Review: HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER - Es war einmal im B-Movie-Land...

Review: HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER - Es war einmal im B-Movie-Land...
Fakten:
Hänsel und Gretel: Hexenjäger (Hansel & Gretel: Witchhunter)
USA, BRD. 2012. Regie und Buch: Tommy Wirkola. Mit: Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen, Thomas Mann, Peter Stormare, Derek Mears, Pihila Viitala, Zoe Bell, Rainer Bock, Fritz Roth, Kathrin Kühnel u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Seit dem 28. Februar 2013 im Kino.

Story:
Als Kinder wurden Hänsel und Gretel unter mysteriösen Umständen von ihren Eltern getrennt und landeten vom finsteren Wald in der Hütte einer Hexe, die aber bereits wenig später im eigenen Ofen landet. Seitdem zog das Geschwisterpaar durch die Welt und machte Jagd auf Hexen. Als sie viele Jahre nach ihrem ersten Hexenmord nach Augsburg kommen, sind aus ihnen echte Profis geworden. Dennoch erwartet sie hier aber ihr bisher schwerster Fall.



Meinung:
Eines sollte sofort klar sein, aber falls es dennoch noch jemanden gibt, der damit liebäugelt „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ zu sehen, werde ich es jetzt glasklar formulieren: Der Film ist Humbug. Der reinste Schwachwinn, gebündelt auf der Kinoleinwand. Eine ziemlich seltsame Mischung aus Fantasy-Action und Märchen-Horror, die schonungslos auf uns Zuschauer losgelassen wird. Furchtbar? Grausig? Mies? Die Idee: ja. Deren Umsetzung aber nicht, die erweist sich als kurzweiliger, lässiger wie temporeicher Spaß angefüllt mit hingebungsvoller, dem Genre des Phantastischen schmeichelnder Absurdität.

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"Milch, Eier, Brot, Hexenskalps."

Das US-Debüt des norwegischen Regisseurs Wirkola, der in Australien Film studierte und mit der ziemlich müden „Kill Bill“-Parodie „Kil Buljo“ das erste Mal aus sich aufmerksam machte und dann 2009 mit „Dead Snow“ bei Splatterfans für fröhliche Furore sorgte, lebt voll und ganz vom eigenen Bewusstsein nicht mehr darbieten zu können und zu wollen, als hemmungslose Freude an Ungereimtheiten sowie Übertreibungen. Hänsel und Gretel scheinen mit ihrer Mentalität und Auftreten direkt aus einem B-Western zu entspringen. Erst schießen, dann fragen. Es sind eh alle Hexen böse. Klar, da schwingt eine misogyne Note durch Wirkolas Film. Diese wird zwar nicht damit entkräftet, dass Hexen als dämonische wie auch naturalistische Gestalten portraitiert werden und auch gegen Ende, wenn Hänsel, Gretel und der Zuschauer ein bisschen mehr Erfahren über die verschiedenen Arten von Hexen, entkräftet dies nicht das wenig latente Gefühl der Diskriminierung. Dass dies nicht zu einem Ärgernis verkommt, ist relativ simpel: Wer den Film wirklich so ernst nimmt, dass er glaubt er würde eine frauenfeindliche Haltung besitzen, dem ist die Ironie von Wirkolas Besenflieger-Hatz vollkommen entgangen und wohl auch dass Gretel sich durchaus emanzipiert durch das Abenteuer schlägt.
Besonders viel zum nachdenken bietet „Hänsel & Gretel“ abseits davon aber nicht. Dafür weckt er Erinnerungen und zwar trotz seiner modernen Action-Stilistik, an die Zeiten, als Märchen noch finster und grausam waren. Alleine das Design der verschiedenen Hexen erweist sich als wunderbarer Verweis an staubige, schwere Märchenbücher in deren Inneren schauerliche Zeichnung und Beschreibungen auf den Lesern warteten. Vielleicht tat das mitwirken von Europäern – gedreht wurde zum Teil in Babelsberg – dem Film gut. Anders als in anderen, vornehmlich amerikanischen Märchenfilmen, wirkt hier alles wunderbar erdig und kitschfrei. Besonders deutlich wird dies bei den Hexen. Jede besitzt über einen eigenen Look und diese erinnern zum Teil an Gothic Metal, aber auch an die schön-schrecklichen Fratzen eines „Evil Dead“. Henrietta lässt schön grüßen.

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Hänsel. Mal ehrlich wer erzittert bei diesem Namen nicht?

Trotz allem funktioniert „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ weniger als Horrorstück, sondern mehr als spaßbetonte Action-Gaudi. Tommy Wirkola hält dabei durchaus gut die Balance. Er weiß wann Pausen ratsam sind und wann es wieder halsbrecherische Aktionen im Zentrum stehen sollten. Dabei verlässt er sich nicht nur auf handelsübliche Action. Ohne mit der Wimper zu zucken lässt er auch magisches, blutiges und fremdländisches zu. Was ein Troll bei Hänsel und Gretel zu suchen hat? Keine Ahnung, aber auch dieser bringt amüsante Momente in die Inszenierung mit ein. Leider haben die „Hexenjäger“, die u.a. von Will Ferrell produziert wurden, den Fehler, dass sie storytechnisch zu oft Erwartungen schüren, diese aber zu oft nur marginal behandelen. Hänsels Diabetes, der Zwist zwischen dem Amtsrichter und dem Bürgermeister sowie Gretels Fan und dessen Schwärmerei für sie, dies wird alles so in die Geschichte integriert, dass eine Fortführung dieser Handlungsfragmente unausweichlich scheint. Sie werden dann aber nur zaghaft oder sehr halbherzig weiterentwickelt oder sogar ganz und gar fallengelassen werden.


„Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ ist sicherlich nicht perfekt. Hinter seiner ironischen Art steckt ein sehr einfaches Konzept und mit seinem Duktus aus Action, Blut, Humor und Horror kann er nicht dauerhaft kaschieren, dass er doch recht häufig sehr krampfhaft versucht seinen Stil aufrecht zu erhalten. Wer gravierende Fehler sucht, wird sie hier definitiv finden. Wer ohne größere Ansprüche unterhalten werden will allerdings auch und wer mal wieder ein Werk sehen will, dessen 3D überzeugt, ist hier auch richtig.7 von 10 zerteilten Bibi Blocksbergs


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