REVIEW | Legend of Tarzan

Ob Autor Edgar Rice Burroughs sich je erträumt hätte, wie lange sein Dschungelheld Tarzan in der Popkultur präsent bleiben würde? Nachdem er seine Geschichte um den von Affen aufgezogenen Jungen veröffentlichte, gab es bereits um 1918 eine erste Verfilmung mit Elmo Lincoln in der Hauptrolle. Unbekannt. Erst Johnny Weissmüller sorgte in den Tarzan-Filmen von 1932 bis 1948 dafür, dass wir noch bis heute diesen Urwald-Schrei in den Ohren klingen haben, ohne den man sich Tarzan nicht mehr vorstellen könnte. Diesen Schrei darf nun Alexander Skarsgård ausstoßen, etwas anders als das Original, wie auch Schurke Christoph Waltz bemerkt, dennoch gut, wie dieser in „The Legend of Tarzan“ gleich hinterher schiebt.

Als Kind musste man sich zwischen den Helden des Dschungels entscheiden. Entweder man war Tarzan verfallen oder Mogli, dem kleinen Jungen aus dem Dschungelbuch, der viel früher als Edgar Rice Burroughs Figur eine Disney-Verfilmung erhalten hat. Außerdem musste man sich bei Mogli nicht mit einer unnötigen Liebesgeschichte herumplagen, hier gab es noch keine Jane, sondern eine ganze Reihe von durchgeknallten Tieren, mit denen die wildesten Abenteuer erlebt wurden. Man wird merken, wohin ich tendierte. Der Junge, der im Dschungel von Wölfen aufgezogen worden ist lag in meiner Gunst vor dem Jungen, der im Dschungel von Affen großgezogen wurde.

Margot Robbie in „Legend of Tarzan“

Neben Alexander Skarsgård und Christoph Waltz dürfen wir der baldigen „Suicide Squad“ Harley Quinn Margot Robbie dabei zusehen, wie sie ihre Filmografie um eine weitere wunderbar gespielte Rolle erweitert. Nach ihrem Durchbruch in Martin Scorseses „Wolf of Wall Street“, der Gaunerkomödie „Focus“ und dem Endzeit-Drama „Z for Zachariah“ – sowie einem Blubberblasen-Gastauftritt im Oscar-Gewinner „The Big Short“ – übernimmt sie hier die Rolle der Jane, ganz und gar nicht die Damsel in Distress, die sich von ihrem inzwischen Ehemann Tarzan retten lassen müsste.

Tarzan ist eigentlich auch gar nicht mehr Tarzan, sondern lebt als John Clayton das zivilisiert-aristokratische Leben in London. Aber schon bald wird er zurück in den Kongo gelockt, um dort einem ehemaligen Rivalen ausgeliefert zu werden. Begleitet von Jane und dem Jagd-erfahrenden George Washington Williams (Samuel L. Jackson) kehrt er nun also in den Dschungel zurück, befreit dort Sklaven, tritt den Kampf gegen einen auf Rache sinnenden Stammeshäuptling an und muss ganz nebenher seine Wurzeln zur Natur wiederfinden.

Nichts erwartet. Viel bekommen. In einem Sommer voller Möchtegern-Blockbustern von „Warcraft“ bis „Independence Day: Wiederkehr“ oder dem unsäglich furchtbaren Sequel „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“, stellt „Legend of Tarzan“ die kleine Überraschung dar, die man wirklich nicht hat kommen sehen. Nicht nur wird man gut unterhalten, dem Film gelingt es darüber hinaus, dem nicht interessierten Tarzan-Muffel die Figur schmackhaft zu machen. Wenn es einem Film gelingt, dass man sich hinterher im Netz wiederfindet, wie man sich ein wenig mehr Wissen zu diesem Helden aneignet, dann muss etwas verdammt richtig gemacht worden sein. Bye bye Mogli, von dir hab ich genug gesehen, jetzt möchte ich dann doch einmal die Nase tiefer in die Abenteuer Tarzans stecken.

Alle haben Spaß in „Legend of Tarzan“

Das mag vor allem daran liegen, dass Alexander Skarsgård tatsächlich ein Tier von einem Mann ist. Es ist eines dieser Castings, bei denen man sich im Nachhinein niemand anderen mehr auf die Rolle vorstellen kann. Einzig Christoph Waltz fühlt sich langweilig an, weil er einmal mehr nur die eine Rolle spielt, auf die er in Hollywood festgelegt zu sein scheint. Inzwischen könnte man die Figuren all seiner Filme nehmen und willkürlich miteinander austauschen – einen Unterschied würde man kaum merklich wahrnehmen. Nichtsdestotrotz scheinen alle Darsteller ihren Spaß mit dem Film zu haben. Selbst Samuel L. Jackson leistet mehr als seinen sonst üblichen Kurzauftritt, in dem er nicht mehr von sich gibt als ein „Motherfucker“.

Natürlich reicht „Legend of Tarzan“ nicht an das erst kürzlich in den Kinos gelaufene „Jungle Book“ heran, um noch einmal den Mogli-Vergleich heranzuziehen. Allein die Special Effects waren dort schlichtweg bahnbrechend. Mit so etwas kann Tarzan hier überhaupt nicht dienen. Ganz im Gegenteil. So manches Mal möchte man mit schmerzverzerrten Gesicht wegschauen, wenn Tarzan an einer Liane schwingt. Aber dank einer guten Story, tollen Schauspielern, netter Action und aufkeimenden Emotionen, bekommt „Legend of Tarzan“ trotzdem den…

Daumen hoch.


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