Review: MUD - KEIN AUSWEG - Die bittersüße Modder des amerikanischen Erwachsenwerdens

Review: MUD - KEIN AUSWEG - Die bittersüße Modder des amerikanischen Erwachsenwerdens
Fakten:
Mud – Kein Ausweg
USA. 2012. Regie und Buch: Jeff Nichols.
Mit: Matthew McConaughey, Reese Witherspoon, Tye Sheridan, Jacob Lofland, Ray McKinnon, Sam Shepard, Joe Don Baker, Michael Shannon, Sarah Paulson u.a. Länge: 131 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 13. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Die beiden Freunde Ellis und Neckbone entdecken am Ufer des Arkansas River ein Boot auf einem Baum. Dieses scheint beim letzten Hochwasser dort gestrandet zu sein. Im Boot entdecken sie Beweise dafür, dass jemand den Kahn als Unterkunft nutzt. Dieser Jemand erweist sich als Mud, der sich mit den beiden Jungs anfreundet. Gemeinsam helfen sie ihm, sich vor dem Gesetz zu verstecken, denn Mud ist auf der Flucht.


Meinung:
Waren wir schon mal in Arkansas? Jedenfalls im Rahmen eines Films? Ich muss wohl leider passen, schließlich habe ich hier Orte der amerikanischen Natur entdeckt, die ich so noch nicht kannte und mich so einladend auflas, wie einst der Grand Canyon oder die Sümpfe Louisianas. Allein diese Insel, auf welcher sich der sonnengebräunte „Mud“ versteckt, umringt von bis in den Horizont hineinreichenden Seen, verwehten Bäumen und dem gedämpften Grillenzirpen der Nacht. Hach ja, das erinnert einen doch mal wieder an die gar nicht mal so weit entfernte Jugend...

Review: MUD - KEIN AUSWEG - Die bittersüße Modder des amerikanischen Erwachsenwerdens

Ellis, Neckbone und Mud gehen auf Entdeckungstour

Apropos, wollen wir doch mal zum Film an sich zurückkommen, der ein sehr sorgsam gewobenes Jugendabenteuer beherbergt, das stets wehmütig nach der Sonne greift und sich dennoch am Ende des Tages pflichtbewusst und mit einer gewissen, bescheidenen Ehre seinem 'einfachen Leben' ergibt. Wird dennoch vom Mysterium des 'Outlaws' angelockt, der geholfen werden will, was man schließlich gerne für ihn in die Hand nimmt, denn immerhin wurde man ja gut erzogen - insgeheim freut man sich als junger Spund dennoch eher, dass mal was Aufregendes passiert. Und so geraten unsere jungen Helden Ellis und Neckbone (übrigens wie der Rest des Casts höchst authentisch und hervorragend gespielt) zwar in einer nervös-ringenden Welt der ehrgeizigen, lauen Rache im schwülen Sommerglühen, aber auch (jedenfalls vor allem Ellis) an die Aussicht zur ersten Liebe, was man vorher bloß naiv als 'Titties' aus dem PLAYMATE kannte. Die wird nämlich auf einmal wichtig, sobald der geheimnisvoll-coole Mud von seiner stets brennenden Flamme Juniper erzählt, auf die er wartet und hofft, dass sie eines Tages wieder zusammenkommen können, auch wenn er in ihren Kreisen inzwischen gejagt wird. Dass ein Mann der Liebe wegen auf eine Insel getrieben werden kann, macht Ellis hellhörig und so unternimmt auch er seine ersten, erfolgreichen Schritte in jene Richtung. Doch parallel wie sein neues Vorbild Mud erlebt er eine Welle der tiefen, bitteren Enttäuschung und Abweisung, dass jedes Unterfangen nur noch sinnlos erscheint - erst recht, da der große Mud vor Mutlosigkeit noch unselbstständiger daherkommt, wie jene Kids, die gleichzeitig drastisch in ihrer Menschenkenntnis heranreifen. Herzensbrüche, mit dem Gesicht voran in die Modder der Schlangengrube.

Da hilft nur noch eins: Arschbacken zusammenkneifen und frisch von vorne beginnen, selbst wenn die Gefahr mit einem omnipräsent mitschwebt - genug Erwachsene, die sich mit diesem tagtäglichen Dilemma abgefunden haben (nur meist ohne Gefahr, versteht sich), können nicht irren. Was hat man sonst vom Leben, auf geht's!
7,5 von 10 schwarzen Sumpfschlangen

vom Witte 

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