Fakten:
Nächte des Grauens/Im Bann des Voodoo-Priesters (The Plague of the Zombies)
GB, 1966. Regie: John Gilling. Buch: Peter Bryan. Mit: André Morell, Diane Clare, Brook Williams, Jacqueline Pearce, John Carson, Alexander Davion, Michael Ripper, Marcus Hammond, Dennis Chinnery, Louis Mahoney, Roy Royston, Ben Aris u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: ungeprüft. Auf DVD und Blu-ray (beides nur Import) erhältlich.
Story:
England, 19. Jahrhundert: Der angesehene Medizinprofessor James Forbes erhält einen Brief von seinem ehemaligen Musterschüler Peter Thompson, nun Arzt in einem kleinen Dorf in Cornwall. Dort häufen sich merkwürdige Todesfälle, die Hilfe des Mentors wird erbeten. Zusammen mit seiner Tochter Sylvia, eine gute Freundin von Peters Frau Alice, reist Dr. Forbes in die Gemeinde. In den letzten Monaten gab es zwölf Todesfälle, alle mit merkwürdigen Symptomen. Eine Autopsie konnte Peter nie vornehmen, sie wurden verweigert. James und Peter beschließen, eine der Leichen heimlich auszugraben: Doch der Sarg ist leer. Dann geschieht ein Mord, unter den Augen von Sylvia. Sie behauptet, der Täter wäre ein bereits verstorbener gewesen. Was geht hier vor? Die Spur führt zu dem wohlhabenden Clive Hamilton, der einen langen Auslandsaufenthalt scheinbar wissbringend genutzt hat...
Meinung:
"The Plague of the Zombies" wurde von den Hammer-Studios scheinbar als kein besonders vielversprechendes Projekt eingestuft. Die zu der Zeit äußerst produktive Schmiede drehte ihn zeitgleich mit anderen, deutlich bevorteilteren Werken. Dementsprechend gab es nur wenig Budget und kein namenhafter Star wurde verflichtet. Zum Kinostart lief der Film sogar nur im Doublefeature mit "Dracula- Prince of Darkness". Der einzige Zombiefilm von Hammer sollte somit nur als Bonushäppchen für den neuesten Streifen ihres Zugpferdes Christopher Lee dienen. Letztendlich stieß der Film aber auf große Gegenliebe, da hatte sich Hammer leicht verspekuliert.
Zu früh begraben?
Die Bedenken waren wohl auf die, bis dahin, sehr selten genutzte Zombie-Thematik gemünzt. Erst 2 Jahre später kam George A. Romeros wegweisender "Night of the Living Dead" in die Kinos und begründete das Zombiegenre ernsthaft, in einer Form, die bis heute für etliche ähnliche Filme dient. Der Unterschied zu Romeros Dosenöffner, "The Plague of the Zombies" bezieht sich auf den realen Hintergrund des Zombie-Mythos, dem Voodoo-Kult von Haiti. Romero ignorierte diesen Punkt, ließ seine lebenden Toten als plötzlich auftauchende Menschenfresser mit einer besonders ausgeprägten Affinität zu Gehirnen erscheinen, während der Hammer-Film den geschichtlichen Hintergrund nutzt. Es ist sogar gut so, dass dieser Streifen vor Romeros Klassiker erschien, wer weiß, ob er sonst nicht auf den fahrenden Zug aufgesprungen wäre und eventuell damit Qualität eingebüßt hätte. So ist "The Plague of the Zombies" kein typischer, austauschbarer Zombiefilm (trotz der unbestrittenen Qualität von Romeros erster Trilogie, gemeint sind die späteren Nachleger), wie sie bis heute aus dem Boden schießen. So sehr auf die Grundthematik gingen später nur wenige Filme ein, z.B. Lucio Fulcis "Woodoo - Schreckensinsel der Zombies" oder Wes Cravens "Die Schlange im Regenbogen".Na, heute schon gestorben?
Trotz seiner stiefmütterlich behandelten Entstehungsgeschichte ist "The Plague of the Zombies" erstaunlich gut gelungen. Große Stars wie Cushing oder Lee braucht es gar nicht, eigentlich ist es sogar eine nette Abwechslung, nicht immer die selben (wenn auch sehenswerten) Herrschaften zu bestaunen. Hauptdarsteller André Morell, eher durch Nebenrollen oder TV-Auftritte bekannt, gibt eine hervorragende Figur ab. Verwunderlich, dass er es nie zu einer größeren Karriere gebracht hat. Das geringere Budget ist überhaupt nicht ersichtlich, da wird sich nicht schlechter verkauft, als bei anderen Produktionen dieser Zeit. Die, für heutige Verhältnisse, spärliche Auftritte des untoten Gammelfleischs stört kein Stück, denn an Atmosphäre und Grundspannung fehlt es keine Sekunde. Viel zu gekonnt werden die Stärken der alten Hammer-Filme, das Zusammenspiel aus guten Bildern und stimmungsvoller Musik, genutzt. Gore, für heutige Zombiefilme ein Muss, braucht es nicht, dafür wird eine Mischung aus Horror- und Krimistory geliefert.Jederzeit überzeugend und trotz der etwas albern anmutenden Pointe (warum wurde eigentlich der Voodoo-Zauber genutzt?) ein wunderbar angenehmer Hammer-Film, der sein (damaliges, heute ja durchaus hochgelobt) Nieschendasein nicht verdient hatte.
7,5 von 10 Südseezaubern in der alten Welt