|Rezension| "Das Blubbern von Glück" von Barry Jonsberg

| cbt | Hardcover | 256 Seiten | €14,99 | Amazon |

Die zwölfjährige Candice Phee ist immer ehrlich und ein bisschen anders als andere Kinder. Manche sagen, sie sei autistisch, aber sie weiß genau, dass sie sie selbst und nichts anderes. Stets will sie alle um sich herum glücklich wissen, doch in einer Welt, in der selbst der Goldfisch Erdferkel-Fisch eine Identitätskrise haben kann, scheint das Unglück an jeder Ecke zu lauern. Und so muss Candice Tag für Tag mit anschauen, wie ihre Eltern sich in ihrem Leid suhlen und niemand etwas dagegen unternimmt. Und dann ist da noch Douglas Benson, ihr neuer bester Freund, der vergeblich versucht in seine eigene Dimension zurückzureisen. Doch Candice hat einen Plan, um alles wieder in Ordnung zu bringen: das Kullerauge ihrer Lieblingslehrerin, die Identitätskrise von Erdferkel-Fisch und vielleicht sogar auch ihre Eltern wieder glücklich zu machen...

Aus manchen Büchern blubbert das Glück heraus und man kann es förmlich spüren - zum Beispiel im zuckenden Mundwinkel oder durch das warme Gefühl, das sich langsam im Bauch ausbreitet. "Das Blubbern von Glück" verspricht schon mit dem Titel ebendieses Gefühl auszulösen und genau das schafft es auch innerhalb von knapp zweihundertfünfzig Seiten mit einer herrlich skurrilen und gleichzeitig so herzerwärmenden Geschichte, die definitiv nicht nur Kinder zum Lachen und Lächeln bringt. Mit harmonischer Eindringlichkeit, viel Echtheit und Herzenswärme erzählt Candice von ihrem Leben von A - Z und ist dabei knallhart ehrlich und aufmerksam. Und sie sieht die Welt mit anderen Augen - mit den Augen eines Kindes, das alle Menschen glücklich sehen möchte und über schlechte Eigenschaften völlig hinwegsieht. "Das Blubbern von Glück" blubbert wirklich nur so vor Glück, bleibt aber auch auf dem Boden der Tatsachen und beschäftigt sich mit einer faszinierenden Leichtigkeit (ohne dabei seinen Ernst zu verlieren, ganz im Gegenteil!) mit schweren Themen.

Wenn man Candice kennenlernt, kann es gut sein, dass man am Anfang ein wenig verunsichert ist und nicht wirklich weiß, wie man mit ihr umgehen soll. Die Antwort ist einfach: Wie mit einem ganz normalen Menschen. Ihre Macken, die eigentlich größtenteils keine Macken, sondern viel mehr positive Eigenschaften sind, können den Leser anfangs etwas durcheinander bringen, eben, weil sie anders ist, doch schon nach wenigen Seiten wächst Candice einem mit ihrer verrückten, ehrlichen und intelligenten Art ans Herz. Sie ist eine der außergewöhnlichsten Romanfiguren, die ich je kennenlernen durfte (mit 12 liest sie das Wörterbuch und Charles Dickens!) und hat mich mit ihrer Welt verzaubert und zum Lächeln gebracht. Ihr reicher Onkel Brian hat daher nicht ganz unrecht, wenn er sagt, die Welt sei ein besserer Ort, wenn alle sie mit ihren Augen sehen würden (S. 39). Die Details muss man selbst erleben, um verstehen zu können, was damit gemeint ist, aber ich bin mir sicher, dass die Geschichte jedermanns Herz zum Schmelzen bringen kann.
Dabei ist die Geschichte nicht durchweg glücklich - ganz im Gegenteil. Wie bereits erwähnt geht das Buch tiefer, als die wenigen Seiten vermuten lassen würden und erzählt von Verlust, Depressionen, Streit und Familie ohne zu schwer zu werden, aber auch mit dem gewissen Ernst, den es braucht. Denn ein bitterer Beigeschmack legt sich dann und wann doch auf die Leserzunge, der aber ganz schnell wieder verschwunden ist, wenn Candice wieder einen Plan hat, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Oder über die religiösen Ansichten von Erdferkel-Fisch philosophiert oder gemeinsam mit Douglas überlegt, wie er zurück in seine Dimension kommt. Vielleicht ist die Geschichte auch deswegen so besonders, weil man sie mit jedem Alter anders lesen und verstehen wird - junge Leser werden ihre eigene Welt sehen, genau wie ältere Leser ganz andere Dinge zwischen den Worten entdecken - ein All Age Buch eben, das ich jedem ans Herz legen kann.

"Das Blubbern von Glück" ist ein Buch fürs Herz. Eine Geschichte so wie das Leben: skurril, aufregend, niedlich, unglücklich, glücklich, schön, grau und bunt. Gemeinsam mit der zwölfjährigen und einzigartigen Candice lernt man, die Welt mit anderen Augen zu sehen, hinter die Dinge zu blicken und diese riesige Aufgabe namens Leben anders anzugehen, als zuvor. Dieses Buch ist definitiv nicht nur eine Geschichte für Kinder und kann, je nach Alter, auf ganz unterschiedliche Arten gelesen werden. Von mir gibt's nach kurzer Eingewöhnungszeit eine uneingeschränkte Leseempfehlung und ein glückliches kleines Blubbern!

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