|Rezension| "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" von Britta Sabbag


| "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" | Britta Sabbag | Taschenbuch | 224 Seiten | 8,99€ | Bastei Lübbe | Amazon | BloggDeinBuch |
Die meisten Menschen sind mit ihrem Leben nicht zufrieden.
Antonias Leben ist perfekt - sie ist kurz davor zur Partnerin einer angesehenen Unternehmungsberatung aufzusteigen, ihr Job bedeutet ihr alles und ihr Langzeitfreund und Karrieremann Carl gleicht ihr in jeder Hinsicht. Bis ihre Mutter eines Tages anruft, und verkündet, sie hätte eine dreiwöchige Reise nach Indien gewonnen, die sie sofort antreten müsse. Antonia solle derzeit auf ihren schrulligen und leicht senilen Stiefvater Walter aufpassen, den man kaum alleine lassen kann. Doch Antonia hat anderes im Sinn - muss sie doch in ihrem Job die Stellung halten, um endlich Partnerin zu werden. Nur widerwillig sieht sie ab und an nach Walter und muss schon bald feststellen, dass seine Betreuung ein Full Time Job ist. Und, dass ihr Leben vielleicht doch nicht so perfekt war, wie sie immer dachte...
Manchmal muss man etwas wagen im Leben - das ist nicht nur eine der vielen kleinen Botschaften, die "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" dem Leser vermittelt (und das ohne erhobenen Zeigefinger!), sondern spiegelt auch ganz gut meine Gedanken wieder, bevor ich das Buch gelesen habe. Mein Genre ist das nämlich eigentlich überhaupt nicht. Chick-Lit und Frauenbücher - dafür glaubte ich mich eigentlich lange Zeit zu jung, warum auch immer. Britta Sabbags Stil habe ich allerdings erst kürzlich in ihrem Jugendbuch "Stolperherz" kennengelernt und so wagte ich mich dann doch an ihren neuesten Frauenroman, von dem ich überrascht war, wie schnell ich ihn inhaliert hatte - und wieviel Wärme und Geborgenheit er mir letztendlich geben konnte. "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" liest sich wie sich eine Frauenliebeskomödoe am Freitagabend schauen lässt - locker, leicht, frisch, witzig, charmant und mit der richtigen Prise Ernsthaftigkeit zwischendurch. Es ist ein "Feel Good"- Buch mit Tiefgang, ein Buch, in das man sich hinein kuschelt und das einen umfangen hält, bis man die Geschichte mit einem dicken Grinsen im Gesicht schließen kann.
Dabei ist das Grundgerüst ziemlich bekannt und kam so oder so ähnlich auch wohl tatsächlich schon in dem ein oder anderen Film vor (irgendwie musste ich bei Protagonistin Antonia immer an Katherine Heigl denken!), aber genau diese Vorhersehbarkeit (im positiven Sinne) braucht man manchmal einfach. Wenn man von Anfang an weiß, dass die Geschichte ein gutes Ende hat, liest man das Buch einfach mit einem wahnsinnig guten Gefühl und genau so ging es mir hier - was nicht heißt, dass ich nicht mitgelitten oder mitgelacht habe, es heißt lediglich, dass ich gerne alle Hochs und Tiefs mit Antonia genommen habe. Trotz Vorhersehbarkeiten und der Tatsache, dass das Buch gerne hätte viel länger sein dürfen, baut Sabbag einen konstanten Spannungs - oder sagen wir Neugierigkeitsbogen in die Geschichte ein. Man will einfach immer wissen, was als nächstes geschieht, was Walter als nächstes anstellt und in welche verzwickte Situation Antonia sich teilweise selber bringt. Es gibt an jeder Ecke etwas zu sehen und zu entdecken und zwischen den Zeilen kann man auch sich selbst öfter durchscheinen sehen, als einem lieb ist.
Das liegt aber auch an den unglaublich warmherzigen und ans Herz gehenden Figuren, die sich wie alte Bekannte angefühlt haben. Ganz vorne und sogar noch vor Antonia steht wohl definitiv Walter - er ist so eine Figur, die man für immer ins Herz schließt und die man einfach sehr lieb gewinnt.  Gerade eben wegen seinem skurrilen Verhalten, seinen gutgemeinten Ratschlägen und den Witz und Charme, den er immer wieder ins Geschehen bringt, ist er eine Figur, die man nicht missen möchte. Doch auch Antonia selbst hat mir gut gefallen, gerade ihre Entwicklung, auch wenn die ebenso vorhersehbar war, wie letztendlich auch die Geschichte. Aber wie gesagt, manchmal braucht man Geschichten, die Licht in dunkle Tage bringen - und wer nach so etwas sucht, MUSS dieses Buch einfach lesen, denn es wärmt von Innen und zaubert ein Lächeln auf jeden Mund.
Es stimmt alles, jeder Handlungsstrang harmonisiert mit dem anderen und auch wenn es sicherlich kein komplexes und "großes" Werk ist, so hat "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" doch immerhin großes mit mir gemacht - schließlich hat es mich glücklich gemacht. Allein das knallgelbe Cover, die Entwicklungen und die Beziehungen der Figuren untereinander und der witzige, wie locker-frische Schreibstil, die verzweifelten und chaotischen Gedanken der Protagonistin zaubern einem doch schon ein Lächeln ins Gesicht! Ja, dieses Buch hat dieselbe Wirkung wie Schokolade - es setzt Glückshormone frei und erzählt in locker-leichter Manier eine kleine Geschichte aus dem Leben, die Mut macht und Wärme verteilt. Mehr von Britta Sabbag, bitte!
Trübe Tage? Tja, das Leben ist nun einmal kein Ponyhof - aber mit diesem Buch wird es ein Stück mehr zu einem. Knallgelb, frisch und charmant - Glück, so ist dieses Buch für mich. Ein kleiner Abstecher in eine heimelige Nische mit viel Wärme, eine Geschichte zum Wohlfühlen, aber dennoch mit der richtigen Prise Ernsthaftigkeit und Tiefgang. Liebevolle und warmherzige Figuren vermischt mit vielen kleinen und einer großen Geschichte aus dem Leben und vielen skurrilen Erlebnissen, ein Platz zum Bleiben - das ist "Das Leben ist (k)ein Ponyhof" und ich kann es nur jedem ans Herz legen, der ein bisschen Farbe im Leben braucht und eine muntermachende, kleine Geschichte lesen will, die keinen roten Faden braucht, weil sie einen kunterbunten Faden hat. Unbedingt lesen!


(c) Beatrice Treydel

Britta Sabbag, geboren 1978 in Osnabrück, studierte Sprachwissenschaft, Psychologie und Pädagogik in Bonn. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums arbeitete sie sechs Jahre als Personalerin in mehreren großen Firmen. Als die Krise zuschlug, nutzte sie die Chance, um das zu tun, was sie schon immer wollte: schreiben. Heute schreibt und lebt sie immer noch in Bonn. [via Lübbe]
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