Review zu Shigeru Mizuki – Kindheit und Jugend

Der Verlag Reprodukt publizierte einen weiteren Manga von dem 2015 verstorbenen Autor und Zeichner Shigeru Mizuki. Zuvor veröffentlichte das Medienunternehmen bereits Hitler, Auf in den Heldentod! sowie Tante NonNon auf Deutsch.

Der vorliegende Band markiert hierbei den Anfang einer dreiteiligen Autobiographie über 1500 Seiten Manga. Das Gekiga-Werk erscheint hierbei im hochwertigen Großformat von 14,8 × 21 cm. Auf 480 Seiten präsentiert sich der erste Band der Trilogie mit Klappenbroschur.

Nora Bierich übersetzte den Doppelband ins Deutsche. Diese übersetzte bereits die Werke des Nobelpreisträgers Kenzaburô Ôe und bewies auch in dem neuen Mizuki-Titel eindrucksvoll ihr Gefühl für Sprache und Ausdruck. Wie von Reprodukt einstweilen gewohnt, erfolgte das Lettern, wie nur selten auf dem deutschen Manga-Markt, ebenfalls unter hohen qualitativen Standards, in Deutschland durch Michael Möller.

Handlung

Shigeru mit dem Spitznamen Gege, wird als zweiter Sohn einer ehemals gut situierten Familie in Japan geboren. Jener Wohlstand soll jedoch, im Zuge der Weltwirtschaftskrise und der einhergehenden Rezession, das Leben der Familie abflachen.

Das historische Werk ist ein interessanter Genrehybrid, der weit über die Grenzen einer Autobiographie spielt. So ist die Historie in stetigem Einklang mit Drama und Politik. Mizukis Ausführungen sind dabei zwar häufig komprimiert, aber nicht weniger qualitativ.

Dem interessierten Publikum werden innerhalb der autobiographischen Geschichte stetig verschiedene historische Figuren vorgestellt. Diese sind einerseits aus Mizukis Familie, andererseits politische Größen der damaligen Zeit. Jedoch keinesfalls auf den Raum Japan beschränkt. So behandelt der Autor den Sowjetunion-Konflikt und die Spionage durch den Deutschen Richard Sorge.

Neben dem politischen Rahmen, unterliegt der eigentlich autobiographische Teil jedoch keiner Benachteiligung. So legt Mizuki auf über 450 Seiten Bericht über seine Kindheit wie Jugend ab, die insbesondere von Armut, aber auch Problemen mit dem Einfügen in die Gesellschaft verbunden war. Zugleich deutet er auf seine spätere Berufung, das Zeichnen hin. Das kreative Schaffen war demnach stets ein besonderes Anliegen für den im Alter von 93 Jahren verstorbenen Mann.

In Kombination mit seiner Ader für das Fantastische, die durch die Yokai-Geschichten der Nachbarin Tante NonNon katalysiert wurde, soll Mizuki später in die japanische Geschichte als Vater und Bewahrer der japanischen Folklore eingehen. Das vorliegende Werk beschreibt die Wurzeln dieser Entwicklung, die bereits in der Kindheit zu finden sind.

Mit Mizuki bekannte Leser werden insbesondere auch die Verweise auf seine übrigen Werke schätzen, die sich in kleinen Nuancen über den ersten Sammelband hinweg offenbaren. Trotz dessen sind auch Einsteiger willkommen, Mizukis Lebensgeschichte zu verfolgen.

Bereits der erste Sammelband der Biographie zeugt von einem Geniestreich einer Autobiographie, der dementsprechend mit 10 Punkten zu bepunkten ist.

Zeichenstil

Der Manga entstand zu Beginn der Jahrtausendwende. Das sieht man dem Manga nicht an - und das ist ausgezeichnet. Mit dem Werk Shigeru Mizuki - Kindheit und Jugend erwartet die Leserschaft ein Rückblick in den Zeitraum zwischen 1922, der Geburt des späteren Pazifisten, und 1943, dem Kriegseintritt von Mizuki.

Es ist nur allzu löblich, dass der damals fast 80 Jahre alter Mizuki seinem Stil bis zuletzt treu geblieben ist. Der Gekiga-Manga impliziert bereits durch seine Bezeichnung, dass man anspruchsvollen Inhalt der Leserschaft, dem Publikum, gegenüber zu kuratieren gedenkt.

Der Zeichenstil deckt sich mit dem Anspruch an eine tendenziell hochkultivierte Zielgruppe. Trotz hohem Alter, oder möglicherweise auch aufgrund gesammelter Erfahrungen, legt Mizuki auch hinsichtlich der Illustrationen, wie auch der Panelaufteilung, ein fulminantes Werk vor. Selbstverständlich ist diese Leistung mit einer Bepunktung von 10 zu honorieren.

Perspektive

Das Publikum verfolgt das Geschehen aus Sicht des Protagonisten Shigeru. Doch sind die Darstellungen durch den Autoren und Illustrator stellenweise reflektiert kommentiert. Mizuki gesteht ein, dass ihm damals die desaströsen Umstände nicht bewusst waren.

Mit Erschrecken zeigt der Manga auf, wie herb das Leben zu Mizukis Kindheit war. Wenngleich seine Familie relativ wohlhabend lebte, blieben ihm bis zum Verfassen seiner Biographie viele gemischte Eindrücke erhalten.

Da gab es den Jungen Yukata, der im Grundschulalter von seinem Vater als Hilfskraft für einen geringen Betrag an eine Schiffsbesatzung für deren niedere Dienste verkauft wurde. Diese und weitere kleine Geschichten ergänzen Mizukis eigene Geschichte und berühren tief. Ebenso klärt der Manga über den Verbleib von Tante NonNon auf.

Als unbeschreiblich sind die Emotionen zu klassifizieren, die der sinnierende Leser, die sinnierende Leserin, verspürt. Dies setzt allerdings eine intrinsische Motivation zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Titel und dessen historischen Hintergrunds voraus. An dieser Stelle sei zu dieser intensiven Vertiefung aber strikt geraten.

Wir sind überzeugt, dass ein ausgesuchtes Publikum, die Perspektive ebenso schätzen wird wir unser interessierter Redakteur. Aufgrund dessen möchten wir dem Manga auch in der dritten Kategorie 10 Punkte attestieren.

Fazit

Das vorliegende Werk, der Auftakt der bewegenden Trilogie, berichtet umfassend über das Leben von Shigeru Mizuki. Dabei vermittelt der mittlerweile verstorbene Autor und Illustrator auch bereits zu Beginn unverblümt über die Zustände in Japan um die Dreißiger-Jahre. Die Folgen der Wirtschaftskrise sind ebenso Thematik wie der bevorstehende Krieg.

Besser als jeder Enzyklopädie-Artikel es je könnte, legt der kunstschaffende Shigeru Mizuki in Kindheit und Jugend Zeugnis von den ersten einundzwanzig Jahren seines Lebens ab. Dabei erzählt der Zeitzeuge nicht nur aus seinen Erinnerungen, sondern reflektiert und annotiert diese. Sicherlich ein einmaliges Werk, das Kultur- und Historienbegeisterte verzücken wird!

Auf der offiziellen Website des deutschsprachigen Verlags ist zudem eine Leseprobe hinterlegt, die einen kurzen Einblick für unsere Leserinnen und Leser bietet. Im Verlagsshop ist zudem eine Bestellung möglich, die den Verlag in besonderer Weise unterstützt.

Abschließend möchten wir Reprodukt einen besonderen Dank für das Bereitstellen eines Belegexemplars aussprechen und uns für die die damit einhergehende Unterstützung unserer Arbeit bedanken!


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