Review: The Binding of Isaac: Afterbirth

Review: The Binding of Isaac: Afterbirth

Ungefähr ein Jahr nach dem Release von Rebirth erschien nun dessen erste Erweiterung. Ist sie sie es aber auch wert, dass wir dafür einen kleinen Jungen erneut durch die Hölle schicken?

Isaac and his mother lived alone in a small house on a hill. Isaac kept to himself, drawing pictures and playing with his toys as his mom watched chrisitan broadcasts on the television“. Dann hört sie eine Stimme von Gott, welche von ihr ein Opfer als Zeichen ihrer Anbetung verlangt. Im Gegensatz zu Abraham, der seinen Sohn Isaac töten sollte und sich Gott gegenüber quer stellte (Buch Genesis), findet die Mutti das allerdings ganz toll. Eine Flucht später befindet sich Isaac im Keller des Hauses und das Abenteuer geht los.

Dies ist das Intro des Spieles. Dies ist die Geschichte eines 4 Jahre alten Spieles, welches bisher eine Erweiterung, ein kostenfreies Mega-Update (Wrath of the Lamb Eternal Edition) und eine komplett überarbeitete Version Namens Rebirth erhalten hat. Und es ist auch der gleiche Plot für Rebirths Erweiterung mit dem Namen Afterbirth. Und passend zum Namen hat Edmund McMillen, der Mann hinter dem Spiel, auch ein Foto einer Nachgeburt mal auf Twitter gepostet. Genug aber mit komischen Twitteranekdoten. Zeit sich mal Rebirth näher anzuschauen!

Was ist ein Isaac?

Isaac ist ein Name. Auch der Name eines kleinen, nackten Jungens, der Monster mit seinen Tränen tötet und ganz nach seiner biblischen Vorlage geopfert werden soll. Afterbirth ist ein DLC und kommt ohne Rebirth nicht aus. Für denn Fall, dass man das Spiel nicht kennen mag, möchte ich es an dieser Stelle ganz schnell zusammen fassen.

In The Binding of Isaac: Rebirth (nachfolgend Rebirth) hat man wie in dem Original sich durch einen Dungeon/Level nach der anderen durchzukämpfen. Am Ende jeden Levels muss man gegen ein Bossmonster antreten. Am Anfang noch ziemlich schwach, kann Isaac durch gefundene Items im Laufe des Spiels stärker werden. Wer mal ein Handheld-Zelda wie Links Awakening gespielt hat, den dürfte das Gameplay an die Dungeons aus den Zeldaspielen erinnern. Allerdings etwas simpler gestaltet, so gibt es beispielsweise keine Puzzles. Ein paar Items und einen Besuch von Orten wie dem Keller, Mutters Gebärmutter und der Hölle später hat man das Spiel geschafft sofern man nicht unterwegs gestorben ist.

Isaac ist nicht das einfachste Spiel (aber auch nicht übertrieben hart) und da jeder Playthrough zufallsgeneriert ist, kann ein Lauf mal sehr leicht ausfallen oder einem so ziemlich keine Chance lassen. Durch Itemsynergien und Geheimnissen wird die Sache abgerundet. Zudem muss man das Spiel mehrmals durchspielen um weitere Level, Items und was auch immer freizuschalten. Dies ist etwas arg grob zusammengefasst das, was man in diesem Spiel macht.

Und was bietet die Nachgeburt?

Afterbirth macht genau eine Sache: Sie nimmt Rebirth und fügt allem mehr hinzu. Viel mehr! Die Anzahl der Räume, einschließlich derer Formen, sind beispielsweise gestiegen.

Die neuen Raumdesigns sind besonders lustig, wenn man einen Boss mit Bullethellsyndrom in einer „Besenkammer“ bekämpfen soll.

Die neuen Raumdesigns sind besonders lustig, wenn man einen Boss mit Bullethellsyndrom in einer „Besenkammer“ bekämpfen soll.

Es sind auch neue Designs für die Areale hinzugekommen. Der brennende Keller und die gefluteten Höhlen sind beispielsweise optisch ziemlich toll. Eine vernarbte Gebärmutter, die einen mit sehr viel totes Gewebe begrüßt, ist hingegen vielleicht ein kleines bisschen verstörend. Von daher darf man sich also freuen, dass das Spiel versucht sich treu zu bleiben. Hinzu kommt, dass es neben der Truhe und Dark Room noch ein weiteres, finales Level hinzu gekommen ist. Manche Räume verlangen auch, dass man Schalter betätigt um sie zu lösen. Diese sind üblicherweise mit Fallen anstelle von Monstern gespickt. Außerdem sind Devil Rooms, Angel Rooms, Item Rooms und weitere Spezialräume nicht mehr zwangsläufig sicher.

Einige Räume erweisen sich als Hindernisparcour.

Einige Räume erweisen sich als Hindernisparcour.

Daneben gibt es natürlich auch neue Gegner, wobei viele neue Iterationen von bereits bestehenden Gegnertypen sind. So gibt es beispielsweise graue Maden, die in rote Kugeln zerplatzen, oder auch eine Art Zitze, aus denen gelbe Fliegen erscheinen. Es gibt aber auch neue Bossgegner. Offiziell werden 8 neue Bosse angegeben. Um ehrlich zu sein kam es mir mehr vor. Bei den neuen Bossen haben wir ebenfalls eine Mischung aus Revolution und Iteration. Wir haben Turdlings, also Gurdling, die wie Kackhaufen ausschauen, und dieses eine Mumienteil, das seinen Kopf abreist um einen anzugreifen. Und spätestens an diesem Punkt muss ich zugeben, dass ich mir die neuen Namen noch nicht eingeprägt habe. Tja, so ein oller Amateuer eben…

Ansonsten gibt es noch 120 neue Items, neue Pickups und sogar einen neuen Truhentyp hab ich gefunden, 10 neue Challenges, ein neues Seed-System mit neuen einzigartigen Seeds und auch ein Leaderboard mit Dailies. Daneben haben wir neue Pillen und -effekte. Der Erzähler spricht diese nun ein, so wie auch die Effekte der Tarot-Karten. Neue Transformationen gibt es: Bob, Mom, Engel, Teufel, Pilzkopf und vermutlich noch mehr. Neue Achievements, der Soundtrack wurde erweitert, und dies und das und jenes. Es gibt so viele neue Sachen und ich habe bei weitem noch nicht alles entdeckt. Die Wikis sind zum Zeitpunkt, an dem dieses Review geschrieben wird, auch noch dabei die neuen Infos zu sammeln. Ich könnte jetzt alles was mir aufgefallen ist hier aufschreiben. Da das aber eine ziemlich lange und auch sinnbefreite Liste wird, möchte ich mich lieber auf zwei ganz besonders wichtige Neuerungen konzentrieren: Der neue Gamemode und der neue Charakter.

Viel hilft viel!

Viel hilft viel!

Geiz ist geil!

Greed-Mode. Das ist der Name des neuen Modus. Und ich gebe zu, dass der durchaus Spaß macht. Oder sagen wir eher mal, dass ich ihn genial finde! Wer sich einen Charakter rausgesucht hat, darf sich in 7 Levels einem Hoard-Mode stellen. Am Anfang gibt es einen Itemroom für Umme, einen Curseroom und einen Shop mit weiteren Items, die sich gekauft werden können aber nicht auf die üblichen Shopitems reduziert sind. Wer nen Schlüssel auftreiben kann, darf sich noch ein Item holen.

Eile ist geboten! Wer zu lange braucht hat bald keinen Platz mehr vor lauter Monster.

Eile ist geboten! Wer zu lange braucht hat bald keinen Platz mehr vor lauter Monster.

Sobald man auf den großen, roten Knopf in der Mitte tretet, geht der Spaß los. Welle für Welle spawnt ein bisschen Taschengeld und eine Gegnerwelle. Wer innerhalb des Zeitlimits nicht die aktuelle Welle schafft, darf sich darüber freuen, dass die zweite Welle einfach dazu kommt. Und danach die dritte, und die vierte, usw.. Nach 8 Wellen ist der Spaß fast vorbei. Man bekommt eine Verschnaufpause, in der man das eingesammelte Geld ausgeben kann und wenn man so weit ist, dann geht die Bossrunde, bestehend aus zwei Wellen, los. Die letzte, elfte Welle ist optional und belohnt einen mit einem Devil/Angel Room. Danach geht es die Falltreppe nach unten und der Spaß wiederholt sich.

Wer den Spaß sieben mal hingekriegt hat, darf sich mit einem neuen Endboss, der exklusiv für diesen Modus ist, anlegen: Ultra Greed!

Review: The Binding of Isaac: Afterbirth

„Ich schau dir in die Augen kleines.“ – Anhand seiner Augen können wir erkennen, was Ultra Greed vor hat.

Und Junge ist dieser Kampf genial! Der King Kong unter den Greed-Bossen kann nicht nur einiges einstecke (ich bin davon überzeugt, dass man diesen Boss nicht ohne Chaos Card one-hitten kann), sondern teilt auch ordentlich aus. Was den Kampf originell macht ist, dass er wie bei einer Slotmachine einen zufälligen Effekt auslösen kann. Dazu gehören Selbstheilung, Bomben und eine Flut von Gegnern. Wer das verhindern will muss schnell genug die von ihm verteilten Münzen vernichten.

Dieser Modus ist endlich mal was ganz neues. Dieser Hoard-Mode spielt sich anders durch die anderen Rahmenbedingungen. Für mich war er in der Regel auch kürzer, da ich im Schnitt 20 Minuten brauchte, während ein normaler Isaac-Run gerne mal 45 Minuten dauern kann. Das ist toll, wenn man nur mal kurz eine schnelle Runde spielen will. Was aber nicht ganz so toll ist, ist die Tatsache, dass es oftmals zu unfairen Situationen kommt. Beispielsweise sind manchmal Wellen so gestaltet, dass man keine Chance hat sie innerhalb des Zeitlimits zu schaffen (vor allem am Anfang). Außerdem spawnen sehr oft Gegner direkt in den eigenen Charakter rein. Für Charaktere, die kaum Schaden einstecken können, ist dies unfair. Wer den Modus mit The Lost schaffen will, braucht deshalb schlicht und einfach Glück.

Lilith, die Mutter der Dämonen

Wer mit Azazel den Greed-Mode gemeistert hat, darf die Mutter der Dämonen begrüßen: Lilith. Eine tolle Charaktere. Was sie so besonders macht ist, dass sie eine neue Spielweise mit sich bringt. Sie selber kann nicht kämpfen. Sie ist darauf ausgelegt Gefährten wie beispielsweise Little Chubby oder Lil‘ Brimstone einzusetzen. Das Spiel beginnt für sie daher auch mit einem Inkubus und verbundenen Augen. Die Augenbinde kennen wir bereits aus einer Challenge in Rebirth. Der Inkubus hingegen ist neu. Dieser kleine Dämon folgt uns. Er schießt im Grunde Tränen so wie es ein normaler Charakter tun würde. Alle Tränen-Effekte und Upgrades wirken sich auf den Inkubus aus. Daneben startet sie noch mit der Box of Friends. Dieses Item sorgt dafür, dass für einen Raum lang von jedem Begleiter ein weiterer auftaucht.

Mademoiselle und ihr kleiner Begleiter sind hinzu gekommen und bringen eine neue Spielweise mit.

Mademoiselle und ihr kleiner Begleiter sind hinzu gekommen und bringen eine neue Spielweise mit.

Benutze ich es also zwei mal (z.B. mit einer Batterie oder dank Sharp Plug), habe ich drei Inkubus und nicht vier. Im Falle von Ball of Bandages und Cube of Meat bedeutet dies, dass diese eine Stufe aufsteigen. Und ja, so konnte ich dank Lilith jeweils beim ersten Versuch sofort Bandages Girl Lvl. 4 und Meat Boy Lvl. 4 mir anrechnen lassen. Die zwei und die in Rebirth gerade zu nervtötend geringe Chance sie zu kriegen war das, was vielleicht die meisten davon abgehalten hat Real Platinum God zu werden in Rebirth. In Afterbirth hat man nun dieses Progress-Bremse elegant entschärft. Und ich muss sagen: Gott sei Dank!

Lilith lebt ganz nach dem Motto:

Lilith lebt ganz nach dem Motto:“Je größer die Runde, desto lustiger der Abend!“

Lilith ist unterm Strich ein toller Charakter. Vor allem, da nun wirklich mal was einzigartiges vorliegt. Sind sich doch Lazarus, Samson und Eve recht ähnlich, da ihre Mechaniken sich alle mit Gesundheit und Schaden beschäftigen. Vor kurzem erschien ein Patch für Afterbirth (in Relation zum Review). Vor diesem war Lilith OP, nach diesem allerdings schon fast kaputt generft. Der Grund dafür ist, dass die Anzahl der notwendigen Ladungen für Box of Companions verdoppelt wurde. Dies zeigt auch ein Problem mit diesem Charakter: So toll er auch ist, es macht fast nie Sinn, dieses eine prägende Item durch ein anderes auszutauschen. Man muss sich also entscheiden ob man stets auf gleiche Weise spielen will oder das, was Lilith besonders macht „kaputt“ machen will.

Aus Alt mach Neu

Rebirth macht genau zwei Sachen. Zum einen bringt es verdammt viel neues. Zum anderen nimmt es Sachen, die bisher existierten, und überarbeitet sie. Das merkt man vor allem an den Items. Es gibt neue Items. Das führt natürlich zu neuen Synergien. Es ist aber auch toll, dass alte Itemkombos ebenfalls neu überarbeitet wurden. Hier ein paar Beispiele:

  • Brimstone und Rubbercement funktionieren nun miteinander. Der Brimstonestrahl prallt von der Wand ab. Im Falle von Azazel führt dies sogar dazu, dass der abgeprallte Schuss komplett über den Raum geht.
  • Mysterious Liquid kann nun auch mit Brimstone verwendet werden. Das sorgt dafür, dass man mit Azazel ein gewaltiges Damageupgrade gegenüber nichtfliegenden Gegnern hat.
  • Mom’s Knife und Sad Bomb bewirken zusammen, dass bei einer Bombenexplosion dutzende Messer fliegen.

Und das ist nur ein sehr kleiner Anteil der neuen Möglichkeiten.

Insgesamt fühlt sich Afterbirth an, als würde man Rebirth zum ersten Mal spielen und doch kommt einem alles vertraut vor. Durch die ganzen Änderungen und hinzugefügten Dingen lernt man das Spiel neu. Am Anfang kommt es einem auch deutlich schwerer vor. Und in Einzelfällen wie Boss Rush dürfte dies auch wirklich so sein. Allerdings gewöhnt man sich dann doch irgendwo wieder dran und nach einigen Stunden kommt man dann doch wieder rein.

Man kann sich entscheiden, ob man seinen Rebirth-Spielstand importieren will. Ansonsten fängt man wieder von vorne an. Als einer, der sich für einen Neuanfang entschieden hat, habe ich auch wieder das Erfolgsgefühl dadurch, dass man endlich wieder was freischaltet. Auch wenn es dieses Mal schneller geht, da man ja schon weiß wie der Hase ungefähr läuft. Auf der anderen Seite werde ich wohl einer der ersten sein, die einen erneuten Nervenzusammenbruch erleiden. Ich weiß jetzt schon genau, was mich erneut zur Verzweiflung bringen wird. Da war ja diese eine oder andere Challenge und der Geisterjunge dürfte auch für graue Haare sorgen. Wer den Spielstand importieren will, sollte sich bewusst sein, dass dadurch der aktuelle überschrieben wird.

Wer sich von seinem Fortschritt nicht trennen kann, der darf auch ab dem Stand weiterspielen.

Wer sich von seinem Fortschritt nicht trennen kann, der darf auch mit diesem weiterspielen.

Wem würde ich Afterbirth empfehlen?

Wer es sich nicht bereits zum Launch geholt hat, der sollte wohl noch etwas warten. Es gab erst vor kurzem einen Patch, durch dessen Nerfs viel Drama entstand (zum Zeitpunkt des Reviews). Die Nerfs hauen zwar teilweise ordentlich rein, das stattfindende Drama ist dann aber doch etwas übertrieben. Es ist auch der eine oder andere kleinere Bug hinzu gekommen. Wer warten kann, mag vielleicht zu Weihnachten mal reinschauen wollen, wenn der obligatorische Steamsale stattfindet. Ansonsten würde ich es jedem Rebirth Fan empfehlen.

Wer noch nie einen der „The Binding of Isaac“-Titel gespielt hat, sollte vielleicht erst mal Rebirth spielen. Ja sogar für diesen auf einen Sale warten. Ich habe es immer wieder im Bekanntenkreis erlebt wie Leute nicht mit dem Spiel warm geworden sind. Es ist bizarr. Es ist nicht leicht. Der Zufallsgenerator kann einem eine ordentlich reinwürgen. Und dieses Spiel sollte regelmäßig gespielt werden. Einmal durch und dann ist gut, rentiert sich in diesem Fall nicht. Das wäre so als ob man in einem Fifa Spiel nur ein einziges Fußballspiel austrägt oder bei Counter-Strike nur einmal ein Match mitspielt und sagt:“So, damit habe ich das Spiel durch!“.

Grafik 16out of 5 Gameplay 18out of 5 Sound 18out of 5 Steuerung 16out of 5 Story 16out of 5 Wiederspielwert 20out of 5

Fazit

Afterbirth bringt sehr viel neues und besonders Fans dürften sich über die Erweiterung freuen. Auf Grund des Preises sollte man als Neueinsteiger erst mal schauen ob das etwas eigenwillige Spiel einem überhaupt zusagt.

4.43

4.43 out of 5 Gut


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