Zugegeben, weder der Maibook Verlag noch die amerikanische Autorin Autumn Doughton waren mir bisher ein Begriff, doch als mich das Übersetzerkollektiv Littra anschrieb und fragte, ob ich den von ihnen übersetzten Roman “Hier und Jetzt” (“In This Moment”) lesen möchte, klang die Geschichte so vielversprechend, dass ich zusagte.
Dabei klingt die Geschichte um Cole und Aimee im Grunde genau so, wie auch fast jede andere NA-Story. Cole ist absolut nicht der Typ Mann, der Beziehungen führt, vielmehr ist er der Womanizer schlechthin und genießt auch seinen Ruf als solcher. Aimee dagegen trauert bereits seit über einem Jahr um ihre verstorbene beste Freundin, welche bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Beide saßen im Auto, doch nur eine von ihnen hat mit ihrem Leben bezahlt. Der Beginn ihres Studiums soll nun den vollkommenen Neuanfang für Aimee darstellen – allerdings ohne Beziehungs- oder Liebeskram. Doch wie heißt es immer so schön? Es kommt immer anders, als man denkt.
Auch wenn die Handlung im Grunde wirklich nichts allzu Besonderes und schon gar nichts Neues für erfahrene NA-Leser ist, hat sie mir doch unheimlich gut gefallen. Ich denke, das ist vor allem natürlich auch eine Sache der aktuellen Lese-Stimmung, aber bei mir hat es zu diesem Zeitpunkt tatsächlich super gepasst. Anfangs stolperte ich noch über manche übertriebene Formulierungen, gewöhnte mich jedoch mit der Zeit daran, so dass ich schon bald von der Handlung gefesselt war und den Roman auch direkt in einem Rutsch durch gelesen hatte.
Da ich eine große Anhängerin verschiedener Erzählperspektiven bin, gefiel es mir besonders, dass Doughton zwischen Coles und Aimees Perspektive hin und her wechselt. So bekommt man als Leser einen sehr umfassenden Einblick in die Gedanken und Gefühle der beiden Charaktere, was meiner Meinung nach sehr oft in anderen NA-Romanen fehlt. Zumal es vieles einfach für den Leser klarer macht und man so nicht nur etwas Abwechslung, sondern auch gleichzeitig eine vielseitigere Handlung vorgelegt bekommt.
Oft bemängele ich in solchen Geschichten auch die unfassbar schnelle und unlogische Entwicklung einer Liebesbeziehung, ein Umstand, der meistens dazu führt, dass ich die Geschichte dann nicht mag. In “Hier und Jetzt” entwickelt sich die Beziehung zwischen Aimee und Cole jedoch sehr gemächlich, oft vergehen zwischen den einzelnen Kapiteln Tage oder Wochen, was dazu führt, dass ich deren Entwicklung eben viel mehr nachvollziehen konnte und sie mir sehr viel logischer erschien. Auch gibt es hier keinerlei übertrieben dargestellte Liebesszenarien, vielmehr fühlen sich die Gefühle und das Verhalten der beiden sehr authentisch und nachvollziehbar an. Tatsächlich habe ich sowohl Cole als auch Aimee schon bald sehr gerne als Charaktere gehabt und habe ihre Geschichte sehr gerne verfolgt. Kurzum: das war definitiv nicht mein letzter Roman der Autorin.
Übrigens finde ich den Roman auch äußerlich sehr ansprechend gestaltet. Das gestaltete Cover finde ich klasse, da es eine sehr willkommene Abwechslung zu den – meiner Meinung nach – sonst so übertrieben dargestellten Covern anderer Titel darstellt und zudem auch wirklich zur Handlung und den beiden Charakteren passt.
Auch wenn die Geschichte von Aimee und Cole scheinbar alle typischen Klischees des Genre New Adult bedient, ist “Hier und Jetzt” doch einer der besten NA-Romane, die ich bisher lesen durfte und zeichnet sich vor allem durch die wechselnden Perspektiven, sympathische Protagonisten und eine nachvollziehbare, nicht übertriebene Handlung aus. Wer wirklich Lust auf einen guten NA-Roman hat, dem kann ich “Hier und Jetzt” absolut empfehlen.