Review: THE GIFT - Draußen von der Straße komm ich her…


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Fakten:The Gift (Weirdo)US. 2015. Buch und Regie: Joel Edgerton. Mit: Joel Edgerton, Jason Bateman, Rebecca Hall, Tim Griffin, Allison Tolman, Beau Knapp, David Denman, Busy Philipps, ua. Länge: 109 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Seit dem 26. November 2015 im Kino.
Story:Nach dem Umzug treffen Simon und seine Frau Robyn zufällig auf Simons alten Schulkameraden Gordon. Er möchte ihnen helfen, sich einzuleben. Schnell fühlen Simon und Robyn sich bedrängt und schon bald nicht mehr sicher in den eigenen vier Wänden.
  
Meinung: Joel Edgerton, den man wohl am ehesten als Schauspieler aus „Warrior“ kennen mag, hat heimlich still und leise immer wieder selbst mal ein Drehbuch auf die Beine gestellt. Schon ganze vier Mal war er damit so erfolgreich, dass der Film produziert wurde. Nicht ohne Überraschung las der Verfasser dieser Zeilen, dass Edgerton auch das Drehbuch zum nicht unbekannten Film „The Rover“ mit Guy Pearce und Robert Pattinson schrieb. Das bloße Tippen schien dem Herrn mit den Knopfaugen aber nicht genug zu sein, denn mit „The Gift“ (Alternativtitel: „Weirdo“, auch ganz schön) liefert The Edge zudem sein Regie-Debüt ab. Drehbuch, Regie, Schauspiel - das heilige Triptychon, an dessen Ausführung schon viele scheitern sollten. Nicht so Mr. Joel Edgerton.

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Was ein netter Kerl...oder?

Es wird hier wohl vielen so gehen, dass sie Opfer falscher Erwartungen werden. Die Marketing-Kampagne war sehr darauf ausgerichtet, ein leicht übertriebenes Bild von diesem Film zu zeichnen. Das Ziel von „The Gift“ ist mitnichten das, ein Home-Invasion-Terror-Stalker-Film zu werden, der es sich - wie andere Filme des Produzenten Jason Blum wohlgemerkt („The Purge“) - zur Aufgabe macht, eine Bedrohung in die teuren vier Wände eines Ehepaares zu bringen. Die Bedrohung existiert auch hier, keine Frage, jedoch kommt nimmt sie weniger Zeit im Haus ein und frisst sich stattdessen immer weiter in das Gewissen und das Wohlgefühl des Ehepaares Simon und Robyn (Jason Bateman und Rebecca Hall) . Anstatt mit einem lauten Knall hinter geöffneten der Kühlschranktür aufzutauchen (was Edgerton nicht ohne Genugtuung unterlässt), kommt der Weirdo Gordon durch die Haustür. Weil er geklopft hat, die Pforte geöffnet und er hineingebeten wurde. Gordon tritt ein, ist (etwas zu) freundlich, (etwas zu) zuvorkommend und einfach - der Titel verrät’s - etwas zu komisch, um Entspannung mit sich zu bringen. Stattdessen bringt er die Menschen um sich (die Kinozuschauer dürfen sich gerne dazu zählen) in eine verunsicherte Anspannung, die man erst bemerkt, wenn man seine Muskeln wieder entspannt.

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Nicht jedes Geschenk löst gleich Begeisterung aus.

Die Vergangenheit spielt eine sehr wichtige Rolle in diesem Film. Sie ist es, die Simon ein- und überholt, die seine Zukunft zerstört, wie er Zukünfte zerstört hat und die ihn in die Knie zwingt, wie er andere in die Knie gezwungen hat, um vor ihm den Boden zu lecken. Er und seine Frau Robyn sind sich sicher - sie werden von Gordon belästigt, sie fühlen sich nicht mehr wohl in ihrem eigenen Heim. Es vergehen keine fünf Minuten, bis der alte Schulkollege von Simon als Einbrecher und Störenfried, als kranker Stalker stigmatisiert wird - vom Zuschauer, nicht vom Film selber. Dabei vergeht nicht ein einziges Mal, dass Simon oder Robyn in einem anderen Haus sind und nicht umherschnüffelten. Jedes einzige Mal durchsuchen sie Schränke, durchwühlen Schubladen, öffnen geschlossene Türen, um zu erfahren, was sich hinter ihnen verbirgt. Es ist möglich, dass das vom Zuschauer gar nicht als Solches erkannt und eingeordnet wird, einfach, weil es zu offensichtlich ist. Oder weil die beiden ebenso (ver-)urteilen wie wir. Sie erwarten, gestalkt zu werden. Ein Knacken im Haus wird da zur tödlichen Bedrohung. Auch damit spielt der Film - mit Stigmata, mit den Vorurteilen, die wir uns aussuchen zu glauben. Die Geschwindigkeit, mit der Menschen sich ein Urteil auf Basis von Nichtigkeiten bilden, ist unglaublich schnell. Diese Urteilsfällung funktioniert hier auch in der Zeitspanne eines Fingerschnippes - Gordon muss dazu keine drei Sätze von sich geben.
Joel Edgerton hat mit „The Gift“ ein beachtliches Regie-Debüt abgeliefert. Gekonnt wiegt er den Zuschauer zunächst in den Händen, um ihn dann desinteressiert fallen zu lassen; hier geht es um was anderes. Hier geht es nicht darum, dem Zuschauer den Weg durch die Dunkelheit zu weisen. Seinen Weg muss man hier selbst finden, was nicht immer einfach ist, bei den vielen interessanten Wendungen, die der Film teils einschlägt oder zumindest angibt, einzuschlagen. Die große Stärke des Films ist die Tatsache, dass er um die Urteilssucht des Zuschauers weiß, während dieser sich dessen nicht bewusst ist und gar nicht mitbekommt, wie der Film ihm davonläuft, bis er am Ende ans Ziel zu kommen glaubt - und schon lange erwartet wird.
7 von 10 falschen Entschuldigungen
von Smooli

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