Review: HASSKNECHT LIVE - Solo-Programm des kleinen Wutbürgers

Review: HASSKNECHT LIVE - Solo-Programm des kleinen Wutbürgers
Fakten:
Hassknecht Live
BRD. 2014. Regie: Marcel Behnke. Mit: Joachim Heist. Länge: 85 Minuten (+86 Minuten Bonus). FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 3. April 2015 auf DVD erhältlich.

Inhalt:
Keifen, schreien, aufregen. Willkommen in der Welt von „heute show“-Kommentator Gernot Hassknecht. Diesmal muss er aber ohne Anmoderation des Anchorman auskommen, denn Hassknecht steht alleine auf der Bühne und will dem Publikum zeigen, wie jeder in nur 12 Schritten zum Choleriker werden kann.



Meinung:
Man kann vom ZDF sagen was man will, doch in den letzten Jahren hat sich das Mainzer Sender durchaus Mühe gegeben das sonst eher angestaubte Programm aufzufrischen. Mit Spartensendern wie zdf_neo und neuen Formaten, haben die Programmverantwortlichen nicht unbedingt ihren Ruf des Seniorensenders abgelegt, aber es ist ihnen zumindest gelungen ihre Präsenz beim jüngeren Publikum zu steigern. Das aktuelle Flaggschiff ist die „heute show“ die freitagabends seit einigen Jahren läuft. Anfangs war es nur ein Experiment, mittlerweile ist die Sendung rund um Moderator Oliver Welke eine Institution in Sachen Comedy. Wirklich neu ist das Konzept nicht. Schon Showtitan Rudi Carrell präsentierte einst „Rudis Tagesschau“. Doch die „heute show“ ist schon etwas anders. Sie ist politischer und hat durchaus auch den Anspruch journalistisch vorzugehen. Vorbild ist, ganz klar, die amerikanische Erfolgssendung „Daily Show“ die in den USA nun seit mehr als 14 Jahren zu sehen ist.

Review: HASSKNECHT LIVE - Solo-Programm des kleinen Wutbürgers

Wutbürger Hassknecht in einer seltenen "Mir doch egal"-Position

Dort wie auch in der „heute show“ wird viel mit festen, komödiantischen Rollen gespielt. War es z.B. in der „Daily Show“ Stephen Colbert, der als Parodie auf rechtspopulistische US-Journalisten zum Star des Programms aufstieg, ist es in Deutschland der personifizierte Wutbürger Gernot Hassknecht. Der kleine, dickliche Mann mit der Brille und reduzierten Haupthaar eroberte schnell die Herzen der Zuschauer, denen es egal oder unbekannt war, dass auch diese „heute show“-Figur eine Art Klon des US-Vorbild ist (in dne USA heißt der Kommentator Lewis Black). Was anfangs als Verballhornung auf die Kommentarsektion der „Tagesthemen“ angelehnt war und hauptsächlich auf die Pointe aus war, dass Hassknecht nach einem normalen Start in schnaubenden Hasstiraden überging, ist längst zu einem Aushängeschild geworden. Ein Aushängeschild welches nun ausgekoppelt wurde – zumindest für ein singuläres Kabarettprogramm, welches nun auf DVD erschienen ist. „Hassknecht Live“ lautet der Titel. Hassknecht Fans erhalten anscheinend das, was sie erwarten: politische Brüllkomik. Mal untermauert mit Fakten, ein anderes Mal mit beherzter Polemik. Die Eleganz und Schärfe von politischen Kabarettisten wie Volker Pispers oder dem legendäre Dieter Hildebrandt erreicht die Kunstfigur Hassknecht dabei selten, bzw. eigentlich niemals. Muss sie auch gar nicht. Die humoristische Gewichtung ist eine andere. Sie ist simpler, einfacher und eingängiger, vertraut aber dafür auch zu schnell und vor allem zu oft auf zu ähnlichen, ja manchmal sogar gleichbleibenden Pointen.
Böse Zungen, die die „heute show“ und deren verschiedene Charaktere als „Mario Barth des politischen Humors“ bezeichnen, haben  nicht ganz unrecht. Wie Barth auch ist Hassknecht ein Opfer der Wiederholung. Allerdings versucht er sich in seinem Solo-Programm nicht bloß ein Brüllaffe. Die Ambitionen aus der festgefahrenen Form seiner Charakterisierung auszubrechen ist durchgängig spür bar. Manchmal funktioniert es, dann mal wieder nicht. Es bleibt aber festzuhalten, dass Hassknecht am besten als kurzer Einspieler funktioniert. Dann passt seine Mimik, sein Feuer, sein Elan. Innerhalb der gut 90minütigen Solo-Show wirkt vieles dagegen eher ein wenig zu hölzern. Echte Hassknecht-Fans wird dies aber gewiss nicht stören und sie können sich bei der DVD-Veröffentlichung von „Hassknecht Live“ auf eine zweite Disc mit den besten Auftritten des Wüterichs in der „heute show“ freuen. Ein Fest? Nun ja, Hassknecht sollte dann vielleicht doch lieber in kurzen, wöchentlichen Dosen genossen werden. Darüber hinaus ist sein Best-Of sehr schlampig und lieblos aneinander montiert.

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