Fakten: Genug gesagt (Enough Said)
USA, 2013. Regie & Buch: Nicole Holofcener. Mit: Julia Louis-Dreyfus, James Gandolfini, Catherine Keener, Toni Collette, Ben Falcone, Tracy Fairaway, Eve Hewson, Amy Landecker, Tavi Gevinson u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. Im Kino.
Story: Eva ist eine alleinerziehende Mutter jenseits der 40, seit 10 Jahren geschieden und verdient ihr Geld als Masseuse. Ihre Tochter steht kurz davor, dass heimische Nest in Richtung College zu verlassen. Auf einer Party lernt sie Albert kennen, ebenfalls geschieden und alleinerziehend, nur auf den ersten Blick nicht unbedingt ihr Typ. Dennoch, als Albert sie zu einem Date einlädt, lässt sie sich darauf ein. Und siehe da: Zwischen ihnen funkt es leicht. Vor Eva und Albert scheint eine glückliche Zukunft zu liegen, bis sie feststellt, das Albert der Ex-Mann ihrer Kundin und neuen Freundin Marianne ist. Die hat sich öfter über ihren unmöglichen Ex bei ihr ausgelassen, nur da wusste Eva noch nicht, wer er ist. Mit diesem Hintergrundwissen im Kopf sieht sie Albert und ihre frische Beziehung mit ganz anderen Augen.
Meinung:Einen schalen und bitteren Beigeschmack wird der Film von Nicole Holofcener immer haben: Er ist der letzte von James Gandolfini. Kurz nach Fertigstellung verstarb der charismatische Mime an einem Herzinfarkt. Als hätte er es geahnt spielt Gandolfini so wunderbar, ehrlich und zutiefst sympathisch. Der oft als Bad-Guy aufgetretene Hüne liefert mit Sicherheit eine seiner besten Leistungen. Als Partnerin ist Julia Louis-Dreyfus zu sehen, wohl am besten bekannt durch ihre Rolle in der Erfolgs-Sitcom "Seinfeld", die gut ein Jahrzehnt lang in den USA ein Riesenhit war, bei uns immer ein leichtes Schattendasein fristete. Ihre Filmkarriere kam nie richtig in die Spur. In dieser kleinen Produktion beweist sie, dass es nicht an ihren Fähigkeiten liegen kann. Inzwischen in einem Hollywood-kritischen Alter angelangt (zwischen sehr jung und sehr alt ist da wenig Platz), dürfte sie sich durch diesen Auftritt wieder ins Gedächtnis des Publikums und einiger Filmschaffender zurück spielen.
Es entstehen Zweifel
Ja, die Hauptdarsteller sind toll und die Chemie zwischen ihnen stimmt jede Sekunde. Man nimmt ihnen das Knistern untereinander voll und ganz ab. Sie harmonieren prächtig und dürfen sich einige amüsante, geerdete und glaubwürdige Dialoge um die Ohren hauen. So spaßig und charmant das alles kurzzeitig und partiell ist, "Genug gesagt" hat als Film an sich nicht viel Haltbarkeitszeit. Denn was er einem erzählt ist trotz seines netten Auftretens eher seichte Unterhaltung ohne wirklich markante Momente und wichtigen Inhalt. Es geht um Singles in den nicht mehr wirklich besten Jahren, deren Kinder langsam flügge werden und sie somit von der Einsamkeit bedroht werden. Durch Zufall finden sich zwei dieser Seelen, lernen sich kennen und lieben, werden jedoch durch einen noch größeren Zufall auf eine harte Probe gestellt. Der Stoff ist recht nett und hat durchaus Potenzial, nur weiß die Handlung niemals so zu gefallen wie die Darsteller und gesonderte Momente, in denen "Genug gesagt" seine angepeilte Qualität durchaus zu vermitteln vermag. Kitschig ist der Streifen zu keiner Sekunde, was in dem Genre schon mal etwas wert ist. Nur plätschert alles so harmonisch und sanft dahin, dass echte Highlight nicht auszumachen sind. Wenn es dann vorbei ist, bleibt die merkwürdige und ernüchternde Erkenntnis, dass das jetzt alles war.
"Genug gesagt" könnte eine schöne, stille Perle sein und schafft es immer mal wieder, diesen Eindruck aufblitzen zu lassen. Nur beim Aufblitzen bleibt es. Ohne sein wunderbares Darsteller-Duo würde wenig hängen bleiben. Die erledigen ihren Job dafür so klasse, dass sich ein großer Zwiespalt auftut. Wohin mit dem Film? Schwierig. Die Mitte ist einerseits zu wenig, andererseits genau richtig und manchmal fast zu viel. Kann man sicher sehr mögen, trifft nur ganz sicher nicht auf jeden zu. Extreme Geschmacks- und Ansichtssache. Ausprobieren und dann urteilen, allein Gandolfini hat es verdient.
5 von 10 Massagen bei der Ex