Rezension: Der Höllenmaschinist von Elk von Lyck

Rezension: Der Höllenmaschinist von Elk von Lyck
Dieser an Gesellschaftskritik und lebhaften Nebenhandlungen reiche Gegenwartsroman schildert den Kampf eines Mannes gegen seinen Tod. Die Handlung geht aus von einem reichen amerikanischen Bankangestellten, Peter Smit, der seinen letzten Traum träumt: Der Höllenmaschinist kämpft auf der Intensivstation mit den ihn verschlingenden Überlebensmaschinen. Die Menschen, die er in seinem Berufs- und Privatleben durch sein hochfahrendes, überhebliches Handeln in den Ruin getrieben hat, schlingen sich um ihn. Ihr Schicksal provoziert ihn, sich endlich seiner persönlichen Schuld zu stellen.
Auf seinem letzten Weg begleitet ihn das übernatürliche Wesen Helena, das ihm immer wieder vergangene Episoden aus seinem Leben vor Augen führt, ihm so die Abgründe des menschlichen Zusammenlebens zeigt, damit er endlich seine Leichtfertigkeit ablegt und seine persönliche Verwicklung in gesellschaftliche Zusammenhänge einsieht. Da ist zum Beispiel das Schicksal einer Familie, deren Haus in der amerikanischen Immobilienkrise - nicht ohne sein Zutun - verloren ging. Oder das Geschick des schwarzen Leroy, der sich beim Diebstahl in Peters Haus noch anderes Schlimmes zuschulden kommen ließ, das ihm Peter nicht verzeihen konnte.
Mit wenigen Worten findet sich der Leser ständig in solche Nebenhandlungen versetzt, die ihre Dynamik aus den Verfügungen des Peter Smit herausentwickeln. Das Buch zeigt, wie verheerend und zerrüttend sich die egogetriebenen und erfolgmaximierenden Entscheidungen eines Menschen im Leben anderer Menschen auswirken können.
In der Ehe mit Mona spielt sich Peter als Chauvi auf, ohne jegliche Selbstreflektion. Die über Peters Leben "Alles" wissende Helena entwickelt sich zu seinem "lichten" Schatten, der ihm erhellt, warum sich seine Frau und seine Tochter schließlich von ihm entfremdeten.
Dank seines zupackenden, direkten Stils ist der Autor meilenweit davon entfernt, auf die Tränendrüse zu drücken, um Mitleid für seine Protagonisten zu erhaschen. Ganz im Gegenteil: Es ist erfrischend, den allseits tatendurstig und beherzt durch ihr Schicksal wandelnden Gestalten zu folgen. Dagegen versteift sich die gute Seelenbegleiterin Helena, die Peter ständig ins Gewissen redet, hin und wieder und bringt idealistische Predigten hervor, zum Beispiel, wenn sie Peter vom bedingungslosen Grundeinkommen vorschwärmt.
Fazit: "Der Höllenmaschinist" fügt mit seinen 112 Seiten dem Genre "vom Sterben des reichen Mannes" eine neue Variante hinzu. Diese ist unterhaltsam und spannend, gerade aufgrund ihres bedingungslosen Gegenwartbezugs.
Text: Emerenz
112 Seiten  Gedrucktes Buch EUR 7,90  E-Book EUR 3,99
Erhältlich u.a. bei Amazon

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