Review | The Salvation

Wir sind zwar nicht unbedingt Western-Fans, aber durchaus Fans von Mads Mikkelsen. Und das nicht erst seit der amerikanischen TV-Serie “Hannibal“. Daher war Kristian Levrings moderner Western “The Salvation” für uns auch ein Pflichtbesuch im Kino, der sich allerdings nur teilweise gelohnt hat.

salvation

Amerika in den 1870er Jahren. Der ehemalige Soldat und Exil-Däne Jon (Mads Mikkelsen) hat sich in den Staaten eine neue Existenz aufgebaut. Sieben Jahre später holt er nun seine Familie nach. Doch kaum sind die drei via Kutsche unterwegs zu Jons Haus, da spielen sich schon dramatische Szenen ab. Schließlich werden Jons Frau und Sohn von üblen Ganoven ermordet, woraufhin sich Jon der Mörder annimmt. Leider ist einer von ihnen der Bruder des lokalen Ober-Bösewichts Delarue (Jeffrey Dean Morgan), welcher mit seinen Schergen die ganze Stadt terrorisiert. Er wiederum ist darüber natürlich nicht erfreut und macht Jagd auf Jon, bevor dieser den Spieß umdreht und in Delarues Lager mit Waffengewalt wütet. Doch in der zweiten Hälfte des Films wandelt sich die stille Madelaine (Eva Green) zur eigentlichen Hauptfigur. Ihre Geschichte von Gewalt und Misshandlung steht plötzlich immer mehr im Vordergrund und lässt Jons “Salvation” zur Nebensache werden. Die Schauspielerische Leistung dieser beiden Hauptcharaktere ist trotz kaum vorhandener Dialoge hervorragend, besonders durch eindringliche Mimik.

“The Salvation” ist ein klassischer Rachefeldzug, der gleichermaßen blutig wie vorhersehbar ist. Regisseur Kristian Levring, neben Lars von Trier Mitglied des puristischen Dogma-95-Zirkels, verbindet in “The Salvation” im Grunde alle für einen Western nötigen Stilelemente. Zum einen den introvertierten Protagonisten Jon, der sich als einsamer ehemaliger Soldat jetzt nur noch nach Frieden sehnt. Zum anderen das Setting, eine Stadt im Wilden Westen, die von Schurken in Angst und Schrecken versetzt wird, sich jedoch nicht dagegen wehren kann. Dann die ruhige Erzählweise, die trotz aller Gewaltexzesse stets minimalistisch bleibt.  Und als letztes die zahlreichen typischen Bilder: Nahaufnahmen der Protagonisten und für das Widescreen-Kino gemachte Landschaftsansichten. Dazu am Ende der berühmte Ritt des Helden “gen Sonnenuntergang” mit Anspielungen auf den weiteren Verlauf der Geschichte, hier in Form von Öl-Bohrtürmen, die wie Unkraut aus dem Boden sprießen. Besonders letzteres Stilmittel kennt man vor allem aus Sergio Leones “Once Upon A Time In The West” (“Spiel mir das Lied vom Tod”), wo Charles Bronson in den berühmten Sonnenuntergang entschwindet, während im Vordergrund Arbeiter Bahngleise verlegen – ein klarer Hinweis auf das absehbare Ende des “Wilden Westens”.

All diese Dinge gehören natürlich in einen ordentlichen Western, vor allem wenn man diesem längst für tot gehaltenen Genre neues Leben einhauchen möchte. Die deutsch-österreichische Koproduktion “Das Finsteren Tal“hat das in diesem Jahr auch schon versucht. Allerdings weniger nach bekanntem Schema, sondern sehr progressiv, was allein schon der eher Western-untypische Handlungsort verrät: Die Alpen. Ein paar Kleinigkeiten stören allerdings in “The Salvation”. Sei es der relativ schlecht computeranimierte Regenschauer während des Showdowns oder die noch schlechter animierten Öl-Bohrtürme in der Endsequenz. Oder die unlogische Tatsache, dass Jon und Madelaine, nachdem sie Delarues Lager voller Geld und Vorräte von Bösewichten befreit haben, ohne jegliches Gepäck in den hinfort reiten.
Zusammengefasst wirkt der Film an vielen Stellen ein bisschen zu…naja…langweilig. Schauspieler und die generelle Optik des Films sind super, doch irgendetwas Undefinierbares fehlt einfach. Vielleicht etwas, das den Film irgendwie in Erinnerung bleiben lässt.

“The Salvation” feierte bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere. Dort kam der Film auch ganz gut an, so wie wahrscheinlich bei vielen Western-Fans, gerade weil er viel Bekanntes und Bewährtes enthält. Die anderen Zuschauer müssen sich hingegen zumindest darauf einstellen, dass sie auch enttäuscht werden könnten. So kann man den Film an dieser Stelle mit höchstens 6 von 10 Colts bewerten. Leider.


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