Rezension | „A very large Expanse of Sea“ von Tahereh Mafi

Rezension | „A very large Expanse of Sea“ von Tahereh Mafi

Autorin: Tahereh Mafi / 320 Seiten / Hardcover mit Schutzumschlag / Sprache: Englisch / Verlag: HarperTeen / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de

Der Plot…

Es ist 2002, ein Jahr nach den 9/11 Anschlägen in Amerika. Für Shirin, die 16-jährige Amerikanerin mit muslimischen Wurzeln, ist es eine harte Zeit. Sie überrascht es längst nicht mehr, wenn Menschen sie feindselig anschauen oder auf offener Straße beleidigen. Shirin ist wütend auf die Reaktionen, die sie aufgrund ihrer Rasse, Religion und des Hijabs, den sie täglich trägt, erdulden muss. Die selbst erbauten Schutzmauern sollen sie davor bewahren, noch mehr Schmerz und Demütigungen zu ertragen. Also lässt sie niemanden außerhalb ihrer Familie nahe genug an sich heran. Lieber beschäftigt sie sich mit Mode, lesen und dem Breakdance den sie seit kurzem gemeinsam mit ihrem Bruder macht.
An ihrer neuen Schule scheinen die Dinge, wie auch an all den anderen zuvor, nicht zu ihren Gunsten zu laufen. Die Mitschüler lehnen sie offen ab. Außer der junge Ocean James, mit dem sie ein Forschungsprojekt erarbeiten muss, zeigt sich interessiert und möchte Shirin unheimlich gerne näher kennenlernen. Seine Behaarlichkeit wirkt zunehmend verwirrend auf sie, denn sie ist sich sicher, dass ihrer beider Welten von Grund auf verschieden sind. Aber so leicht lässt sich Ocean nicht abschütteln…

Mein Resumé…

Für die Bestsellerautorin Tahereh Mafi ist A VERY LARGE EXPANSE OF SEA nach eigener Aussage das bisher persönlichste Buch – sie selbst ist Amerikanerin muslimischer Abstammung. Es ist der erste Contemporary Roman für Mafi, die mit ihrer Shatter Me-Jugendbuchreihe vor Jahren den großen Durchbruch geschafft hat. Mit Shirins Geschichte bringt die Autorin klar zum Ausdruck, was junge Menschen wie sie durch irrtümliche Anfeindungen und offenen Rassismus, erleiden müssen.Rezension | „A very large Expanse of Sea“ von Tahereh Mafi

Obgleich ich zuvor noch kein Buch der Autorin gelesen haben, war ich sehr zuversichtlich, dass es sich hierbei um eine ganz besondere und vor allem wichtige Geschichte handeln könnte. Und mein Gefühl sollte mich nicht täuschen.

Einer meiner Lieblingsaspekte dieser Geschichte ist, dass sich in der Hauptfigur Shirin viel von Tahereh Mafi wiederfindet. Shirins Interessen, wie zum Beispiel die Liebe zum Breakdance, zum Schreiben und zur Mode, reflektieren Mafi. Man fühlt während des Lesens, wieviel Herzblut von der Autorin in den Figuren und der Handlung steckt. Dadurch wirkt die Erzählung sehr viel authentischer und ehrlicher.

Shirins Charakter hat mich sehr bewegt. Sie fühlt sich machtlos und demotiviert noch irgendwo anpassen zu wollen. Nur ihre Familie, allen voran ihr älterer Bruder und der Breakdance, lassen sie noch etwas aufleben. Das mag zu Beginn noch als krasse Reaktion wirken. Beobachtet man aber die zunehmende Feindseligkeit und Oberflächlichkeit ihrer Umgebung, ist Shirins Verhalten sehr verständlich.

Durch den Jungen Ocean, der sich zunehmends für Shirin zu interessieren beginnt, bekommt die Handlung einen romantischen Touch eingehaucht. Er ist ein zurückhaltender Typ, der es ehrlich und gut mit dem jungen Mädchen meint. Die Chemie war da, aber das Hin und Her – vor allem durch Shirin ausgelöst – wurde mir stellenweise etwas zu viel. Dadurch lag der Fokus kurzzeitig sehr viel stärker auf die aufkeimende Romanze. Doch dann kommt ein Wendepunkt, der mir sehr nahe ging und mir regelrecht die Luft raubte. Mit voller Wucht entfaltet sich eine Welle aus Hass. Man sieht fassungslos dabei zu, mit was sich Ocean und Shirin auseinander setzen müssen.

Mit viel Gänsehaut und Wut im Bauch sah ich die Entwicklung der Handlung. Shirins persönliche Entwicklung dagegen berührte mich. Was für ein starkes, liebenswertes Mädchen.

Jeder von uns kann bzw. sollte aus dieser Erzählung lernen und spüren, was Rassismus mit den Menschen anstellen kann. Das selbst die, die gar nicht so empfinden durch bloßes Hinschauen zum Mittäter werden. Tahereh Mafi gibt muslimischen Teenagern eine Stimme. Auch wenn in der YA-Literatur große Fortschritte durch offenere Diskussionen zu sozialkritischen Umständen gemacht werden, ist es immer noch nicht üblich, dass ihre Stimmen und Geschichten so dargestellt werden. Ich hoffe, dass dieses Buch zu einer Veränderung anregt. Ich hoffe, dass Geschichten wie diese einen Weg für ein gemeinschaftliches Miteinander ebnen wird und auch als Schullektüre eingesetzt wird.

Tacheles…

A VERY LARGE EXPANSE OF SEA von Tahereh Mafi ist eine überaus fesselnde und vor allem sehr wichtige Geschichte. Während ich mich an einigen YA-typischen Klischees in der Handlung etwas störte, mochte ich vor allem die Entwicklung Shirins und das Ende sehr. Obgleich fiktional, bekommt man durch Tahereh Mafi außerdem einen überaus intensiven und verstörenden Einblick, in die Welt junger muslimischer Amerikaner, die blankem Hass und Rassismus zu der Zeit nach den Anschlägen – und auch heute noch – ausgesetzt sind/waren. Shirins Geschichte machte mich wütend, wahnsinnig traurig und sprachlos. Ein Buch, das definitiv Beachtung bekommen sollte und hoffentlich auch für den deutschen Buchmarkt übersetzt wird.


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