Review: Der Anime-Klassiker “Akira” im Steelbook-Outfit

alle Bilder © Universum Film

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Mit einer edlen Steelbook-Edition wird dieser Tage dem Anime-Klassiker Akira von Katsuhiro Otomo gehuldigt. Basierend auf dem gleichnamigen Manga (der mit über 2000 Seite geradezu episch genannt werden kann) ebenfalls von Otomo, entführt uns dieser 1988er Sci-Fi Anime in eine dystopische Cyberpunk-Version Tokyos (jetzt: Neo Tokyo) des Jahres 2019. Akira erzählt von Tetsuo Shima, einem ungestümen Jugendlichen mit einem Faible für Motorräder, der übersinnliche Fähigkeiten entwickelt und schon bald von seinem besten Freund Shotaro Kaneda davon abgehalten werden muss, die gefangen gehaltene psychische Kraft Akira zu entfesseln.

Auf der besagten Steelbook-Edition befindet sich sowohl die Ur-Synchronfassung von 1991 mit der Stimme von Julien Haggége (die deutsche Stimme von Jensen Ackles als Dean Winchester in Supernatural) als Tetsuo und Alexander Doering (die Stimme von Sam Worthington in Avatar – Aufbruch nach Pandora) als Kaneda, als auch die Neu-Fassung von 2005, in der amüsanter Weise Haggége nun Kaneda spricht, während Gerrit Schmidt-Foß (die deutsche Stimme von Leonardo DiCaprio) die Rolle des Tetsuo übernommen hat.

Auf visueller Ebene besticht der Film durch sein überaus umfangreich und detailverliebt gestaltetes Bild von Neo-Tokyo. Vom Hinterhof bis zum Highway, auf dem sich die konkurrierenden Motorradgangs der Kapseln (Capsules, zu denen auch Tetsuo und Kaneda gehören) und der Clowns bekriegen wird hier Dystopie pur gezeichnet. Während Neo-Tokyo sicherlich Anleihen beim Blade Runner zieht, erinnert die zerfallene Altstadt an den späteren Playstation-Klassiker Final Fantasy 7 und den dortigen Slums von Midgar.

Akira (Szenebild)Mit dem Bild Neo-Tokyos wird bereits Kritik am Überwachungsstaat geübt – Identitätskarten zur Kontrolle eingesetzt. Die Regierung ist ungeliebt, studentische Proteste, gegen die die Polizeikraft des Staates gehetzt wird, verursachen Tumult auf den Straßen der Stadt. Die Dystopie zeigt sich also nicht nur in der Bildgestaltung, sondern auch in der Geschichte selbst. Auch wenn nicht im Fokus des Films, entwickelt Akira hierdurch sein immens real wirkendes Weltbild der Zukunft.

Wenig zimperlich zeigt Akira Gewalt gegen Frauen – keine Seltenheit im ernst gemeinten japanischen Anime, man nehme den erst kürzlich real verfilmten Kite – und bringt uns beim Zusehen ins Schwanken, wenn Tetsuo seine psychisch bedingten Wahnvorstellungen erlebt, sich seine Wahrnehmung verlangsamt oder er von Schweißausbrüchen geplagt wird. Wir fühlen seinen Zustand immer mit, auch wenn dieser irgendwann gänzlich abgedreht in Szene gesetzt wird und Tetsuo sich in ein Wesen anderer Sphären transformiert. Hier hört die Identifikation dann erstmal auf.

Bei aller Liebe zum Film, der auf so vielen Ebenen überzeugt, muss man sich allerdings eingestehen, dass man arg Aufmerksam sein muss – oder bestenfalls den Manga gelesen haben sollte – um der Story zu folgen. Unaufmerksamkeit wird mit Ratlosigkeit bestraft. Denn vermisst man auch nur einen Moment des Films, fühlt man sich wie aussen vor gelassen. Wenn man sich aber wie ein kleines Kind vor den Fernseher hockt, vom Bildschirm angeflimmert in die Welt Akiras eintaucht, dann wird man einen der wohl besten Sci-Fi Filme überhaupt zu Gesicht bekommen. Auch wenn das Ende etwas abgedreht daher kommt.

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