Review: X-Men: Erste Entscheidung (20th CenturyFox/Marvel)

Seit letztem Donnerstag läuft die Comicverfilmung X-Men: Erste Entscheidung in den deutschen Kinos. Das Prequel zu den bekannten und erfolgreichen X-Men Filmen will dabei die Antwort auf die Frage geben, wie aus den Freunden Charles X. Xavier und Erik Lehnsherr die Feinde Professor X und Magneto wurden.
Spielten die anderen Streifen um die Mutantentruppe in unserer Gegenwart, so nimmt die Handlung des aktuellen Films im Jahre 1944 ihren Anfang, spielt danach im Jahre 1962 und nimmt die Kubakrise als Hintergrund für eine spannende Geschichte, die gleich mehrere Genres miteinander verknüpft. Ehe es nämlich zum großen Schlagabtausch zwischen den Mutanten kommt, wähnt man sich in einem Agentenfilm à la James Bond, was nur zu gut passt, immerhin erschien der beste Agent ihrer Majestät exakt im Jahre 1962 zum ersten Mal auf der Leinwand. Auch Sebastian Shaw, der Bösewicht in X-Men: Erste Entscheidung, wäre mit seinem aufwändigen Lebensstil, den ihm zur Verfügung stehenden Gadgets und seinem diabolischen Plan für die Eroberung der Welt ein würdiger Gegner für 007 gewesen.
Review: X-Men: Erste Entscheidung (20th CenturyFox/Marvel)Statt mit ihm bekommt er es aber nun mit einer Reihe von Meta-Menschen zu tun, von denen einige den Kinozuschauern aus den drei bisher gedrehten X-Men Filmen bekannt sind und neuen Figuren aus dem X-Men Universum, die hier erstmals ihren Auftritt haben. James McAvoy und Michael Fassbender haben das größte Gewicht auf ihren Schultern, denn der Konflikt zwischen ihren Figuren ist das Kernstück der Geschichte. Auch wurden die beiden Rollen zuvor durch Patrick Steward und Ian McKellen geprägt, die bei vielen Fans als Idealbesetzungen gelten. McAvoy und Fassbender überzeugen jedoch auf ganzer Linie, wobei letzterer den Vorteil hat, den unbeherrschten Mutanten spielen zu können, womit er dem Zuschauer eher im Gedächtnis bleibt, als McAvoy, der seinen Charles Xavier bewusst zurückhaltend und rational spielen muss. Kevin Bacon macht als Superschurke Sebastian Shaw mächtig Spaß und auch wenn January Jones hier als Emma Frost zu sehen ist, dürfte es so manchem Zuschauer bei ihrem Anblick richtig warm werden. Jennifer Lawrence, die in diesem Film die Nachfolge von Rebecca Romijn als Mystique antritt, führt die Riege der jungen Schauspieler in diesem Film an, zu denen außerdem noch Nicolas Hoult als Beast, Lucas Till als Havok, Caleb Landry Jones als Banshee und Zoë Kravitz als Angel gehören. Regisseur Matthew Vaughn erzählt vom Erwachsenwerden der jungen Helden, ohne auf das Repertoire von Teenie-Schmonzetten zurückgreifen zu müssen. 
Ohnehin hat er die Handlung über die gesamte Laufzeit von etwa 130 Minuten im Griff und wählt eine moderne Bildsprache, die den Sixties hin und wieder Reverenz erweist. Auch die Fans der Vorlage erkennen viele Elemente aus den Comics wieder, so zum Beispiel den Jet der X-Men, dessen Vorbild der SR-71 Blackbird war und den Mutanten lange Zeit treue Dienste leistete. Bestimmte Freiheiten musste man sich nehmen, damit X-Men: Erste Entscheidung als Vorgeschichte zu den übrigen Filmen durchgeht. So ist Henry McCoy als Biest bereits in diesem Film mit seinem Pelz zu sehen. In den Comics machte die Figur erst einige Jahre nach dem Start der Serie diese Wandlung durch. Dieser fand übrigens im September 1963 statt.
Der Höhepunkt der Kubakrise ist auch gleichzeitig der große Showdown des Films und lässt an Superhelden-Action nichts zu wünschen übrig. Hier stehen sich nicht nur die Supermächte gegenüber sondern es geht Mutant gegen Mutant richtig zur Sache. Das Ganze mündet im Stand-Off zwischen den beiden Hauptfiguren und die Jungmutanten müssen ihre erste Entscheidung fällen: Auf welcher Seite werden sie stehen?
X-Men: Erste Entscheidung ist ein Highlight im noch frühen Kinosommer, der noch weitere Knaller bereithalten wird. Er ist eine deutliche Steigerung zum Vorgänger X-Men: Der letzte Wiederstand, denn er ist ihm von der Geschichte her absolut überlegen. Aus dem gleichen Grunde ist er auch im Vergleich zu Thor, der vor einigen Wochen anlief, der bessere Film. Mix aus Superhelden-Action, Agentenstory und jeder Menge Sixties-Feeling geht auf ganzer Linie auf und einem unterhaltsamen und spannenden Kinoabend steht somit nichts im Wege. Daumen hoch! 
X-Men: Erste Entscheidung läuft seit dem 9. Juni 2011 in unseren Kinos.

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