Titel: Die Erbin (Only One Night #1)
Autorin: Simona Ahrnstedt
Übersetzerin: Antje Rieck-Blankenburg
Format: Klappbroschur
Preis: 14,99 €
Seitenzahl: 606 Seiten
Verlag: Lyx
ISBN: 978-3-8025-9945-3
Bewertung: 4 Sterne
Inhalt
Natalia de la Grip gilt als eine der angesehensten Unternehmensberaterinnen Europas und obwohl sie in die High Society Schwedens hineingeboren wurde, musste sie sich diesen Erfolg hart erarbeiten. Für sie ist das größte Ziel ein Platz im Vorstand des milliardenschweren Familienunternehmens Investum und somit endlich die Anerkennung ihres patriarchalischen Vaters zu gewinnen.
Als Natalia aus heiterem Himmel von David Hammar, Schwedens erfolgreichsten Risikokapitalgeber, zum Lunch eingeladen wird, ist sie misstrauisch aber gleichzeitig auch neugierig und lässt sich auf das Treffen ein ohne zu ahnen, welche Pläne David verfolgt. Doch sie beide werden von der unglaublichen Anziehungskraft zwischen ihnen überrascht und alles nimmt eine interessante Wendung…
Ende 2018 habe ich mir bei arvelle alle drei Bücher der „Only one night“ Reihe von Simona Ahrnstedt gekauft. Es war ein recht spontaner Kauf, weil die Bücher als Aktionspaket auf Vorrat waren und ich, zu dieser Zeit, große Lust auf eine Art Liebesgeschichte hatte. Wie ihr seht, hat diese Lust nicht unbedingt angehalten und die Bücher sind auf meinem SuB gelandet und vorerst dort geblieben. Allerdings habe ich durch die Corona Ausgangsbestimmungen momentan keine Arbeit, das Studium hat auch noch nicht wieder begonnen und so lese ich fast ausschließlich. Viele Bücher waren Thriller/Spannungsromane und mir war einfach danach etwas locker leichtes zu lesen, das mich nicht so sehr fordert. Mit „Die Erbin“ habe ich ein Buch gefunden, das wirklich leicht und locker zu lesen war, mich aber dennoch gefordert hat.
Die Geschichte ist aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben, vor allem aber aus der Sicht von Natalia de la Grip und David Hammar, den Protagonisten der Geschichte. Natalia ist in einer schwedischen Adelsfamilie aufgewachsen. Die Tradition verlangt es, dass die Frauen der Familie zwar gebildet sind, aber doch bitte nicht arbeiten sollen. Nach dem Abschluss wäre es schicklich gewesen Kunstkurse zu besuchen und darauf zu warten, dass ein reicher Mann aus gutem Hause ankam, um sie zu heiraten. Vor allem in ihrer Familie wird auf diese Traditionen nahezu gepocht, doch Natalia hat daran kein Interesse. Sie möchte die Anerkennung ihres Vaters gewinnen und in den Vorstand von Investum, seines milliardenschweren Unternehmens, einberufen werden. Dafür hat sie sehr hart gearbeitet und sich in der Finanzbranche Schwedens einen Namen gemacht. Natalia wird schnell als eine der besten Unternehmensberaterinnen gehandelt und hat einen fordernden aber sehr guten Job. Natalia ist ein sehr ruhiger und kontrollierter Mensch. Sie hat durch ihre Familie sehr viel Selbstkontrolle und Zurückhaltung gelernt, denn die Frauen im Haus sind nicht dasselbe wert, wie die Männer und dies wird immer wieder von ihrem Vater Gustaf sehr deutlich gemacht. Dennoch lässt sie sich nicht von ihrem Ziel abbringen und arbeitet Tag und Nacht. Sie weiß, dass sie in ihrem Job gut ist und lässt sich von Männern nicht aus der Ruhe bringen. Ihrer Familie steht sie, trotz der Uneinigkeiten, treu zur Seite. Ihr ist bewusst wie privilegiert sie aufgewachsen ist und welche Vorteile sie durch ihren Namen hatte und hat, doch sie trägt ihre Herkunft nur selten zur Schau und wenn, dann fühlt sie sich eher unwohl. Sie bleibt gerne im Hintergrund, denn ihr jüngerer Bruder Alexander durchzieht sämtliche Klatschblätter mit den unterschiedlichsten Skandalen. Natalia liebt ihren Bruder aber möchte ihm auf diese Weise keineswegs nacheifern.
David Hammar ist ganz anders. Er ist in ärmlichen Verhältnissen mit einer alleinerziehenden Mutter und einer jüngeren Schwester aufgewachsen. Durch diverse Stipendien kann er sich eine sehr gute Ausbildung leisten und arbeitet hart, um dorthin zu gelangen, wo er sein möchte: am Gipfel der Macht. Für ihn ist es wichtig Gleichberechtigung zu schaffen und nach Kompetenz zu gehen. Seine Angestellten sind nicht ausschließlich weiße Männer mittleren Alters. Er hat eine bunt durchmischte Belegschaft, die großartige Arbeit leistet und David liebt seinen Job. Doch sein wichtigstes Ziel hat er noch nicht erreicht, der Abschluss dieser einjährigen Arbeit steht jedoch kurz bevor und seine Nerven sind gespannt. Dies soll der größte Coup aller Zeiten werden und David ist sich sicher, dass alle Welt davon sprechen wird.
Auch wenn David sein Privatleben schützt ist er ansonsten eine Person des öffentlichen Lebens. Er gibt viele Interviews, ist selbstbewusst und strotz nahezu vor Kraft und Optimismus. Ihm ist klar, dass er als „Emporkömmling“ von der adeligen Gesellschaft in Schweden nur wenig ernst genommen wird und gerade deshalb ist sein geplanter Coup umso wichtiger für ihn. Er möchte allen in Schweden zeigen, dass es keine Rolle spielt woher man kommt und dass blaues Blut eben doch nicht alles bedeutet.
Aus diesem Grund möchte sich David auch mit Natalia treffen, denn die Familie de la Grip spielt bei seinem Coup eine entscheidende Rolle. Womit weder Natalia noch David gerechnet haben war, dass sie eine unglaubliche Anziehungskraft aufeinander ausüben. Sie lernen sich durch Gespräche kennen, fühlen sich wohl beieinander und halten den Kontakt, obwohl Davids Geschäft damit ins Wanken gerät und Natalia sich überhaupt nicht sicher ist, woran sie bei David Hammar eigentlich ist.
Sie verbringen immer mehr Zeit miteinander und die Vertrautheit wird immer größer, doch auch die Probleme, die damit einhergehen ebenfalls. Natalia wünscht sich eine feste Partnerschaft, spricht dies jedoch nie aus. David möchte sie eigentlich nicht verletzen, weiß jedoch, dass nach seinem großen Geschäft nichts mehr so sein wird, wie zuvor und deshalb will er die Zeit, die er mit Natalia noch hat, genießen. Dass das alles nicht so einfach ist, verdrängt er sehr gut und auch Natalia belügt sich selbst wenn sie behauptet, dass ihr nur Sex ausreichen würde.
Ich mochte die beiden einzeln und zusammen sehr gerne. Sie haben ehrliche und ernsthafte Gespräche miteinander geführt und der Sex hat perfekt gepasst. Ich mochte die Beschreibungen der Autorin wirklich sehr und fand es toll, dass sie die Nutzung von Verhütungsmitteln immer explizit mit anbrachte. Dies fehlt mir in sehr vielen, vor allem New Adult, Romanen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden beginnt recht harmlos und entwickelt sich dann eben doch zu etwas viel Größerem, das beide Leben durcheinanderwirbelt. Es hat mir großen Spaß gemacht sie zu begleiten, denn ich konnte die Anziehung zwischen den beiden sehr gut verstehen. Es war auch keine Insta-Love die aus dem Nichts kam, alles entwickelte sich und wurde nach und nach sehr viel ernster, als sich Natalia und David eingestehen wollten und führte eben auch zu diversen Problemen, die sie nicht miteinander aussprechen konnten.
Viele der Probleme zwischen Natalia und David hätten eventuell durch etwas intensivere Gespräche geklärt werden können, allerdings wären diese Details natürlich für beide Geschäftsschädigend gewesen. Aus diesem Grund, kann ich die Entscheidungen von beiden Protagonisten sehr gut nachvollziehen. Es ist, vor allem in der Finanzbranche, ganz entscheidend, stillschweigen zu bewahren. Simona Ahrnstedt hat es geschafft, mir auch einen kleinen Einblick in diese Welt zu geben und ich denke, dass es ihr gut gelungen ist eine recht authentische Finanzbranche in ihrem Buch zum Leben zu erwecken. Ich kenne mich natürlich überhaupt nicht aus und weiß es deshalb nicht mit Sicherheit, dennoch fand ich alles sehr glaubwürdig dargestellt.
Was ich ebenfalls sehr schön fand war die Tatsache, dass auch die beiden besten Freunde von David und Natalia eine gemeinsame Vergangenheit haben und deren Geschichte ebenfalls immer wieder kurz beleuchtet wird. Das hat ebenfalls noch etwas Spannung gebracht und ich mochte sowohl Asa als auch Michel sehr gerne. Es war erfrischend ab und an nicht in dem Drama zwischen David und Natalia stecken zu bleiben, sondern auch noch andere Charaktere, wenn auch kürzer, zu begleiten.
Die Handlung an sich war eigentlich durchweg mit Spannung gefüllt. Man weiß was David vor hat und dass es unglaubliche Auswirkungen auf ihn, Natalia und die gesamte Finanzwelt von Schweden haben wird. Die Beziehung der beiden, die sowieso nur auf zarten Beinchen steht, würde definitiv zusammenbrechen und genau darauf habe ich beim Lesen ständig gewartet. Es war absolut nervenaufreibend zusehen zu müssen, wie sich die Liebe zwischen den beiden entwickelt, obwohl sie bereits auf die absolute Katastrophe zusteuerten. Gegen Ende gab es zwar noch etliche sehr dramatische, in meinen Augen zu dramatische, Wendungen, die aber vor allem für die Charaktere die Hölle auf Erden bedeuteten. Das hat mir dann doch wieder etwas Spaß gemacht, auch wenn ich nicht alle dieser Entwicklungen unbedingt gebraucht hätte. Simona Ahrnstedt weiß allerdings sehr gut, wie man seine Leser*innen ans Buch fesseln kann und es ist ihr bei mir grandios gelungen. Ich wollte das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Und als es dann zu Ende war wusste ich, dass ich die nächsten Teile in kürzester Zeit ebenfalls lesen möchte. Daran führt kein Weg vorbei.
Fazit
Die Handlung ist durchweg spannend und führt unweigerlich zu einer Katastrophe, die es dann wieder aufzulösen gilt. Ich hatte Spaß dabei die Charaktere zu begleiten, ihre Liebesgeschichte mitzuerleben und auch die Probleme und das Drama durchzumachen. „Die Erbin“ ist eine großartige Liebesgeschichte, mit vielen Höhen und Tiefen, sehr viel sexy time, die noch dazu gut geschrieben ist. Es war ein großes Abenteuer in die Finanzbranche Schwedens, das aber keineswegs langweilig war. Wer etwas für zwischendurch sucht, um eine schöne Liebesgeschichte zu lesen, ist mit diesem Buch gut bedient.