Review: THE TEAM – Ermittlungen im europäischen Rahmen

Review: THE TEAM – Ermittlungen im europäischen Rahmen
Fakten:
The TeamDänemark, Belgien, Deutschland, Österreich, Schweiz. 2015. Regie: Kathrine Windfeld, Kasper Gaardsoe. Buch: Mai Brostrom, Peter Thorsboe. Mit: Lars Mikkelsen, Jasmin Gerat, Veerle Baetens, Miriam Stein, Alexandra Rapaport, Nicholas Ofczarek, Andreas Pietschmann, Jella Haase, Carlos Leal, Nadeshda Brennicke, Filip Peeters u.a. Länge: 8 Episoden á 57 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Story:
In Antwerpen, Kopenhagen und Berlin werden innerhalb von drei Tagen drei Leichen gefunden, allesamt Prostituierte, denen ins linke Auge geschossen wurde und denen ein Finger abgeschnitten wurde. Die Kommissare Harals Bjorn (Lars Mikkelsen), Jacky Mueller (Jasmin Gerat) und Alicia Verbeeck (Veerle Baetens) und ihre Teams müssen also auf internationaler Ebene zusammenarbeiten, um diese undurchsichtigen Verbrechen aufzuklären. Schon bald nehmen die Ermittler den Menschenhändler und Zuhälter Marius Loukauskis (Nicholas Oczarek) ins Visier – und entdecken, dass noch viel mehr dahinter steckt, als bisher angenommen.


Meinung:
Zehn Millionen Euro, acht Nationen, über ein Jahr Produktionszeit: Die europäische Mini-Serie „The Team“ hat tatsächlich sehr große Ausmaße angenommen. Ein riesiger Cast und zahlreiche Actionszenen tragen ebenfalls dazu bei. Bei diesen Zahlen sind die Erwartungen natürlich nicht gering, besonders wenn die beiden tollen dänischen Regisseure Kasper Gaardsoe und die leider zu früh verstorbene Kathrine Windfeld beteiligt sind. Nichts Geringeres als ein neues Genre wollte Windfeld mit „The Team“ etablieren. Einen Krimi, der, ganz im Zeichen der wachsenden EU und der zunehmenden Globalisierung, die staatlichen Grenzen sprengt und die internationale Ermittlungsarbeit ins Zentrum stellt. Ein europäischer Krimi.

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Die Ermittler müssen international arbeiten

Und ja, die Miniserie ist europäisch, zumindest auf dem Papier. Deutschland, Belgien, Dänemark, dazu Litauen und Österreich – die Ermittler gondeln über den halben Kontinent, haben mit Leichen und Verdächtigen mindestens genau so vieler Nationalitäten zu tun und die Ermittlerteams sprechen untereinander jeweils in ihren Landessprachen, es sei denn sie kommunizieren über Internet oder Handy auf Englisch, welches dann aber wirklich schwierig zu verstehen ist. Eigentlich alles international und doch, es will sich einfach kein europäischer Charakter einstellen, was auch immer das sein soll. Dass all diese Länder und all diese Sprachen beteiligt sind, wirkt leider völlig beliebig. Vielmehr hätte der Krimi wohl genau auf diese Weise in nur einem Land gedreht werden können. Auch die landestypischen Eigenheiten der Nationalitäten, die Mentalitäten oder auch die optische Wirkung der Staaten kommen nicht wirklich beim Zuschauer an. Die mögliche Wirkung verpufft viel zu schnell und schöpft ihr Potential nicht im Ansatz aus. Vielleicht sind dafür auch die Nationalitäten nicht unterschiedlich genug gewählt worden. Sollte die Serie der Maßstab sein, dann sind sich Belgier, Dänen und Deutsche dann doch verdammt ähnlich.

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Wie steckt der aalglatte Loukauskis mit drin?

Inszenatorisch merkt man der Serie ihren Fernsehfilm-Charakter doch immer wieder an. Lediglich die Handkamera versucht sich ans „große Kino“ anzubiedern, ohne aber die gleiche Wirkung zu erzeugen. Hier ist der Zuschauer eben nicht als stiller Beobachter dabei, sondern die intendierte Wirkung der Kamera, nämlich Authentizität vorzutäuschen, im Sande verläuft. Vielleicht ist es den Machern auch selbst aufgefallen, denn die schlecht ausgelichteten Büros der Ermittler und die vielen düsteren und teilweise tatsächlich blutig-brutalen Szenen versuchen so etwas wie Spannung zu erzeugen, wenn es schon nicht authentisch wirkt. Das gelingt auch, zumindest phasenweise, wobei man auch feststellen muss, dass besonders die ersten vier Folgen doch sehr zäh wirken. Ohne Zweifel hätte man sich bereits hier eine komplette Folge sparen können und so auch die Dynamik der Erzählung steigern können. Was ein wenig sauer aufstoßen lässt, sind die vielen Klischees in der Serie, genauso wie kleine aber doch immer wieder auftretende unlogische Verhaltensweisen. Dass eine Kommissarin ihre Telefonnummer auf die Hand eines Barkeepers schreibt anstatt ihre Karte zu geben oder die Nummer wenigstens auf einen Zettel zu schreiben, ist da nur eine der vielen Elemente.

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Auch an blutigen Tatorte heißt es: kühlen Kopf bewahren

Der Kriminalfall selbst ist wirklich toll, verzwickt geschrieben, spannend vom Anfang bis zum Ende, mit ein paar politischen Einflüssen und doch will die Mini-Serie einfach nicht recht in Schwung kommen. Grund sind die, wieder einmal Klischeebeladenen, privaten Probleme der Ermittler. Verhältnisse, Drogen, Prostitution – im privaten Umfeld der Ermittler läuft, einmal mehr, alles Mögliche schief. Leider wird das auch alles recht ausführlich gezeigt und lähmt die ohnehin langsame Serie noch zusätzlich. Immerhin nehmen Teile dieser Nebenplots in der zweiten Hälfte auch Bezug auf den eigentlichen Fall, dennoch wirken sie lange sehr ermüdend. Gleich etwas mehr Vertrauen der Macher zu ihrer Hauptgeschichte wäre hier wirklich wünschenswert gewesen, denn hierin steckt ein fein geschliffener Diamant, den man als Zuschauer aber erst finden muss. Der Cast hätte besser zusammengestellt werden können. Während der Däne und Mads-Bruder Lars Mikkelsen (Sherlock, House of Cards) eine tolle, tiefgründige Leistung zeigt und auch die Belgierin Veerle Baetens (The Broken Circle, Code37) noch einigermaßen mithalten kann ist die Deutsche Jasmin Gerat (Kokowääh, Nicht mein Tag) doch immer wieder offensichtlich überfordert mit einer ihrer wenigen ernsten Rollen. Die harte, kalte Ermittlerin wirkt bei ihr nicht echt und auch ihre Sätze spricht sie fast schon lustlos daher.

„The Team“ enthält zusammenfassend eine wirklich gute Idee und hat daher auch das Potential, eine ganze Reihe europäischer Kriminalgeschichten auszulösen, stets mit unterschiedlichen Ermittlerteam-Kombinationen. Allerdings krankt die Serie an so einigen Dingen wie nicht ganz ausgegorenen Cast-Entscheidungen, der Überladenheit durch zu viele Nebenplots, dem fehlenden europäischen Charakter und viel u vielen Klischees. Da geht tatsächlich unter, dass ein spannender Kriminalfall in dieser Serie steckt, der es verdient gehabt hätte, mehr im Rampenlicht zu stehen.

5 von 10 einäugige Leichen


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