Review: MÄDELSABEND – NÜCHTERN ZU SCHÜCHTERN – Im gelben Kleid durch Los Angeles

Review: MÄDELSABEND – NÜCHTERN ZU SCHÜCHTERN – Im gelben Kleid durch Los Angeles Fakten:
Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern (Walk of Shame)
USA. 2014. Regie und Buch: Steven Brill. Mit: Elizabeth Banks, James Marsden, Gillian Jacobs, Ethan Suplee, Sarah Wright, Ken Davitian, Alphonso McAuley, Willie Garson u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Meghan arbeitet als Nachrichtensprecherin im Lokalfernsehen, doch dies soll nicht das Ende ihrer Karriere sein, denn die Chance aufzusteigen und bei einem landesweiten Sender als Sprecherin zu arbeiten, ist ganz nahe. Doch dann verlässt sie ihr Freund und Meghan glaubt, sie hätte ihre große Chance verstreichen lassen. Was folgt ist ein trinkfreudiger Abend, der mit einem Kater und dem Verlust von Geld, Auto und Handy endet. Zu blöd, dass Meghan doch noch ihren Traumjob bekommen kann, sie muss nur rechtzeitig zum Bewerbungsgespräch. Das ist aber alles andere als einfach. Vor allem nach einer solch durchzechten Nacht.
Meinung:
Wenn wir von Steven Brill sprechen, dann sprechen wir zwangsläufig von Komödien, die die eher brachiale, die eher infantile Gangart präferieren: Von den Adam-Sandler-Vehikeln „Little Nicky – Satan Junior“ und „Mr. Deeds“, hin zu gepflegten Rohrkrepierern der Marke „Ein Mann für alle Unfälle“ und „Movie 43“. Seinen größten Wurf hat Steven Brill wahrscheinlich mit seinem Drehbuch zur 1990er Jahre Sportler-Comedy „Mighty Ducks – Das Superteam“ gelandet, ansonsten ist der Mann und sein durchwachsenes Output kaum noch die Rede wert und am besten weiträumig zu umfahren. Humor ist es ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht, blöd nur, wenn es hinter jedem ungeachteten Vorwand einfach keine Lacher zu erspähen gibt. Und mit seinem neusten Streifen „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ mag Steven Brill vielleicht in rigoroser Dumpfheit darauf hinweisen, dass Humor immer noch an ein gehöriges Maß an Subjektivität gebunden ist, er als Autor allerdings kaum noch Talent zu Tage fördern kann.

Review: MÄDELSABEND – NÜCHTERN ZU SCHÜCHTERN – Im gelben Kleid durch Los Angeles

Ja, wir sam mit dem Radl da

„Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ handelt von der braven Nachrichtensprecherin Meghan Miles, die gerade Aussicht auf einen guten neuen Job gestellt bekommen hat, nach einer durchzechten Nacht, die ihr den Ruf als 'braves Mädchen' abverlangen wird, warten die Schwierigkeiten wider erwartend im Stakkato. Steven Brill gliedert seinen Film „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ in einer Reihe (post-)moderner Komödien, die allesamt darauf bedacht sind, ein Grüppchen Damen in den Fokus zu rücken, die mal ordentlich Reißaus nehmen und die Sau rauslassen. Dass Meghan von ihren zwei besten Freundinnen dazu animiert wird, doch mal wieder eine Discothek zu frequentieren, ändert nichts daran, dass Meghan nach ihrer Flucht aus dem Club vollkommen auf sich gestellt sein wird. Die luschige Narration verlässt sich alsbald auf eine episodische Strukturierung der Ereignisse, die Meghan von einer prekären Situation in die nächste missliche Lage scheucht. Situationskomik soll über dem Ganzen thronen, die Absenz von Timing und Charme obsiegt frühzeitig und lässt „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ stagnieren.

Viel schlimmer ist es aber, wie sich „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ permanent damit brüstet, für die Gleichberechtigung der Frau einzustehen und ihr angeblich die Chance zu ermöglichen versucht, sich von gesellschaftlichen Stigmata zu Emanzipieren. Steven Brill aber scheint in seiner (eigentlich ehrenwerten) Intention nicht verstanden zu haben, dass Feminismus Sexismus kategorisch ausschließt. Denkbar schnell kippt „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ zurück in Verhaltensmuster des abgedroschenen Komödie-Murks, der allmonatlich in das Kino kommt, und wirft sich gar sklavisch dem konventionellen wie konservativen Status quo eines solchen zu Füßen. Selbstredend muss sich Meghan schließlich an einen neuen Partner binden und darf mit diesem einer rosigen Zukunft entgegenblicken, eben weil eine (angeblich) starke Frau auf eigene Faust wohl doch nicht auf sich gestellt bestehen kann. Dass „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ nicht gänzlich verkackt, liegt an der in ein enges gelbes Kleid gehüllten Elizabeth Banks, die Spielfreude suggeriert, wo eigentlich keine existent sein kann.

3,5 von 10 schmutzigen Quanten

von souli

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