Rezension: Als Opapi das Denken vergaß (Uticha Marmon)

Der 21. September ist Welt-Alzheimertag. Passend dazu gibt es heute nach langer Zeit mal wieder eine Rezension von mir:
Rezension: Als Opapi das Denken vergaß (Uticha Marmon)
Uticha Marmon
Als Opapi das Denken vergaß
Magellan Verlag
Hardcover
1. Auflage, 2014
160 Seiten
ISBN 978-3-7348-4004-3 Demenz. Wie mag es wohl sein, sich selbst zu vergessen?
Wie soll man mit einem Angehörigen umgehen, der an Demenz erkrankt ist?
Und vor allem: Wie soll man so etwas einem Kind erklären?
Uticha Marmon gelingt das in »Als Opapi das Denken vergaß« auf eine bewegende, ganz eigene Art.
»Demenz macht, dass man irgendwann vergisst, wie es geht, ein Erwachsener zu sein.«
Als Mias Urgroßvater in die Wohnung neben Mias Familie einzieht, freut sich Mia ganz besonders. Jetzt hat sie ihren Opapi ganz in ihrer Nähe! Aber schnell muss Mia feststellen, dass etwas anders ist, denn ihr Urgroßvater hat Demenz. Was das genau ist, weiß Mia noch nicht, aber sie spürt, dass Opapi jetzt mehr Hilfe braucht als früher. Besonders an den schlechten Tagen, wenn in seinem Kopf das Licht ausgeht, sodass er die Orientierung verliert, und der böse Vergessenstroll Opapis Erinnerungen mit schwarzer Farbe übermalt. Dann kann es schon mal passieren, dass er sich in der Stadt verläuft oder sich die Zähne mit Handcreme putzt. An den guten Tagen unternimmt Mia dafür mit Opapi Fantasiereisen in sein vergangenes Leben. ›Spaziergänge in der Zeit‹ nennen die beiden das. Und hin und wieder leistet ihnen dann auch Berti Gesellschaft, der seltsam altmodisch wirkende Junge, der zusammen mit Opapi aufgetaucht und dem Mia vor Opapis Demenz nie begegnet ist.
So vermischen sich in Mias Erzählung Wirklichkeit und Vorstellung miteinander und Mia lernt nicht nur, dass man verlorene Erinnerungen nicht einfach im Fundbüro wiederfinden kann, sondern auch, auf wie viele Dinge man achten muss, wenn man für jemand anderen ein Stück Leben zurückholen will. Und durch ihre kindliche Sicht auf die Dinge kommt Mia auf Ideen, die den Erwachsenen wohl nie in den Sinn gekommen wären.
»Opapi gehört zu unserer Familie. Und wenn man sich lieb hat, dann hilft man sich. Weil dann alle glücklich sind.«
In einer einfachen, aber sehr bildreichen Sprache zeigt die Autorin die scheinbar willkürlichen Eigenheiten der Krankheit und beweist gleichzeitig, dass die Welt trotz Demenz nicht immer nur grau sein muss, sondern genauso bunt sein kann wie das sehr passend gestaltete Cover des Buches. Damit gelingt es Uticha Marmon auf sehr berührende Weise, ein schwieriges Thema kindgerecht aufzugreifen, das selbst Erwachsene nicht ganz verstehen.
»Als Opapi das Denken vergaß« ist nicht einfach nur eine Erzählung über das Leben mit einem Demenzkranken. Viel mehr ist es eine kurze, aber wunderbare und vor allem mutige Geschichte vom Vergessen, vom (Wieder-)Finden und vom Spazierengehen in der Zeit.

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