Wenn ich das Wort “Revolution” höre, dann denke ich als erstes an Che Guevara, der seine Vision vom “Neuen Menschen” und der gerechten Gesellschaft bis zum bitteren Ende verfolgte. 1967 wurde er im Tiefland von Bolivien, in la Higuera, als Gefangener von General Banzer erschossen.
Als ich meine Arbeit als Entwicklungshelfer in Bolivien begann, waren schon über ein Jahrzehnt seit diesem Ereignis verstrichen. Und doch war er unter den Aymara Indianern in den andinen Hochtälern ein Symbol. Ein Symbol für eine Idee, die nicht Wirklichkeit werden durfte. Ähnlich wie der indianische Revolutionär Tupac Katari, der 1781 nach einem gescheiterten Aufstand in Bolivien von den Spaniern gevierteilt wurde.
Heute denkt man beim Wort Revolution vielleicht auch an Lenin, Trotzki und die vor den Bolschewiken fliehende Zarenfamilie. Oder an Mao Tsedong und die Kulturrevolution, welche so viele Kulturgüter des alten Chinas zerstört hat. Und vielleicht auch noch an die Französische Revolution, für die der französischen Arzt und Freimaurer Joseph-Ignace Guillotin eigens eine Maschine erfunden hatte (sie wurde nach ihm benannt).
Fragen wir heute das Internet nach dem Wort Revolution, so kommen nebst der arabischen Revolution, der gentechnischen Revolution, auch ein Trinkwassersprudler, der so heißt, dann ein revolutionäres Auto und viele weitere “revolutionäre” Produkte.
Das Wort ist verbraucht, alles ist heute revolutionär.
Das Wort stammt aus dem lateinischen. Das Verb “volvere” heisst rollen, wälzen. “revolvere” dementsprechend zurückwälzen. Der Naturforscher Kopernikus hat das Wort Revolution mit seinem Buch “De revolutionibus orbium coelestium” 1543 wieder in unseren Sprachgebrauch eingeführt. Dort aber mit der Bedeutung: “wieder einen Anfang machen” – und zwar für die Planeten.
Sie Kreisen auf ihrem Orbit und beginnen wieder von neuem.
Das selbe lateinische Wort stand auch Pate für des Cowboy’s Revolver. In Deutschland nannte man diese Waffe ursprünglich Drehpistole. Klingt aber nicht so cool.
Zurück zur Revolution. Für mich hat sie nach wie vor etwas zu tun mit der Umkehr zum Wesentlichen. So, wie wenn man sich auf einer Nebenstraße verfahren hat, dann umkehrt zur Hauptrasse, die dann wirklich zum Ziel führt. Der Begriff Renaissance (=Wiedergeburt) meint etwas ähnliches. Damals (15./16.Jh) war es nach der Gotik eine Rückbesinnung auf die klassischen Werte der Kunst.
Eine Neuorientierung, indem man ein paar Schritte zurück steht, und dann mit neuer Klarheit den Weg fortführt: einen Neuen Kreis auf dem Orbit, eine neue Geburt in einen Lebensabschnitt.
Bei der alten Burgruine / 30cm x 43cm / Öl auf Baumwolle auf MDF / 2007, Nr.07-044