Rezension | "After Truth" von Anna Todd

| Heyne | Klappbroschur | 768 Seiten | After we collided | Amazon |


Zutiefst verletzt hat Tessa ihre stürmische Beziehung zu Hardin beendet. Seit sie die Wahrheit über ihn erfahren hat, fühlt sie sich verraten und gedemütigt. Sie will ihr Leben zurück – ihr Leben vor Hardin. Doch da ist die Erinnerung an seine leidenschaftliche Liebe, seine Berührungen, die hungrigen Küsse. Ihr Verlangen nach dem unberechenbaren Mann mit den grünen Augen ist immer noch zu stark. Und sie weiß, dass er sie nicht einfach aufgeben wird. Aber kann er sich ändern? Können sie einander retten, oder wird der Sturm sie in die Tiefe reißen? 
Während ich After Passion hassen wollte und es mich eines Besseren gelehrt hat, wollte ich After Truth lieben, aber auch in diesem Fall hatte die Reihe mit dem etwas unglücklich gewählten Kürzel After anderes mit mir vor. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit einer solchen Sache schon gerechnet habe und es wird mich auch nicht daran hindern, die Reihe weiterhin zu verfolgen, aber nach der Wahrheit geht es mit Tessa und Hardin eindeutig den Bach runter - und das nicht nur, weil die beiden sich nach dem Cliffhanger des ersten Bandes natürlich (vorerst, auch natürlich) trennen, sondern gerade, weil sie im Laufe des Romans eine unnötige On-Off-Beziehung starten, die durch mittelschwere und konstruierte Dramen immer wieder aufgebauscht und in die Länge gezogen wird. Ja, ich mochte die Chemie aus After Passion, ich mochte sogar das ewige Hin und Her der beiden, weil es irgendwie echt wirkte, allerdings kann man das von dem Folgeband nicht mehr behaupten.
Möchte man das Buch zusammenfassen, reicht es eigentlich die ersten hundert Seiten zu lesen, denn genauso geht es bis zum Ende weiter. Hardin verhält sich dumm, Tessa trennt sich von ihm, Tessa versucht zu rechtfertigen, dass sie ihn trotzdem noch vergöttert, Hardin entschuldigt sich, Tessa freut sich, sie haben Sex, Tessa verhält sich dumm, Hardin rastet aus, Tessa entschuldigt sich, Hardin freut sich, sie haben Sex. Abwechselnd in dieser Reihenfolge geht es inhaltlich um... NICHTS ANDERES! Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft Hardin abwechselnd seinem Vater und Zed eine runterhaut, ausrastet und dabei sogar Tessa körperlich angreift - wenn auch unbewusst, aber wenn das mehr als einmal vorkommt, ist das meiner Meinung nach nicht mehr wirklich unbewusst. Währenddessen rechtfertigt sich Tessa permanent für ihre Gefühle und nimmt Hardins dummes und teilweise wirklich erschreckend kindisches Verhalten in Schutz - ebenso wie seine Familie seine ständigen Ausraster hinnimmt, ohne Konsequenzen für ihn, versteht sich. Und dann wundern sie sich alle, dass er sich weiterhin wie ein kleines Kind benimmt, dass seinen Schnuller verloren hat.
Sicherlich liest sich auch After Truth schlichtweg unterhaltsam und die knapp achthundert Seiten sind unfassbar schnell vorbei, aber irgendwie hat man auch das Gefühl, zehnmal hintereinander dieselbe Geschichte zu lesen. Zumal sich auch die Figuren im Kreis drehen oder völlig merkwürdige Entwicklungen durchmachen - während Tessa zum Modepüppchen mutiert, das die meiste Zeit über ihre Haare und ihr Make-Up nachgrübelt, verweichlicht Hardin zusehens und hechelt Tessa hinterher. Jeder Typ ist plötzlich eine Bedrohung und scheinbar steht auch jeder gut funktionierende Mann auf die platte Tessa. Vielleicht liegt die Lächerlichkeit, die sich immer mehr zuspitzt, aber auch ganz einfach daran, dass ich herausgefunden habe, dass es sich um eine One Direction Fan Fiction handelt, und ich Hardin, seit ich ständig Harry Styles' (den ich erst einmal googlen musste, hätte ich es doch gelassen!) Kindergesicht im Kopf habe, einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber die Luft ist raus - meinen Spaß hatte ich schon, aber an den ersten Band kommt After Passion einfach nicht mehr heran.

An dieser Stelle versuche ich die unzähligen Wortspiele mit dem Titel der Reihe, die sich so ungeniert anbieten, zu ignorieren und kann nur sagen, dass After Truth wie eine riesige Tafel Schokolade ist. Der Anfang schmeckt noch ganz gut, aber je mehr man davon isst, desto übersättigter ist man, von dem immer gleichen Geschmack und der Fülle, die sich langsam ausbreitet. Das Buch ist nichtsdestotrotz unterhaltsam, aber den Schmackes und die prickelnde Chemie des ersten Bandes kann es nicht aufrecht erhalten. Zwar werde ich die Reihe weiterhin verfolgen, auch wenn man den weiteren Verlauf beinahe erahnen kann, doch der Cliffhanger am Ende hat mich dieses Mal nicht so ruhelos zurückgelassen - sondern schlichtweg ernüchtert.

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