Reihe: “Halloween” erstrahlt unter Rob Zombie im neuen Gewand

Halloween Rob Zombie (Lang)

In 2007 wurde die Halloween-Reihe einer neuen Generation zugänglich gemacht, die sich letztendlich bisher eher darüber amüsierte, wie schlicht und einfallslos sich der Killer Michael Myers durch diese „altertümlichen“ Filme bewegt, die sich überhaupt nicht mit den State of the Art-Horrorfilmen vergleichen lassen. So sehr man auch von Rob Zombie als Filmemacher abgeneigt ist, muss man doch anerkennen, dass er mit seinem Halloween-Reboot eine gerechte Ehrerbietung vor Michael Myers geschaffen hat.

Er versetzt uns in ein zeitloses Haddonfield, wo nur das Datum des 31. Oktobers eine Bedeutung hat, nicht aber eine Jahreszahl, die nie eingeblendet wird. Die Teenager, die hier leben, hören Musik die gestern wie heute aktuell ist, kleiden sich so unzeitlich allgemein, dass man höchstens ausmachen kann, dass man sich nicht in tiefster Vergangenheit oder fiktionaler Zukunft befindet. Es ist ein Durchschnitts-Amerika, wie es ein Rob Zombie wohl gerne verteufeln würde. Indem er seinen Michael Myers hierher schickt, macht er das dann auch irgendwie.

Dieses Halloween darf aber nicht allein als Remake des 1978er Klassikers von John Carpenter gesehen werden, sondern zugleich auch als Prequel. Denn mit seiner Laufzeit von zwei Stunden, packt Rob Zombie viel mehr in diesen Film hinein, als es in der Urfassung der Fall war. Und auch hier überrascht Zombie, der nicht etwa den Schlächter Myers noch mehr Morde begehen lässt und martialische Gore-Einlagen bietet. Vielmehr beschäftigt er sich in der ersten Stunde des Films mit dem Jungen Michael, der sich hinter einer Clownsmaske versteckt, da die wirkliche Welt ihn so sehr peinigt. Das Elternhaus ist nicht intakt, in der Schule wird er gehänselt, an Halloween – welch markantes Datum für den kleinen Jungen – wird er geradezu verstoßen. Niemand geht mit Michael auf Süßigkeiten-Jagd: der Vater liegt versoffen schlafend im Sessel, die Schwester Judith macht in ihrem Zimmer mit ihrem Freund rum und die Mutter muss in einer Stripbar das Geld verdienen gehen.

Nun mag der geneigte Horrorfilm-Fan unweigerlich auf den großen Auftritt des bekannten Michael Myers warten, der mit zerschlissen-weißer Maske die Kehlen anderer Leute aufschlitzt, doch gerade diese erste Stunde hebt den 2007er Halloween so sehr vom Normal-Horrorfilm ab. Rob Zombie schafft es dem Massenmörder eine begründete psychische Störung anzuhängen, die darüber hinaus noch dadurch angetrieben wird, dass Klein-Myers in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird, wo ein gewisser Dr. Loomis die Arbeit mit und an dem Jungen aufnimmt. Weggesperrt und für abnormal erklärt, entfaltet sich hier nicht unbedingt die beste Umgebung für Michael, um seinen psychisch labilen Zustand zu verbessern.

Dr. Loomis wird hier von Malcolm McDowell gespielt, ein kongenialer Schachzug Zombies, der damit die Stärke eines Donald Pleasence ebenbürtig auf die Leinwand bringt. McDowell mimt einen Loomis, der nicht nur wild mit der Waffe umher wedelnd durch die Straßen Haddonfields hetzt um einen Mörder zur Strecke zu bringen, sondern einen Mann, der Michael Myers schon seit frühester Kindheit kennt und behandelt, ihn zugleich aber in seiner Eigenschaft als Wissenschaftler auch erforscht. Die Augen als Tor zur Seele spielen dabei immer wieder eine immens wichtige Rolle. Malcolm McDowells Dr. Loomis kaufen wir viel mehr die Doktorwürde ab, schon allein durch eingestreute wissenschaftliche Fachvorträge, die dieser Mann halten darf, als wir es Donald Pleasence in seiner manischen Darstellung abgenommen hätten. Bei Pleasence war es ein nettes Drehbuch-Beiwerk, bei McDowell wurde es ausgefeilt. Eben wie die Kindheit von Michael Myers. Rob Zombie zeigt hier nichts, was er nicht auch erklären und begründen könnte.

Nach der ersten Stunde macht der Film dann auch seinen Zeitsprung und befördert uns fünfzehn Jahre weiter. Hier entfernt sich das bisherige Prequel und wird zum entsprechenden Remake des Halloween-Originals. Scout Taylor-Compten wird für Rob Zombie zu Laurie Strode, jene Rolle die Jamie Lee Curtis zur Scream-Queen erhob. Taylor-Compton gelingt eine solch ikonenhafte Darstellung nicht, dennoch erfüllt sie ihren Zweck als Hauptopfer für Michael Myers. Sie schlägt sich mit dem Mörder durch wackelige Actionszenen – nicht negativ gemeint, sondern stilistisch sogar ganz hübsch anzusehen – der Film arbeitet hier tatsächlich etwas ästhetisierter als die Urfassung, zeigt zugleich mehr Gore, mehr Blut und lauteres Geschrei der Opfer. Vielleicht eher unabsichtlich führt dieses extreme Gebrüll und die vorherige Mitleidsnummer der schweren Kindheit von Michael Myers dazu, dass wir gar nicht so sehr um die Tode der jeweiligen Teenies trauern, sondern viel mehr für Myers jubeln, wenn dieser seinem Ziel immer näher kommt.

Rob Zombie ist damit eine mehr als gerechte Neuausrichtung des Halloween-Stoffes und des Mythos um Michael Myers gelungen, mit dem die heutige Generation von Horrorfilm-Fans getrost zufrieden sein darf. Von den drei „großen“ Horrorikonen Michael Myers, Freddy Krueger und Jason Voorhees, die allesamt bereits in das 21. Jahrhundert überführt wurden, darf Halloween sich ohne zu blamieren vorzeigen, während die anderen beiden Neu-Verfilmungen sich besser weiterhin verstecken sollten.

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