Review zu Abe Sada, Band 2

Kürzlich besprachen wir bereits den ersten Band der Abe Sada-Dilogie. Diese veröffentlichte Carlsen ab 2018. Nachdem uns jener Auftakt bereits sehr imponierte, möchten wir im Folgenden überprüfen, ob der Abschlussband diesen Eindruck bestätigt.

Im Großformat mit Klappenbroschur auf fast 210 Seiten finden sich die letzten sieben Kapitel der Geschichte wieder. Dies erneut zu einem Preis von 14,99 Euro (D) - Farbseiten enthält der Band nicht. Ebenso keine sonstigen Beigaben.

Handlung

Die letzten zehn Jahre vor Aba Sadas Mord brechen an. Mittlerweile ist sie bereits einige Jahre als Konkubine für die Wünsche der Herren tätig. Ihr Leben ist ihr gegenüber wenig freundlich gestimmt.

Die ihr angebotene Hilfe durch einen Wirtschaftsprofessor fruchtet nicht. Das Rauchen bleibt ihr Laster. Ebenso ihre nicht zähmbare Lust, die ihr später zum Verhängnis wird. Aus dem Milieu des Rotlichts weiß sie sich allerdings später zu lösen.

Sie beginnt eine Lehre als Kellnerin in einem Restaurant. Dort lernt sie zugleich den Inhaber Ishida Kichizo kennen, einen Mann, den Sada später als unglaublich erregend und betörend männlich beschreibt. Dieser ist verheiratet.

Doch unzufrieden mit dieser Beziehung, nähern Abe und er sich schließlich an. Bereits früh entfacht in beiden die körperliche Begierde zueinander. Über viele Tage und Nächte bleiben sie dem Restaurant fort. In diversen Pensionen wird der Lust nachgegangen, kaum gegessen und wenig geschlafen. Die Tage vergehen schnell.

Langsam bemerkt Kichzo, dass er mal wieder nach Hause müsse. Sada reagiert resigniert. Sie möchte ihn bei sich wissen. Ihr Körper, aber auch ihr Herz, brauchen den Mann. Während einer kurzen Trennung voneinander beginnt Sada das extensive Trinken.

Ihr Gefühle erreichen einen Höhepunkt. Sie möchte Kichizo für immer bei sich halten, keine andere Frau soll ihn und seinen Körper je wieder begehren. Diese Gedanken dringen immer tiefer in ihr Bewusstsein ein. Das nächste Treffen der beiden ist zugleich das letzte Zusammenkommen. Der Abschlussband berichtet über die unmittelbare Hinführung zu bekannter Prämisse und gibt Aufschluss über den emotionalen Status der ehemaligen Dame des Freudenviertels.

Ein bewegendes, aber leider zugleich eilfertiges Ende der Diologie. Es ist schade, dass der Band an dieser Stelle bereits sein Finale erreicht. Das weitere Leben der Abe Sada liegt nicht in Manga-Form vor. Wir vergeben 9,5 Punkte - die Geschichte bleibt einzigartig.

Zeichenstil

Bizarr, aber keineswegs im negativen Sinne, gestalten sich erneut die Illustrationen von Kazuo Kamimura. Der leider bereits verstorbene Künstler wusste definitiv das Publikum an die Bilder zu binden. Nicht aufgrund deren besonderer Detailvielfalt, aber deren inneliegender Ausdruck.

Die Lust ist in vielen Formen dargestellt. Stets auf eine gewisse Art lustvoll dem Titel, der Geschichte, angemessen. Im zweiten Band wird weniger symbolträchtig erzählt, dafür reicher die Emotionen von Abe Sada visualisiert, das Weinen beispielsweise.

Fotorealisitische Abbildungen sind ebenso seltener, aber nicht weniger ansehnlich im Vergleich zum Auftakt der kurzen Reihe. Darüber hinaus gefällt erneut die Seiten- und Panelgestaltung sehr. Dynamisches Lesen ist garantiert.

In dieser Kategorie rücken wir von unserer Höchstwertung von 10,0 Punkten nicht ab.

Perspektive

Erneut führt ein Erzähler durch die Geschehnisse der Geschichte. Dieser reicht zugleich dem Publikum historisch-originale Protokolle aus späteren Verhören von Sada durch die Polizei. Deren Wortlaut ist demnach entsprechend nah an der realen Figur.

Das biographische Werk erhält somit einen tiefen Charakter und beeindruckt dadurch. Weiterhin gefällt, dass die Motive der ehemaligen Geisha greifbar vermittelt werden. Der Band schafft zu überzeugen, dass der Mord nicht aus Eifersucht, sondern Liebe geschah.

Zugleich bleiben die Intentionen des Opfers stellenweise zu konturlos. Auf diesen legt das Werk allerdings auch nur bedingt Fokus, weswegen wir an dieser Stelle keine Punkte abziehen. Unsere vorangegangene Bepunktung von 10,0 ist hiermit bestätigt.

Fazit

Das Ende erscheint relativ kurz, etwas übereilt. Darüber hinaus bleiben Informationen über den weiteren Verleib der jungen Frau für die Leserschaft aus. Entsprechend ist eigene Recherche zu tätigen. Diese führt allerdings zu vielen weiteren spannenden Figuren der japanischen Geschichte.

Schade, dass nicht auch der dritte und vierte Band der Inkaden-Reihen hierzulande erschienen sind. Zwar ist die Geschichte um Abe Sada soweit abgeschlossen, doch ist es bedauerlich zu wissen, dass weiteres Material der Künstler (vorerst) unveröffentlicht blieb.

Das Großformat weiß zu gefallen. Allerdings fiel auf, dass sich die Klappenbroschur auf die letzte Seite des Bandes mittlerweile durchdrückte. Da das Buch der Altersempfehlung wegen verschweißt ist, sollte darauf gegebenenfalls vor Ort geachtet werden. Den Lesefluss stört dieser Abdruck allerdings nicht. So ist jene Seite auch nicht Teil der Geschichte des Werks. Der Vollständigkeit halber sei es jedoch an dieser Stelle angemerkt.

Abschließend bedanken wir uns nicht nur bei den Künstlern des Werks, sondern auch der Redaktion von Carlsen Manga. Einerseits für die Publikation der vorliegenden Bücher, andererseits für die Bereitstellung dieser für die Review.

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