichte stellenweise auch an. Spaß macht's trotzdem und deswegen sollte man "Einfach. Liebe." eine Chance geben, wenn man etwas Leichtes zum Lesen sucht - sicher auch gut für Lesemuffel geeignet.


Tammara Webber liebt Kaffee und Ohrringe – weil sie auch dann passen, wenn man mal eine Kleidergröße mehr braucht. Vor allem aber liebt sie Happy Ends, von denen es im wahren Leben einfach nie genug gibt. Die Publikationsgeschichte ihres New-York-Times-Bestsellers Einfach. Liebe. hat allerdings ein Happy End: Tammara Webber veröffentlichte den Roman zunächst selbst im Internet. Zehntausende begeisterter Leser machten Verlage in den USA und anderen Ländern darauf aufmerksam, die sich prompt die Rechte sicherten.
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