Reza Azlan – "Kein Gott ausser Gott"

Reza Azlan – Kein Gott ausser Gott

 

Ich habe Reza Aslan’s Buch “Kein Gott außer Gott” bei der Bundeszentrale für politische Bildung gekauft. Es gibt das Buch aber auch bei Amazon (und anderen Händlern) in gebundener und Paperbackausgabe.
Angesichts der Aktualität des Themas und einer wenigstens ansatzweisen objektiven Beschäftigung mit dem Islam, frei von den westlichen Vorurteilen zwischen Kreuzzugmentalität und Achse-des-Bösen-Denkens, das den Islam mit Al Quaida gleichsetzt – aber auch fern jeglicher Religionshörigkeit ist dieses Buch ein Versuch, die Geschichte und Entwicklung des Islam von einer in der Oase von Medina entstandenen Glaubensrichtung unter vielen zu einer Weltreligion zu zeichnen.

Und – das kann ich sagen soweit ich mich mit der Geschichte des Islam inzwischen auskenne – das ist dem Autor gelungen. Über diesen gibt es bei Wikipedia (noch) keinen Eintrag, er wird aber als “liberaler Islamwissenschaftler” erwähnt – in einer Reihe mit Shirin Ebadi und Necla Kelek.

In der Beschreibung des Buches heißt es:

Gerne hätte man öfter Anlass zu einer solch begeisterten Lobrede, wie sie diesem Buch gebührt! Mit Kein Gott außer Gott hat Reza Aslan nicht nur eine ausgesprochen profunde Geschichte des muslimischen Glaubens vorgelegt, die Lektüre ist auch literarisch ein Genuss. Alsan erzählt die Geschichte des Islam von den Anfängen bis in die Gegenwart mit einer souveränen Leichtigkeit, wie sie nur dem wirklich Wissenden gelingen kann. Quelle

Dem kann ich mich anschließen.

Ich habe inzwischen das eine oder andere Buch über den Islam, die eigentliche Glaubenslehre wie auch die Gesichte, gelesen. Dies hier ist das definitiv beste. Aslan ist ein der Lage, die komplizierte historische Situation, die das Entstehen des Islam (und das bedeutet auch die Zeit nach dem Tod des Propheten) so zu schildern, dass dem Leser Hintergründe (und auch Zwänge) bewusst werden, die zu den verschiedenen Strömungen des Islam führten. Auch wenn er selbst Sunnit ist hebt er keine der Strömungen als die einzig gültige heraus. Schon allein das verdient Respekt. 

Richtig spannend und aktuell wird das Buch aber, wo es über aktuelle Fragen des Islam berichtet.
Aslan schreibt über die großen Widersprüche zwischen den Tradionalisten des Islam (als die zum Beispiel die iranischen Mullahs anzusehen sind) und den Reformern, zu denen er sich selbst auch zählt (oder zählen lässt).

So beschreibt der Autor den Aufstieg des Wahabismus wie er in Saudi Arabien Staatsreligion (und Staatsrecht!) wurde. Er führt die Entstehung des Islamismus (anders als Wikipedian) auf Sayyid Qutb zurück:

Qutbs Ansicht nach braucht der islamische Staat keinen Herrscher… In einem islamischen Staat ist Gott der alleinige Herrscher, und das alleinige Gesetz die Scharia. Seite 262

Das letzte Kapitel des Buches “Der lange Weg nach Medina” ist ganz den aktuellen Diskursen der islamischen Reformation gewidmet.
Dabei berichtet er (aus eigenem Erleben), wie die Revolution im Iran 1979 erst ein ganzes Volk elektrisierte, um dann in einer unaussprechlichen Enttäuschung (und Entsetzen) zu begreifen, dass die “Revolution” das Ayatollah Chomeini eine Wiederherstellung mittelalterlicher Zustände war.

Als die Iraner endlich erkannten, wofür sie gestimmt hatten, unternahm Saddam Hussein, von den Vereinigten Staaten ermutigt… einen Angriff auf den iran. Wie in kriegzeiten üblich, wurden alle abweichenden Stimmen im Interesse der nationalen Sicherheit zum Schweigen gebracht, und der Traum, der ein Jahr zuvor den Funken der Revolution entzündet hatte, wich der ernüchternden Wirklichkeit eines totalitären Staates… Seite 275

Reza Aslan schließt das Buch mit dem optimistischen Ausblick:

Taugt der Islam heute zum Aufbau einer wirklich liberalen Demokratie im Nahen Osten? … Er kann nicht nur, er muß. … Doch er kann nur gelingen, wenn er auf islamischen Traditionen und Werten basiert. Seite 276

Nun bin ich ganz sicher kein Verfechter irgendeiner religiös ausgerichteten Politik; geschweige denn, dass ich gut heißen kann, wenn Religion die Politik bestimmt. Aber ich weiß, worauf Aslan hinaus will: Auch die Länder des Nahen Ostens, die geprägt sind durch den Islam, müssen die Möglichkeit erhalten, einen eigenen Weg zur Demokratie, zu den Menschenrechten zu finden. Nicht immer kann das christlich determinierte Abendland als Vorbild dienen (auch wenn Aslan erstaunlicherweise den USA die bestmögliche Demokratie zuspricht).


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