|Rezension| "Crazy in Love: Gefährlich schön" von Kim Karr




 Ich war schon so oft an diesem Ort, aber heute ist es anders
Als die junge Dahlia London dem gutaussehenden River in einer Bar begegnet, steht die Welt still. Sofort fühlt sie sich zu ihm hingezogen, und auch er kann die plötzliche Verbindung zwischen ihnen nicht leugnen. Dahlia jedoch ist glücklich mit Ben zusammen und will diesen auch gar nicht verlieren. Nach einem Kuss mit River, flieht sie aus der Bar, um ihre Beziehung nicht zu gefährden. Einige Jahre später jedoch, verliert sie Ben auf dramatische Weise und muss mit ihrem Leben zurechtkommen. Derweil ist River ein berühmter Rockstar geworden, doch die Begegnung mit Dahlia hat er nie vergessen können. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden treffen sich wieder und verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Doch Dahlias Vergangenheit ist ihr immer auf den Fersen...
Ich tat, ich machte, ich erzählte - Kim Karrs Schreibstil ist eine Aneinanderreihung von "Ich"-Sätzen, die im Zusammenspiel mit dem Inhalt mehr als plump wirken. "Crazy in Love" ist schon sehr simpel und wenig besonders geschrieben, unterscheidet sich daher auch nicht wirklich von anderen Büchern des Genres. Viel beschriebene Handlung - wobei hier einige wichtige Szenen einfach im Nachhinein erzählt wurden, sodass viel Atmosphäre einfach flöten geht - und wenig Tiefe. Logisch bei einem Roman dieser Art, allerdings auch ziemlich ernüchternd, wie plump erotische Geschichte immer erzählt werden müssen. Hier könnte man wirklich mal etwas erfinderischer werden und ein wenig mehr in die Geschichte stecken.
Kreativität scheint dem Genre "New Adult" ein Fremdwort zu sein - wie sonst lässt sich erklären, dass eine spannende bzw. überhaupt existente Handlung in diesem Genre absolute Mangelware ist? Bevor böse Zungen behaupten, bei diesem Genre dürfte man eben nur mit plumper Unterhaltung rechnen, möchte ich im Übrigen noch sagen, dass ich dem zustimme, dass ich aber dennoch einen gewissen Grad an Eigenständigkeit und Andersartigkeit erwarte, den "Crazy in Love: Gefährlich schön" einfach - wie viele andere Bücher des Genres - nicht zu bieten hat. In diesem Buch paaren sich nicht nur die Schönen und Reichen, sondern auch eine konstruierte Handlung mit einer 0-8-15 Romanze, in der es weder sextechnisch, noch in Sachen Chemie frischen Wind gibt. Unter einer Beziehung mit einem Rockstar stellt sich so manch einer sicherlich mehr vor, als diese, sich extrem schnell entwickelnde unsterbliche Liebe, in der sich die gute Kim Karr alles so zurechtbiegt, wie sie es eben haben muss, damit Dahlia und River noch perfekter zusammen aussehen.
Eins kann sie nämlich, die liebe Kim Karr und das ist unnötiges Drama erschaffen und bis ins kleinste Details ausbauen, sodass man sich manchmal schon kopfschüttelnd fragt, in was für einer Welt Frau Karr eigentlich lebt. "Crazy in Love" wird eingerahmt von einer abstrusen Handlung, die im Mittelteil absolut keine Rolle spielt - denn da geht es um die Rockstarromanze -, zu Beginn und zu Anfang der Geschichte allerdings sehr gravierend erscheint. Mir kam es zeitweise so vor, als würde Karr diesen Handlungsstrang nur erschaffen haben, um neben der plumpen Sexgeschichte wenigstens ein bisschen Handlung zu haben. In Punkto Sex und Liebe schwächelte "Crazy in Love" nämlich extrem und das obwohl River und Dahlia sich alle Mühe geben, ein prickelndes Sexleben zu haben - nur leider unterscheiden sich die Liebesszenen nicht sonderlich von denen in anderen New Adult Büchern. Der schrittweise Ablauf sexueller Handlungen ist in der Reihenfolge einfach immer gleich und langweilt mit vorhersehbaren Aktionen und den immergleichen Beschreibungen unglaublicher männlicher Pracht und weiblicher Perfektion - GÄHN!
  Protagonistin Dahlia erscheint auf den ersten zehn Seiten noch ganz nett, wird im Laufe der Seiten aber zu einem Bild von einer Frau - sie kann alles, sie weiß alles, sie ist witzig, sie mag die richtige Musik, sie hat den perfekten Körper und eine tragische Vergangenheit, was sie in den Augen jedes Mannes zu einem verletzlichen Haufen Elend macht, das aber trotzdem weiterlebt und deshalb so liebenswert erscheint. Mein Gott, liebe AutorINNEN, fällt euch nichts Neues ein? Ist eine Frau nur dann sexuell attraktiv, wenn ihre halbe Familie ins Gras gebissen hat? Dieses ganze Bild, was da von einer Frau über eine Frau erschafft wird - und später aus der Sicht von River (die wechselt nämlich, vermutlich weil es aus Dahlias Sicht einfach nichts neues mehr zu wissen gibt, außer der Tatsache, dass River wie ein Gott aussieht!) auch tatsächlich noch gesteigert wird - erscheint mir nämlich größtenteils etwas zu perfektionistisch und fast schon sexistisch. River gibt sich natürlich als absoluter Bad Boy, entpuppt sich aber ziemlich schnell als reicher, aber trotzdem so bescheidener Softie, das man gar nicht mehr weiß, wen man grausamer finden soll - River oder Dahlia? Letztendlich geben sie sich in ihrer Perfektion nicht viel und sind das nächste Glamourpaar nach Mr Grey und Ana - na, danke...
Wie schon gesagt, gibt auch der Plot nicht viel mehr her, als die Figuren, wobei mich eine plumpe Rockstarromanze mehr angesprochen hätte, als dieses ganze aufgebauschte Drumherum. Unterhaltung findet man sicherlich auch ab und zu, aber letztendlich verliert auch die Romanze ihren Reiz, wenn man bemerkt, wie wenig sie darauf angelegt ist, tatsächlich prickelnd zu wirken - ist doch von Anfang an vorherbestimmt, dass Dahlia und River zusammengehören und zusammen sein müssen. Hinzu kommt, dass Rivers Rockstarimage tatsächlich nur Fassade ist. Es kommt weder zu einem Konzert, das man irgendwie mitbekommen würde, noch bekommt man viel von seinem Starrummel mit. Die Thematik wirkt einfach sehr unausgearbeitet und absolut austauschbar. River könnte jeden Beruf haben - man würde es überhaupt nicht merken, schließlich geht es doch letztendlich nur darum, dass er mit Dahlia zusammen ist. Vielmehr ist von der Liebesgeschichte leider nicht zu erwarten. Schade!
Crazy in Love? Vielleicht. Gefährlich? Weniger. Schön? Na ja. In diesem Buch wird tatsächlich nichts dem Zufall überlassen und wer eine prickelnde Rockstarromanze mit Starallüren erwartet, wird hier sicherlich enttäuscht werden. Kim Karr schafft es zwar, den Leser zeitweise zu unterhalten, insgesamt wirkt das Buch aber wie der verzweifelte Versuch eine Sexgeschichte mit Handlung zu schreiben, was stellenweise in thrillerhafte Züge ausartet, letztendlich aber nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Hier treffen perfekte Figuren auf konstruiertes Drama und lassen "Crazy in Love: Gefährlich schön" wie eine Traumwelt vorsintflutlicher Phantasien wirken, die mir persönlich einfach nichts geben konnte und mich oft kopfschüttelnd zum Schmunzeln brachten. Leid und Schmerz durch Verlust scheinen (wie oft in diesem Genre) sexuelle Anziehung zu suggerieren, was in meinen Augen nicht sein muss. Dieses Buch muss man nicht gelesen haben - hier gilt: Kennst du eins, kennst du alle!

Kim Karr ist sehr viel vielseitig: Autorin, Bücherliebhaberin, Mutter und Taxifahrerin sind nur einige davon - trotzdem findet sie immer Zeit zum Lesen. Früher wollte sie immer Lehrerin werden, doch schließlich nahm sie einen Job als Projektmanagerin an, den sie für ihre Familie aufgab. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt sie momentan in Florida, wo sie das Schreiben genießt. Sie glaubt an Seelenverwandtschaft, wahre Freunde und ewig währendes Glück. Außerdem liebt sie Champagner und Musik und hofft, dass sie im Herzen für immer jung bleiben wird. "Crazy in Love" ist ihr Debütroman, mit dem ihr auf Anhieb der Durchbruch als Autorin gelang.
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