[Rezension] Das persische Café (Marsha Mehran)

Marsha Mehran: Das persische Café [Rezension] Das persische Café (Marsha Mehran)
Ein Buch, das einer Hommage an die exquisiten und heilsamen Köstlichkeiten der persischen Kochkunst gleichkommt. Eingebettet in die nicht minder einladende Kulisse Irlands treffen hier Welten aufeinander, deren Annäherung (geschweige denn Verschmelzung) ein gewisses Maß an Ausdauer bedarf. 

Wie wichtig es ist, sich einen weltgewandten Blick zu bewahren, betont Marsha Mehran in ihrem international erfolgreichen Debüt.


~ Rezension ~Genuss, der wächst.

Die drei persischen Schwestern Marjan, Bahar und Layla ziehen in ein kleines irisches Dorf, in dem die gesellschaftliche Ordnung sich den Interessen des zu allem entschlossenen Geschäftsmanns Thomas McGuire zu unterwerfen hat. Dass die Schwestern ausgerechnet hier ein Café eröffnen und den Dorfbewohnern die kulinarischen Genüsse ihrer Heimat schmackhaft machen wollen, ist Thomas augenblicklich ein Dorn im Auge. Konsequent sät er Misstrauen gegenüber den Frauen. Allzu schnell lassen sich die Schwestern jedoch nicht einschüchtern. Bis sich eines Tages die Ereignisse überschlagen und ihre zurückgelassen gehoffte Vergangenheit bitter aufkocht.

In Das persische Café kombiniert Marsha Mehran mit beachtlicher Bildhaftigkeit die Liebe zur Kochkunst mit der tragischen Historie iranischer Regimeflüchtlinge und der verträumten Kulisse Irlands.

Die drei Protagonistinnen vereinen Trauma und Hoffnung, Furcht und Entschlossenheit, Verletzlichkeit und Stärke. In ihrer Kindheit und Jugend wurden sie Opfer der Revolution. In Irland schöpfen sie neuen Mut, endlich frei sie selbst sein zu dürfen. Wenngleich die kulinarischen Raffinessen der persischen Küche und das Geschick der Schwestern, diese auf unwiderstehliche Art zuzubereiten, im Mittelpunkt des Romans stehen, so flicht Marsha Mehran auf gleichermaßen andeutungsvolle wie unmissverständliche Weise Reflexionen politischer Umbrüche und persönlicher Tyrannei ein. Eine besonders wertgebende Komponente, wie ich finde.

Auf den ersten Blick ist das eindeutige Sympathieverhältnis zu den Charakteren ausgemacht. Kulturelle und emotionale Kontraste treffen aufeinander wie Öl auf Wasser. Doch peu à peu wird die Moral zur wegweisenden Note. Obgleich die eine oder andere Wandlung in einem akuten Zeitraffer erfolgt, nehmen diese Entwicklungen der eigentlichen Botschaft nichts an Würze.

Apropos Würze, als absolutes Plus dieses Werks ist die enorme Kraft der bildhaften Erzählung in Kombination mit der Präsentation exotischer Gaumenfreude hervorzuheben. Marsha Mehran verleiht den Aromen ihrer Heimat Flügel und trägt sie in die Bücherregale (und Küchen) der Leser. Zu Beginn eines jeden Kapitels steht ein Rezept und die aromatische Wirkung eines Gerichts aus der persischen Küche, welches auf rundum passendem Wege Eingang in die Handlung findet. Eine offen ausgesprochene Einladung, über das Leseerlebnis hinaus, neue deliziöse Horizonte für sich zu entdecken.

Insgesamt ein Roman, der sowohl die Narben gesellschaftlich geduldeter Unterdrückung als auch die heilsame Kraft einer geteilten Passion fokussiert. Ein Mischungsverhältnis, welches die Harmonie von heiß und kalt, wie sie in der persischen Küche gepflegt wird, eingängig verkörpert.FZIT: Appetitlich. Mehrschichtig. Eloquent. 


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