[Rezension] Delirium

[Rezension] DeliriumDelirium

Erscheinungstermin: November 2011

Autorin: Lauren Oliver

Verlag: Carlsen

Preis: 18,90 € (gebundene Ausgabe); 12,99 € (eBook), 19,95 € (Audio CD)

Seiten: 416

ISBN: 978-3-551-58232-4

Originaltitel: Delirium (Hardcover #1, Hardcover #2, Paperback #1, Paperback #2, Paperback #3, eBook #1, eBook #2)

Reiheninfo: Delirium (Delirium), Hana (Hana), Pandemonium (Pandemonium), ? (Requiem)

Leseprobe 

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Meine Bewertung

[Rezension] Delirium

Inhalt: Nur noch wenige Wochen ist Lena vom Eingriff entfernt, der sie für immer von der Krankheit Amor deliria nervosa befreien wird. Nie wieder wird sie Angst haben müssen, wie ihre Mutter der Liebe zu erliegen, von Tag zu Tag weitere Symptome zu verspüren, die nur wieder deutlich machen, sich verliebt zu haben und damit dem Tode geweiht zu sein. Wie jeder andere auch, wird Lena nach dem Eingriff endlich glücklich sein, nach dem Collegeabschluss einen ihr zugewiesenen Mann heiraten, Kinder zeugen und sich der Gesellschaft anpassen.
Am Tag ihrer Evaluierung, dem Test, der über den Verlauf ihrer Zukunft, ihren Ehemann, ihrer Bildung entscheidet, geschehen unfassbare Dinge, die Lenas Zukunft gewaltig ins Wanken bringen.

Meine Meinung: Nachdem ich bereits von Lauren Olivers ‘Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie’ angetan war, habe ich mich nicht nur auf das Lesen von ‘Delirium’ gefreut, sondern hatte sogar sehr hohe Erwartungen. Oft hat eine solche Einstellung bei mir zur Folge, dass mich anschließend ein Buch enttäuscht.
Gott sei Dank war es bei ‘Delirium’ nicht der Fall. Ganz im Gegenteil hat mich der Auftakt der Trilogie sogar vom Hocker gehauen.

Dystopien sind nichts Neues mehr in der Buchwelt. Bei manchen Büchern hat man sogar das Gefühl, dass das Genre, wie mittlerweile auch die Vampirbücher, langsam langweilig wird, weil Ideen in verschiedenen Büchern immer wieder auftauchen und man vielleicht nichts neues mehr entdecken kann.
Lauren Oliver offenbart mit ‘Delirium’ allerdings eine völlig neue Facette dieses Genres, die von Seite zu Seite nicht nur immer wieder aufs Neue überrascht, sondern zugleich verzaubert und abschreckend ist.
Die Menschen in der erschaffenen Welt der Autorin haben der Liebe abgeschworen. Viel mehr als das sogar, wird die Liebe als Krankheit angesehen, als Amor deliria nervosa.
Als sei das nicht schon erschreckend genug, erfährt der Leser, je tiefer er in das Leben der Protagonistin Lena eintaucht, dass die geheilte Menschheit jegliche Gefühle, seien es Schmerz, Freude oder Angst, verloren haben. Denkt man zunächst noch, dass ein solcher Umstand, eine solche Lebensweise kaum vorstellbar sei, so wird man von Lauren Oliver sehr schnell eines Besseren belehrt. Der Leser wird bis zum Ende des Buchs über die Gesellschaft, in der die Protagonistin lebt, aufgeklärt. Auch in dieser Dystopie wird ein Kontrollstaat eingeführt, der nicht nur aufgrund seiner Propaganda angsteinflößende Ausmaße annimmt, sondern vor allem auch durch seine hemmungslosen Taten erschreckende Wirklichkeit wird. Am Anfang eines jeden Kapitels führt die Autorin Ausschnitte verschiedenster Texte aus Lenas Welt ein. Wir Leser können Sprüche aus dem Buch Psst, verbotene Gedichte über die Liebe oder aber Zitate aus Lehrbüchern, die etwas über die Liebeskrankheit berichten, lesen. So verleiht Lauren Oliver der Geschichte noch viel mehr Ausdruck, die Handlung geht noch viel weiter unter die Haut und erscheint darüber hinaus noch realistischer.

Neben der Handlung sind es in ‘Delirium’ die Figuren, die den Leser an das Buch fesseln. Und dann ist es gerade die Protagonistin Lena, die einem beim Lesen besonders ans Herz wächst. Authentisch, liebenswert und aufopfernd erscheint Lena an jeder Stelle der Geschichte und durch ihre enorme Entwicklung, die wahrscheinlich doch ein wenig zu voraussehbar ist, wird sie zu einer noch sympathischeren Figur. Ihre beste Freundin Hana und Alex, der Junge, der für Lenas Sinneswandlung verantwortlich ist, stehen der Protagonistin in nichts nach.
So, wie die Autorin besonderes Augenmerk auf die Darstellung der Gesellschaft gelegt hat und ohne Unterlass dafür sorgte, dass die Gefahr und die blinde Abhängigkeit der Bevölkerung an jeder Stelle deutlich wird, genauso gewissenhaft ist die Darstellung der Figuren. Insbesondere Lena, die uns ihre Geschichte erzählt, kommt dabei nicht zu kurz. Wir Leser erhalten in ‘Delirium’ die Möglichkeit, die Hauptfigur, mit all ihren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen, tatsächlich kennenzulernen, mit ihr mitzufühlen, sodass die gesamte Geschichte noch mehr an Dramatik und Intensität zunimmt. Lauren Oliver lässt ihrer Protagonistin mehr als genug Freiraum, um ihre Gefühle zu offenbaren und verpackt diese sogar noch in eine wunderschöne Sprache, die zum Träumen einlädt.
Es sind gerade die Dialoge, die vor Liebe nur so sprühen, sei es zwischen Lena und ihrer Freundin oder aber zwischen Lena und dem Jungen ihrer Träume, die bestimmt jedes weibliche Leserherz höher schlagen lassen. Die Sprache ist gerade an diesen Stellen so wunderbar leicht und emotional, dass man als Leser nicht umhin kommt in das Buch zu versinken.

Der erste Band der Trilogie endet an einer Stelle, die nicht nur unvorhersehbar war, sondern sich vielmehr sogar noch äußerst spannend gestaltet hat. Der zweite Teil, ‘Pandemonium‘ erscheint im November auf Deutsch. Der Abschlussband erscheint schließlich im Februar 2013 auf Englisch unter dem Titel ‘Requiem‘.
Wer sich die Zwischenzeit versüßen möchte, kann sich das eBook ‘Hana‘ kaufen. Dabei handelt es sich um eine Kurzgeschichte, in der wir Lenas beste Freundin näher kennenlernen.

Fazit: ‘Delirium’ ist kein dystopisches Buch, was besonders spannungsgeladene oder actionreiche Momente bereit hält. Das muss es aber auch gar nicht. Die Taten der Regierung, das Verhalten der ‘geheilten’ Menschen geben genug Anlass, um den Atem zu rauben und zu ängstigen. ‘Delirium’ ist nicht nur subtiler Nervenkitzel, sondern bringt durch Lena und ihren Auserwählten auch Herzen zum Schmelzen. Der teilweise melancholische, ununterbrochen emotionale Sprachstil ist ein wahrer Genuss!

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