Veröffentlicht am 3. August 2013 | von Florian Kraner
Rewind: Disney Plattformer (Video,Teil 1)
Nostalgie steht derzeit in der Spielebranche hoch im Kurs. Ob 8Bit oder 16bit: Die Kinder einer längst vergangenen Zeit sind zu kaufkräftigen Konsumenten herangewachsen und scheuen keine Kosten um sich vor dem Bildschirm der Realität zu entziehen und noch einmal in eine Vergangenheit abzutauchen, die nur aus liebevoll zusammengewürfelten Pixeln besteht.
So gesehen macht es wohl Sinn, das sich gerade diverse Retro-Plattformer unter dem Banner klassischer Disney-Lizenzen in Entwicklung befinden, ein guter Zeitpunkt, um einen Blick zurück zu werfen um zu sehen, ob die Aufmerksamkeit überhaupt verdient ist. Ende der 80er haben sich Videospiele nach dem großen Crash wieder fest als beliebte Aktivität im Kinderzimmer etabliert. Diverse Entwickler sind stetig darum bemüht, mit neuen Marken die Aufmerksamkeit des wechselhaften Publikums an sich zu reißen, eigene Kreationen wie die Mega Man-Reihe sind zwar manchmal erfolgreich, der verlässlichste Weg in die Geldbörse der skeptischen Eltern ist aber der über gutbekannte Lizenzen – und natürlich ist keine dabei umsatzträchtiger als die der umfangreichen Disney-Welt.
DuckTales (1990)
Besonders im Hause Capcom entwickelt sich die Disney-Lizenz zur beliebten Alternative zu eigenen Kreationen. Die erste Produktion ist DuckTales, der damaligen Fernsehserie nachempfunden, welches gerade vom Entwicklerstudio WayForward als DuckTales Remastered neu aufgelegt wird. Wo man sich heute Lizenzspielen nur mit Gummihandschuhen und Mundschutz vorsichtig nähern kann, ist der Umgang mit der Lizenz damals noch ein behutsamer: Das erfolgreiche Mega Man-Entwicklungsteam kommt zum Handkuss und wird damit beauftragt, ein passendes Konzept zu liefern. Das Resultat stellt seine Wurzeln offen zur Schau: Die Spielengine ist der von Mega Man nicht unähnlich und auch der Spielaufbau ist bewährt. Musikalische Kompositionen, die zu gefeierten Klassikern der 8Bit Ära wurden, stammen tatsächlich von den selben Talenten, die damals die ikonischen Klänge der Mega Man-Reihe erschufen. Gameplay und Level-Design waren für damalige Verhältnisse recht ausgewogen und haben sich sogar in die heutige Zeit ganz gut gehalten, weshalb DuckTales als Klassiker gilt.
DuckTales 2 (1993)
Weniger bekannt ist, das es zu dem Spiel ein Sequel gibt. DuckTales 2 erschien erst 1994, eine Zeit, in der Nintendos NES längst zum alten Eisen gehörte. Dadurch blieb der Release unbemerkt, für Retro-Fans aber sollte man anmerken, das das Sequel ausgezeichnet ist. DuckTales wird um viele sinnvolle Elemente erweitert und steht am Ende der Evolution zahlreicher MegaMan-Sequels als eines der gelungensten NES-Spiele überhaupt da. Zwischenzeitlich blieb Capcom bei der erfolgreichen Idee und hielt sich vor allem an aktuelle Fernsehserien. Chip’n'Dale oder Darkwing Duck zählen ebenfalls bis heute zu den besser bekannten 8Bit-Plattformern.
The Magical Quest (1992)
Aber auch in der 16Bit-Ära blieb Capcom nicht untätig: The Magical Quest Starring Mickey Mouse ist der wohl populärste Eintrag dieser Zeit und orientiert sich stark am Erfolgskonzept der vergangenen Periode. Das Spiel bedient sich frei aller Elemente, die Capcom-Plattformer auszeichnen – von alternativen Kostümen im Mega Man-Stil, zum Ghouls’n'Ghosts-artigen Spielablauf ist die Handschrift des japanischen Entwicklers unverkennbar. Das Sequel The Great Circus Mystery, daß mit echtem Zwei-Spieler-Modus aufwarten konnte, ist gleichfalls unterhaltsam und auch diesmal lässt sich ein verstecktes Juwel bergen: Der dritte Teil der Serie kam so spät im 16Bit-Zyklus heraus, dass er Japan nie verließ. Wie üblich ist das Spiel aber die Krönung des Entwicklungsprozesses und damit ein verlorener Klassiker aus 16Bit-Tagen.
Disney’s Magical Mirror (2002)
Nachdem die Zielgruppe in der darauffolgenden Generation älter geworden war und bunte Plattformer in den Verkaufscharts immer mehr von pubertierenden Actionkrachern wie Resident Evil vertrieben wurden, gab es auch keine Entwicklungsressourcen bequem zu verwursten und somit auch keine billigen Disney-Releases. Die Action-basierten Entwicklungs-Assets waren mit der bunten Disney-Welt einfach nicht in Einklang zu bringen, wie der kümmerliche letzte Disney-Titel Disney’s Magical Mirror Starring Mickey Mouse deutlich zeigt. Die Disney-Ära war für Capcom damit endgültig vorbei.
Wir wenden uns im zweiten Teil dieser Reihe dem anderen großen Lizenznehmer zu: Sega.
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Über den Autor
Florian Kraner Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.