[Review mal anders] Angezwitschert – „Ein Mann namens Ove“ von Fredrik Backman / „Anna und der Schwalbenmann“ von Gavriel Savit

Manche Romane sind schön zu lesen und berühren auch. Allerdings fehlen einem manchmal einfach genügend Worte für eine umfassende Rezension. Diese Bücher, finden in meiner Unterkategorie >[Review mal anders] Angezwitschert…< doch noch ihren Platz.

Ein Mann namens Ove | Fredrik Backman | Seiten: 384 | Verlag: S. Fischer | auch erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de | Meine Wertung: 4,5*

Inhalt

42672647zHaben Sie auch einen Nachbarn wie Ove? Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde und schreibt Falschparker auf. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet…

Im Großen und Ganzen?!

Fredrik Backman, ein bekannter Blogger und Kolumnist in seiner Heimat Schweden, formte vor Jahren die Figur Ove in einem seiner Blogbeiträge. Backmans Leser waren begeistert und verlangten mehr. Und so wurde »Ein Mann namens Ove« und ein riesen Bestseller geboren. Dabei ist die Ove auf den ersten und zweiten Blick kein Sympathieträger, sondern ein mürrischer alter Mann, der sich gegen die Welt auflehnt. Er ist die Art von Nachbar, denen ich lieber aus dem Weg gehe um Stunk zu vermeiden. Aber Oves Verhalten rührt nicht von ungefähr, so viel bekommt der Leser schon sehr früh vermittelt. Allein seine Frau Sonja, die sein schwarz-/weißes Leben stets mit ihrem Wesen in sämtlichen Farben ausmalte, kannte und verstand ihn wirklich. Als sie stirbt, steht auch für Ove fest, dass sein Leben so nicht mehr funktioniert. Doch diese Meinung teilen seine nervigen Nachbarn nicht und nehmen ihn für ihre Zwecke fortan in Beschlag. Er quittiert das mit grummelnden Beschwerden. Der Autor schreibt feinfühlig und mit einem herrlichen Humor. Was ich am meisten an diesem Roman liebte, waren die Ecken und Kanten die Fredrik Backman seinem Ove verlieh und ihn somit unheimlich menschlich werden ließ. »Ein Mann namens Ove« ist eine anrührende, schrullige Geschichte mit perfekter Situationskomik, die sehr viel mehr Tiefe hat, als man es zu Beginn für möglich hält.

Anna und der Schwalbenmann | Gavriel Savit | Seiten: 272 | Verlag: cbt | auch erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de | Meine Wertung: knapp 4*

Inhalt

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Krakau, 1939. Anna ist noch ein Kind, als die Deutschen ihren Vater mitnehmen, einen jüdischen Intellektuellen. Sie versteht nicht, warum. Sie versteht nur, dass sie allein zurückbleibt. Und dann trifft Anna den Schwalbenmann. Geheimnisvoll ist er, charismatisch und klug, und ebenso wie ihr Vater kann er faszinierend viele Sprachen sprechen. Er kann Vogellaute imitieren und eine Schwalbe für sie anlocken. Und er kann überleben – in einer Welt, in der plötzlich alles voller tödlicher Feindseligkeit zu sein scheint. Anna schließt sich dem Schwalbenmann an, lernt von ihm, wie man jenseits der Städte wandert, sich im Wald ernährt und verbirgt. Wie man dem Tod entkommt, um das Leben zu bewahren. Aber in einer Welt, die am Abgrund steht, kann alles gefährlich werden. Auch der Schwalbenmann.

Im Großen und Ganzen?!

Annas Geschichte hebt sich in erzählerischer Form von anderen historischen (Jugend)Büchern hervor. Mit lyrischer, märchenhafter und kindlicher Schreibe aus der Perspektive der siebenjährigen Anna, führt Gavriel Savit den Leser durch die grauenvolle Zeit des zweiten Weltkriegs. Man begleitet die Flucht Annas und des Schwalbenmanns über mehrere Jahre. Im Schwalbenmann findet die kleine Waise eine neue Vaterfigur. So spürt man nicht nur Furcht und Verzweiflung, sondern auch väterliche Zuneigung und einen unschätzbaren Zusammenhalt. Obwohl die Geschichte nicht viel über die politische Seite des Krieges erzählt, sollte sie definitiv nicht unterschätzt werden. Hier schildert der Autor vielmehr, wie die Unschuld eines Kindes ganz langsam durch den barbarischen Krieg in sich zusammen fällt. Er webt die Grausamkeiten immer mehr um die Welt von Anna und ihren Schwalbenmann, bis das dunkle Netz des Krieges sie zu verschlingen droht. Über diese Geschichte macht man sich durch das sehr offene Ende zwangsläufig noch lange seine Gedanken. Nicht nur für Leser von Historischer YA lesenswert!


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